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Berlin: Ein Bordell zieht um: "Café Pssst!" will in die Kurfürstenstraße

Das bekannteste Bordell Deutschlands will umziehen. Das Wilmersdorfer "Café Pssst!

Das bekannteste Bordell Deutschlands will umziehen. Das Wilmersdorfer "Café Pssst!" könnte bald nahe dem Lützowplatz am Schöneberger Teil der Kurfürstenstraße zu finden sein. Wirtin Felicitas Weigmann verhandelt gerade über den Kauf leer stehender Lokalräume. Ein Vertragsentwurf liege bereits vor, sagte sie gestern.

Anfang Dezember hatte Felicitas Weigmann vor dem Verwaltungsgericht spektakulär gegen das Wilmersdorfer Wirtschaftsamt gewonnen, das ihr die Gaststättenlizenz für die hauseigene Bar entziehen wollte. Prostitution sei nicht mehr grundsätzlich sittenwidrig, urteilte die 35. Kammer. Die Wertvorstellungen in der Gesellschaft hätten sich geändert. "Anbahnungsgespräche" zwischen Freiern und Huren bedeuteten daher keinen Verstoß gegen das Gaststättengesetz.

Den Bürgermeister von Tempelhof-Schöneberg, Dieter Hapel (CDU), haben die Umzugspläne überrascht. Er will "gegebenenfalls prüfen lassen", ob die Ansiedlung planungsrechtlich zulässig ist. Felicitas Weigmann sieht keine Hindernisse. Sie sagt, das ausgesuchte Gebiet sei trotz der nahen Wohnbauten ein so genanntes Kerngebiet, in dem Gewerbenutzung generell zulässig ist. Entlang der Kurfürsten- und Lützowstraße stehen auch Huren am Straßenstrich.

Aus Wilmersdorf wird das "Café Pssst!" voraussichtlich in vier Monaten wegziehen. Der Vermieter hatte schon zum Jahreswechsel gekündigt, duldet den Betrieb aber noch. Die geplanten neuen Räume sind rund 430 Quadratmeter groß. Felicitas Weigmann plant nun auch eine Tanzfläche.

Unter den Bezirkspolitikern von Charlottenburg-Wilmersdorf hat sich der Umzug noch nicht herumgesprochen. Sie diskutierten in der BVV am Donnerstagabend ausführlich über das Gerichtsurteil zu Gunsten des Bordells. Auf Anfrage des FDP-Verordneten Jürgen Dittberner sagte Wirtschaftsstadtrat Klaus-Dieter Gröhler (CDU), das Bezirksamt habe bisher noch nicht entschieden, ob Berufung beim Oberverwaltungsgericht eingelegt werden soll. Die schriftliche Urteilsbegründung stehe noch aus.

Gröhler sagte, es gebe viele gegensätzliche Urteile zur Prostitution. Eine andere Kammer des Verwaltungsgerichts hat 1998 wohl die Unsittlichkeit bestätigt. Gröhler: "Die Rechtsordnung erscheint noch nicht in neuem Lichte." Überrascht reagierten die Verordneten auf die Meinung der CDU-Fraktionsvorsitzenden Marion Halten-Bartels. Sie zweifelte den Sinn weiterer rechtlicher Schritte an. Das "Café Pssst!" gilt als gut geführter Betrieb ohne Begleitkriminalität. Das Thema soll nun in BVV-Ausschüssen weiter beraten werden.

Ein Umzug des Bordells muss nicht das Ende des Gerichtsverfahrens bedeuten. Charlottenburg-Wilmersdorf könnte eine so genannte Fortsetzungs-Feststellungsklage anstreben, um zu klären, wie generell mit Rotlicht-Bars umgegangen werden soll.

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