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Der Klimaaktivist Wolfgang Metzeler-Kick (l) vom Bündnis «Hungern bis ihr ehrlich seid» malt steht neben der Tafel mit der Anzahl seiner Hungerstreik-Tage neben Adrian Lack (r) nach einer Pressekonferenz über den Gesundheitszustand der Klima-Hungerstreikenden.

© dpa/Carsten Koall

Update

Spontandemo vor SPD-Zentrale in Berlin: Gesundheitszustand von Person aus Hungerstreik-Camp „weiterhin bedenklich“

Eine Person aus dem Hungerstreik-Camp ist am Mittwochmorgen zusammengebrochen. Ärzte haben die Betreuung des Aktivisten eingestellt. Die Person will dennoch weiter hungern.

| Update:

Eine Person beim Hungerstreik im Camp im Berliner Invalidenpark ist am Mittwochvormittag zusammengebrochen. Unterstützer verständigten den Rettungsdienst. Der liefert die 35 Jahre alte Person namens Tin in das Bundeswehrkrankenhaus Berlin ein. Tin hatte sich dem Protest am 30. April angeschlossen.

In seinem Instagram-Profil hatte Tin über seine Teilnahme berichtet.

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Ein Mitstreiter – Klimaaktivist Michael Winter – ist nach einem Monat Hungerstreik in so schlechtem Zustand, dass das Ärzteteam des Berliner Camps die medizinische Begleitung nicht mehr verantworten kann, teilte „Hungern bis ihr ehrlich seid“ mit. Die Mediziner hätten ihre Arbeit deshalb eingestellt. Der 61-Jährige und der 49-jährige Wolfgang Metzeler-Kick setzen den Hungerstreik dennoch fort, sagte eine Sprecherin.

Auch Tin sei entschlossen, den Hungerstreik fortzusetzen, sagte ein Sprecher der Kampagne. Am Nachmittag teilten die Aktivisten mit, dass Tin wieder aus dem Krankenhaus entlassen wurde, „sein Gesundheitszustand ist allerdings weiterhin bedenklich“. Die Aktivisten organisierten dennoch am Mittwochabend eine Spontandemonstration an der SPD-Zentrale in Berlin. Tin sprach dort und betonte, den Hungerstreik fortsetzen zu wollen. Laut Schätzungen eines dpa-Fotografen versammelten sich etwa 30 bis 40 Menschen. Die Polizei machte zur Anzahl der Teilnehmer am Abend keine Angaben.

Tin war in der Vergangenheit bei Aktionen der Letzten Generation dabei und dokumentierte das immer wieder auf Instagram, hatte außerdem einen Protestmarsch in Wuppertal organisiert, nachdem Aktivisten in Bayern verhaftet worden waren.

In dem Camp sind inzwischen fünf Männer in einem Hungerstreik, um Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) zu einer Regierungserklärung zu den Gefahren des Klimawandels zu bewegen und eine radikale Senkung der Treibhausgase zu bewirken. Scholz will nach Angaben eines Regierungssprechers nicht auf die Forderungen der Aktivisten eingehen.

Klima-Hungerstreik: Linken-Kandidatin appelliert an Scholz 

Die Linken-Europakandidatin Carola Rackete appellierte an den Kanzler, auf die Anliegen einzugehen. Wichtig sei, „die gefährliche Situation zu beenden“, sagte Rackete am Mittwoch der Deutschen Presse-Agentur. „Die Hungerstreikenden haben verstanden, wie dramatisch die drohende Klimakatastrophe ist“, sagte Rackete, die für die Linke bei der Europawahl am 9. Juni kandidiert. „Sie gehen bis zum Äußersten, um sie aufzuhalten. Ich bin besorgt über den Gesundheitszustand der Beteiligten.“

Linken-Bundesgeschäftsführerin Katina Schubert sagte, der Zustand der Aktivisten mache sie betroffen. „Das Ziel, die Klimakatastrophe aufzuhalten, kann in seiner Bedeutung kaum überschätzt werden. Ich glaube aber nicht, dass diesem Ziel gedient ist, wenn sich Menschen, die sich für Klimaschutz einsetzen, zu Tode hungern.“ Die Politik der Ampel-Regierung werde weltweit im Rahmen der Klimakatastrophe unzählige Menschenleben kosten.

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Auch die Grünen äußerten sich besorgt über Gesundheitsgefahren für die Streikenden. Die Co-Fraktionschefin der Grünen im Bundestag, Britta Haßelmann, sagte am Dienstag, sie sei nicht im direkten Austausch mit den Betroffenen. „Ich weiß nur, dass die Tatsache, dass man sich zu einer solchen Aktion entscheidet, natürlich auch etwas mit Verzweiflung zu tun hat, wenn man zu einem solchen Mittel greift, sich selbst in eine solche Gefahr zu bringen“, sagte Haßelmann.

Sie hoffe, dass Menschen, „die vielleicht näher dran sind“ im Gespräch mit den Betroffenen seien, um deren Gesundheitszustand zu sichern, fügte die Grünen-Politikerin hinzu. „Mich schmerzt es, dass Leute denken, das ist das Mittel der Wahl, um meine Verzweiflung, meinen Protest, zum Ausdruck bringen zu müssen.“

Energieexpertin fordert Ende des Streiks

Energieexpertin Claudia Kemfert hatte die Klimaaktivisten aufgefordert, ihre Aktion zu beenden. Zwar nehme die Klimakrise tatsächlich immer bedrohlichere Ausmaße an, und es gebe akuten Handlungsbedarf, sagte Kemfert. „Ich verstehe und unterstütze das Anliegen der Hungerstreikenden.“ Doch sei ein Hungerstreik nicht die angemessene Protestform.

Energieexpertin Claudia Kemfert fordert die Klimaaktivisten auf, ihren Hungerstreik zu beenden.

© imago images / Metodi Popow

„Ich appelliere an die Streikenden, ihre Kraft und Entschlossenheit lieber in andere Protestformen und Aktivitäten zu stecken“, erläuterte Kemfert, Abteilungsleiterin für Energie, Verkehr und Umwelt am Deutschen Institut für Wirtschaftsforschung (DIW). „Wir brauchen keine Märtyrer, sondern Argumente, Ausdauer und Überzeugungskraft, um demokratische Mehrheiten für eine entschlossene und wirkungsvolle Klimapolitik zu gewinnen.“

Kemfert sagte, hier riskierten Menschen „eine Selbstverletzung und im schlimmsten Fall sogar Selbsttötung, die allerhöchstens mediale Aufmerksamkeit erzielt. Dafür gibt es eine Vielzahl von Alternativen.“ (dpa, Tsp)

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