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Zu Besuch im Gottesdienst: Weihrauch und Brandmelder

Die Rosenkranz-Basilika in Steglitz feiert die Heiligen Drei Könige: Ein Gottesdienstbesuch mit Kronen, Turbanen und leuchtend bunten Gewändern.

Hoher Besuch hat sich angesagt, und so kommen die Menschen von allen Seiten gelaufen, um dabei zu sein: Alte und Junge, Große und Kleine, Großeltern, Eltern, Kinder. Die Familienmesse in der katholischen Rosenkranz-Basilika in Steglitz dreht sich an diesem Sonntag ganz und gar um die Heiligen Drei Könige. Dass es ausgerechnet drei gewesen sein sollen, steht in der Bibel nirgendwo. Man hat die Zahl später aus den drei Gaben abgeleitet: Weihrauch, Gold und Myrrhe. Überhaupt ist wenig bekannt über die fremden Besucher an der Krippe in Bethlehem. Waren es Perser? Parther? Babylonier?

Aber für solche Spitzfindigkeiten ist jetzt keine Zeit. Nach Gloria und Lesung aus dem Matthäusevangelium bittet Kaplan Hubert Bodenmüller die „Könige und Exzellenzen“ nach vorne, die Sternsinger mit ihren Kronen, Turbanen und leuchtend bunten Gewändern. Am Freitag und Sonnabend haben sie in Steglitz an viele Türen geklopft und wurden freundlich empfangen, erzählen sie im Gespräch mit dem Kaplan. Sie haben in Wohnzimmern gesungen, mit Senioren im Altenheim gebetet, Geld gesammelt und ihr C + M+ B über den Türen hinterlassen. Die Buchstaben stehen für Caspar, Melchior und Balthasar, aber auch für „Christus Mansionem Benedicat“ – Christus segne dieses Haus.

Die geweihte Kreide komme nur noch selten zum Einsatz, erklärt ein achtjähriges Mädchen fachmännisch. Der Segen wird heutzutage meist aufgeklebt. Bei den Besuchen kann allerdings auch etwas schiefgehen: In einer Wohnung löste der Weihrauch den Brandmelder aus. Um den schrillen Ton abzustellen, musste das Gerät von der Decke gerissen und die Batterie entfernt werden.

Nicht nur die Sternsinger sind Könige, sagt Kaplan Bodenmüller. „Wir alle haben Anteil am dreifachen Amt von Jesus Christus, wir alle sind Könige, Priester und Propheten.“ Weihrauch, Gold und Myrrhe stehen symbolisch dafür, erklärt Bodenmüller nun etwas umständlich: Unsere Gebete würden aufsteigen wie der Weihrauch. Das Gold symbolisiere Jesus Christus, der wie ein König in unseren Herzen herrsche. Mit Myrrhe lassen sich Wunden heilen. Das Heilkraut verweise darauf, dass wir unser Leiden vor Gott bringen könnten.

„Wir kommen aus dem Morgenland, wir kommen geführt von Gottes Hand“, singen die Sternsinger und die Ministranten, als sie jetzt mit dem Kaplan zur Krippe prozessieren. Ihre Stimmen und auch der spärliche Gesang der hundert anderen Gläubigen verlieren sich unter der 14 Meter hohen Kuppel. Vor der Krippe knien Kinder und Kaplan nieder und sprechen gemeinsam mit allen anderen das Glaubensbekenntnis.

1630 Euro haben die 16 Sternsinger der Rosenkranz-Gemeinde in den zwei Tagen gemeinsam gesammelt. Dafür bekommen sie am Ende der Messe kräftigen Applaus. „Ich will, dass es mir gut geht, deshalb soll es auch den Kindern woanders auf der Welt gut gehen“, sagt eine Zwölfjährige. So einfach ist das. Claudia Keller

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