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Berlin: Sieben Stunden durchs All

Star-Trek-Fans feierten den Start des neuen Films – und schauten gleich zwei weitere an

Sternenzeit -319959,41; Lt. Commander Georg Ulrich hat gegen 19.45 Uhr in seiner Föderationsuniform Platz genommen auf der Brücke im Saal 1 des Zoo Palasts. Vor ihm und etwa 300 weiteren „Trekkies“ liegt eine über siebenstündige Reise in den Weltraum, um fremde Welten zu entdecken. „Star Trek 10 – Nemesis“ hatte gestern um Mitternacht Premiere, das UCI-Kino hat ins Archiv gegriffen und bot den Zuschauern zur Einstimmung auch die letzten zwei Filme mit der Crew um Captain Jean-Luc Picard.

Commander Ulrich ist vorbereitet: auf seinem Schoß Burger und Fritten aus einem Replikator um die Ecke, koffeinhaltige Brause zum wach bleiben und eine Packung Taschentücher. „Ich bin erkältet“, sagt er. Da hilft auch keine Föderationsmedizin, die Sternenflotte verlangt eben das Letzte ab von ihren Fans und Offizieren.

Die Story von „Nemesis“ ist schnell erzählt: Der gute Föderationskapitän Picard trifft auf seinen bösen Klon Shinzon, der als romulanischer Prätor mit einer bio-genetischen Waffe den gesamten Alpha-Quadranten bedroht und überdies gierig ist auf das Blut seines genetischen Originals. Wir lernen, dass Massenvernichtungswaffen Unheil anrichten, genetische Kopien keineswegs auch über die moralischen Eigenschaften des unfreiwilligen DNS-Spenders verfügen und die Suche nach dem Potenzial, ein besserer Mensch zu werden, selbst Androiden zu Helden werden lässt. Klingt irgendwie bekannt? Der Zorn des Khan lässt grüßen…

Nach dem Triple-Feature-Marathon sitzt die Uniform von Georg Ulrich nicht mehr faltenfrei, Erschöpfung spiegelt sich auf dem Gesicht. „Das war kein Star-Trek-Film“, resümiert er ein wenig enttäuscht, „das war ein ,Picard-Film‘!“ Die schlechten Kritiken seien nicht ganz unbegründet, der Fokus auf die Figur des Captain reduziere die anderen Rollen auf Stichwortgeber. Action und Effekte aber machten den Film sehenswert, so dass der lange Abend sich durchaus gelohnt hat. Ohne Warp-Antrieb geht’s jetzt mit dem Nachtbus nach Hause.

Ole Meiners

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