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Berlin: Polizei zerschlägt Schleuserbande

Elf Verdächtige in Berlin und Brandenburg verhaftet Seit Juni schmuggelten sie 165 Vietnamesen ein

Bei einem Großeinsatz ist es der Polizei und Staatsanwaltschaft am Donnerstag gelungen, eine international agierende Schleuserbande zu zerschlagen. Sie steht in Verdacht, Vietnamesen aus ihrer Heimat über Tschechien, Berlin und Frankreich nach Großbritannien verschleppt zu haben. Die Beamten durchsuchten insgesamt 36 Wohnungen in Berlin, in neun Orten in Brandenburg sowie in einem in Sachsen. Dabei wurden elf mutmaßliche Schleuser verhaftet. Zudem gab es 17 Festnahmen: Vietnamesen, die dafür bezahlt hatten, aus ihrer Heimat nach Europa gebracht zu werden.

Drahtzieher sind offenbar zwei 23 und 27 Jahre alte Eheleute aus Vietnam, die eine Aufenthaltsgenehmigung haben und in Oberschöneweide leben. „Sie haben sehr organisiert und hierarchisch strukturiert die Schleusungen organisiert“, sagte Frank Worm von der zuständigen Sonderkommission „Spider“. Die Ermittler des Landeskriminalamtes seien über einen Hinweis bereits im Juni 2007 auf die Spur der Bande gekommen. Seither soll das Paar mit seinen Komplizen 165 Vietnamesen eingeschleust haben. Die Bande verdiente daran rund 1,5 Millionen Euro, denn jeder der Geschleusten zahlte 20 000 Euro. Wie der Kriminaldirektor erklärte, unterschied sich das Vorgehen der Bande von den „oftmals menschenunwürdigen Schleusungen, die wir bei vergangenen Einsätzen gesehen haben“. Die Reisen der Vietnamesen seien „komfortabler“ abgelaufen, sagte Worm. Das heißt, sie wurden nicht in Kühltransportern geschmuggelt, sondern per Flugzeug, Auto, Bahn und Fähre über Deutschland nach England gebracht. Zudem erhielten die Geschleusten für die hohe Summe, die sie zahlten, eine „Garantie“, dass sie in jedem Fall bis zum Zielort gebracht würden. Denn selbst wenn die Polizei die illegale Einreise von Vietnamesen aufdeckt, bleibt den Ermittlern nur übrig, diese festzunehmen und der Ausländerbehörde zu übergeben. Abgeschoben werden können sie wegen eines Abkommens mit Vietnam jedoch erst, wenn sie zum dritten Mal festgenommen wurden. Ist dies nicht der Fall, erhalten die Vietnamesen von der Ausländerbehörde eine Aufenthaltsduldung – dürfen dann Deutschland aber nicht verlassen. In der Regel wenden sich die Eingeschleusten sofort wieder an die Menschenschmuggler, um einen erneuten Versuch zu starten, an ihren Zielort zu kommen. Wenn sie dann zum Beispiel in Frankreich aufgegriffen werden, kommen sie wieder nach Deutschland – und sind zum zweiten Mal festgenommen

Berlin gelte als „Drehscheibe“, weil im Ostteil bereits viele Vietnamesen leben „und sich die Geschleusten hier unauffälliger bewegen können“, sagte Worm. Für die 17 festgenommenen Vietnamesen sehe es momentan schlecht aus, weitergebracht zu werden: Schließlich sitzen die Drahtzieher in Haft und können vorerst nichts organisieren. Tanja Buntrock

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