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Berlin: "Race-Center": Ein bisschen Nürburgring

Der Tourenmesser pendelt bei 4000 Umdrehungen, die roten Ampeln verlöschen und beim Tritt aufs Gaspedal drückt die rasante Beschleunigung den Fahrer in den Sitz. Es ruckelt, als er den Rennwagen aufs Kiesbett am Rand der Piste steuert.

Der Tourenmesser pendelt bei 4000 Umdrehungen, die roten Ampeln verlöschen und beim Tritt aufs Gaspedal drückt die rasante Beschleunigung den Fahrer in den Sitz. Es ruckelt, als er den Rennwagen aufs Kiesbett am Rand der Piste steuert. Bei Vollgas, wenn die Tribünen vorbeihuschen, vergisst der Mensch am Lenkrad ganz schnell, dass er sich im ersten Stock eines Reinickendorfer Geschäftshauses befindet und nicht wirklich auf dem Nürburgring. In der Scharnweber Straße 130 gibt es seit gestern das Race-Center - eine in Europa neuartige Generation von Autorenn-Simulation.

Da gerät der Berliner Motorsportler Klaus Schwantes ins Schwärmen: "Erstmals ist es in dieser Vollendung gelungen, Hard- und Software zu kombinieren." Mit Geschäftspartner Christian Bernau hat er anderthalb Millionen Mark in den Laden investiert. Möchtegern-Piloten sitzen bei ihm in Originalkarosserien Formel-Eins-ähnlicher, amerikanischer Champ-Cars. Die wurden auf ein Hydrauliksystem gesetzt. Was während des Rennens auf dem Bildschirm davor passiert wird aufs Fahrzeug übertragen. "Nur der Fahrtwind fehlt", stellte einer der ersten Testfahrer, der französische Grand Prix-Pilot Thierry Boutsen, fest. Er moderiert auch das Einführungs-Video, das Anfänger mit der Technik vertraut macht.

Automatik oder Schaltgetriebe, Nürburgring oder Monza - der Fahrer hat die Wahl. Derzeit programmieren sie den Lausitzring. Vier bis sechs Wochen dauert das Austüfteln der neuen Software.

Bei 360 Sachen kommt der Grand Prix-Anfänger bei enger Kurvenfolge garantiert ins Schleudern. Bezirksbürgermeisterin Marlies Wanjura weiß das. Als sie gestern zur offiziellen Eröffnungsrunde startete, spielte sie auf Gegenkurs Geisterfahrerin. Macht nichts: Das Amateurprogramm läuft nach dem Crash auf Knopfdruck weiter. Boxenstopp nicht nötig. "Aber Benzinverbrauch und Reifenverschleiß zum Beispiel sind absolut realistisch" , sagt Klaus Schwantes.

Acht der ohne Software jeweils 85 000 Mark teuren Rennwagen stehen in Reinickendorf zur Verfügung. Die Simulation erlaubt auch ein volles Grand-Prix-Feld mit 22 Fahrzeugen. Eine siebenminütige Testfahrt ist für 14 Mark zu haben, während der "Happy Hour" (montags bis donnerstags 14 bis 18 Uhr, freitags 12 bis 16 Uhr) kostet sie zwölf Mark. Sogar richtig lange Rennen sind möglich. An den Start gehen kann jeder, dessen Körpergröße zwischen 1,45 und zwei Metern liegt. Für Gruppenveranstaltungen steht ein separater Clubraum zur Verfügung. Und noch etwas: Zum Auftakt der Grand Prix-Saison am Sonntag in Australien bietet das Race Center ab ein Uhr früh eine Live-Übertragung auf Großbildschirm plus Simulatorrennen und Frühstück. Anmeldungen sind unter Telefon 41713535 möglich.

Rainer W. During

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