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Francesco Schettino, Ex-Kapitän der Costa Concordia, am Dienstag vor Gericht in Grosseto.

© AFP

Anklage im „Costa-Concordia“-Prozess: Kapitän ließ Passagiere im Stich

Er rettete sich selbst und ließ die Passagiere im Chaos zurück: Feige hat sich Kapitän Schettino nach Ansicht der Anklage nach der Havarie der „Costa Concordia“ verhalten. Die Liste der Vorwürfe ist lang.

„Costa Concordia“-Kapitän Francesco Schettino hat nach Ansicht der Staatsanwaltschaft zahlreiche Fehler gemacht - vor allem nach der Havarie des Kreuzfahrtschiffes. „Schettino und seine Crew hätten auf der Costa Concordia bleiben müssen, bis der letzte Passagier von Bord war. Stattdessen hat er entschieden, seinen Vorteil zu nutzen und vom Schiff zu fliehen“, sagte Staatsanwalt Alessandro Leopizzi in seinem Plädoyer am Freitag. Zudem habe der 54-Jährige nur zögerlich Alarm ausgelöst und bei den Behörden falsche Angaben gemacht, erklärte Leopizzi laut Nachrichtenagentur Ansa.

Fahrlässige Tötung und Körperverletzung

Schettino muss sich seit Juli 2013 für das Unglück mit 32 Toten vor Gericht verantworten, ihm werden unter anderem mehrfache fahrlässige Tötung und Körperverletzung vorgeworfen. Es wurde erwartet, dass die Anklage zum Ende ihres Plädoyers am Freitagabend oder am Montag eine lange Haftstrafe für Schettino fordert. Anschließend sollen vor dem Gericht im toskanischen Grosseto die Anwälte der Nebenklage und die Verteidigung sprechen. Ein Urteil könnte Anfang Februar fallen.

Die „Costa Concordia“ hatte im Januar 2012 mit mehr als 4200 Menschen an Bord vor der Mittelmeerinsel Giglio einen Felsen gerammt und war gekentert. Unter den 32 Opfern waren auch zwölf Deutsche. Schettino habe nach dem Aufprall keine präzisen Anweisungen für Evakuierung des Schiffs gegeben, Behinderte und alte Menschen seien im Chaos zurückgelassen worden, erklärte Leopizzi. Es habe die Devise „Rette sich wer kann“ gegolten. „Er ist von Bord gegangen, ohne sich auch nur die Schuhsohlen nass zu machen“, kritisierte de Staatsanwalt.

„Prahlerei“ Schettinos

Bereits am Donnerstag hatte Leopizzi Schettino zu Beginn seines Plädoyers Fahrlässigkeit und eine Reihe von haarsträubenden Fehlern vorgeworfen, die zum den verheerenden Unglück geführt hätten. Der gefährliche Kurs des Kreuzfahrtriesen habe aus einer „Prahlerei“ Schettinos resultiert. Nach dem Aufprall habe sich dieser „zögerlich, feige und respektlos gegenüber jeder Regel“ verhalten.

Schettino hatte in dem Prozess zwar eine Mitschuld eingeräumt, jedoch stets betont, seine Crew habe die entscheidenden Fehler gemacht. Vier Crewmitglieder und ein Manager der Reederei Costa Crociere hatten sich vor dem Prozess mit dem Gericht gegen Schuldeingeständnisse auf Haftstrafen bis zu knapp drei Jahren geeinigt. Der Süditaliener ist daher der einzige Angeklagte, ihm drohen bis zu 20 Jahre Haft. (dpa)

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