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Berlin: Strieder machte Tempo

Provinziell und piefig – so nannte der jetzige Senator einst als Kreuzberger Bürgermeister die Kritik an seinem Prestigeprojekt

Peter Strieder hat schon immer für das Tempodrom gekämpft: Als Kreuzberger Bürgermeister boxte er das Projekt Mitte der 90er Jahre gegen den Widerstand der bezirklichen Grünen durch und entmachtete deswegen sogar die damalige grüne Baustadträtin Erika Romberg. Der Standort am Anhalter Bahnhof war seine Idee. Das Bezirksamt entzog der widerspenstigen Romberg das Planungsverfahren und übertrug es dem RathausChef. Die Grünen und ihre Stadträtin lehnten die Ansiedlung auf dem Gelände aus Naturschutzgründen ab. Stattdessen forderten sie einen Standort am Schlesischen Busch in Treptow. An seinem Tiergartener Standort konnte das Tempodrom nicht bleiben, weil es dort den Bau des Bundeskanzleramts gestört hätte.

1994 erlebte Strieder eine Niederlage in der Bezirksverordnetenversammlung (BVV). Die CDU hatte sich so über sein Vorpreschen geärgert, dass auch sie gegen den Standort stimmte. Strieder sprach von einer „schwarz-grünen Verhinderungskoalition“ und warf insbesondere den Grünen eine „provinzielle und piefige“ Haltung vor.

Bei der CDU führten Ermahnungen von Landespolitikern zu einem Meinungswandel. Im Herbst 1995 beschloss die BVV den Bebauungsplan mit den Stimmen der Christdemokraten und der SPD.

Das Tempodrom ließ seine ursprünglichen Architektenentwürfe später fallen und beauftragte das Büro Gerkan, Marg und Partner. Als dessen Pläne 1999 vorgestellt wurden, war Strieder schon Senator und Franz Schulz (Grüne) sein Nachfolger als Bürgermeister. Bezirksverordnete der Grünen zeigten sich über die Gestaltung der Veranstaltungs-Arena „entsetzt“: Mit 33 Metern gerate der Bau zu groß, und vom aufwendigen Öko-Konzept sei kaum etwas übrig geblieben – was Tempodrom-Chefin Irene Moessinger allerdings bestritt. CD

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