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Berlin: Soll das Rauchen auf Spielplätzen verboten werden ?

Nur Hundekot ist ekliger als zertretene Zigarettenkippen, die leider auch auf Kinderspielplätzen herumliegen. Hunde dürfen aus gutem Grund nicht auf Spielplätzen herumlaufen.

Von Ulrich Zawatka-Gerlach

Nur Hundekot ist ekliger als zertretene Zigarettenkippen, die leider auch auf Kinderspielplätzen herumliegen. Hunde dürfen aus gutem Grund nicht auf Spielplätzen herumlaufen. Aber warum ist es Eltern erlaubt, ihrem Nachwuchs ein schlechtes Beispiel zu geben, indem sie neben der Rutsche oder der Sandkiste sitzen und qualmen? Nicht einmal an der frischen Luft haben die Kinder eine Chance, ihre Väter und Mütter ohne „Fluppe“ zu sehen. Das prägt sich ein.

Dann merken die Kinder vielleicht erst in der Schule, dass es rauchfreie Zonen gibt. Und wenn gleich mehrere Eltern rauchen, steigt auch im Freien der blaue Dunst in empfindliche Kindernasen. Ganz abgesehen davon, dass die Jüngsten, die noch alles in den Mund stecken, einen Zigarettenrest probieren könnten. Der Nikotinsucht ausgerechnet auf dem Spielplatz nachzugeben, zeigt fehlenden Respekt vor den eigenen und anderen Kindern. Es ist rücksichtslos.

Ein Kinderspielplatz ist eine geschützte Zone für Kinder – dort kann nicht alles erlaubt sein. Deshalb wäre es auch kein Zeichen blindwütiger Verbotsbürokratie, das Rauchen zu untersagen. In der Regel sind Spielplätze öffentliche Einrichtungen, es dürfte keine unüberwindbaren juristischen Hürden geben, um ein solches Verbot auszusprechen und zu kontrollieren. Man muss es nur wollen.

Ich sehe das Bild schon vor mir: Ungeduldige Eltern, die vor dem Klettergerüst von einem Bein auf das andere treten, widerwillig Kaugummi kauen und ihre Sprösslinge nach kurzer Zeit nötigen, nun endlich mit dem Spielen aufzuhören, sie ins Auto schleifen, um sich dort die ersehnte Zigarette anzustecken.

Rauchverbot in öffentlichen Gebäuden, Rauchverbot in Gaststätten, Rauchverbot auf Bahnhöfen und S-Bahn-Stationen – da bleibt am Ende nur die eigene Wohnung oder eben das eigene Auto: der kleinste Raum, in dem das Passivrauchen am schädlichsten ist. Ausgerechnet das Auto ist von der momentanen Verbotsorgie ausgenommen – verfassungsrechtlich nichts zu machen, sagen die Politiker. Das ist absurd und zeigt einmal mehr, dass Verbote auf Dauer nie die Eigenverantwortung und Einsicht ersetzen können. Nein, sie verlagern das Problem nur und führen zu Anstrengungen, das Nichterlaubte doch zu tun.

Wofür will sich der Staat denn noch alles zuständig fühlen? Wer auf Bänken abseits der Klettergerüste an der frischen Luft in Ruhe eine Zigarette raucht, darf nicht kriminalisiert werden. Wer den Rauch seinen eigenen oder fremden Kindern ins Gesicht bläst oder die Kippen in den Buddelkasten wirft, kann und sollte von anderen Eltern auf sein rücksichtsloses Verhalten aufmerksam gemacht werden. Das beschämt und wirkt dadurch besser als jedes Verbot. Sandra Dassler

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