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Ein Mann steht vor einem verbrannten Auto nach Unruhen in Neukaledonien.

© dpa/Nicolas Job

Update

Lage weiter angespannt: Zahl der Toten bei Unruhen in Neukaledonien steigt auf sechs

Seit Tagen herrscht in Neukaledonien ein Ausnahmezustand. Jüngst ist ein weiterer Menschen ums Leben gekommen. Frankreich plant eine Luftbrücke, denn die Lebensmittel werden knapp.

Bei erneuten Unruhen im französischen Überseegebiet Neukaledonien ist mindestens ein Mensch ums Leben gekommen. Zwei weitere Menschen wurden nach Polizeiangaben bei einer Schießerei an einer Straßensperre in der Nacht zum Samstag verletzt.

Damit stieg die Zahl der Todesopfer bei den seit Tagen andauernden Unruhen auf sechs, hunderte Menschen wurden verletzt. Der französische Hochkommissar Louis Le Franc hatte am Freitag erst mitgeteilt, die Lage habe sich leicht entspannt.

In einigen Bezirken von Nouméa warteten Hunderte Randalierer nur darauf, sich Scharmützel mit der Polizei zu liefern, sagte Le Franc. So gingen noch immer Geschäfte in Flammen auf, sogar ein Kindergarten wurde geplündert und völlig zerstört. Andere Gebiete Neukaledoniens seien nicht mehr unter staatlicher Kontrolle. Es werde Verstärkung eintreffen, um diese zurückzuerlangen, sagte er am Freitag vor Reportern.

Frankreichs Regierung kündigte eine Luftbrücke an, um die Bevölkerung der Inselgruppe im Südpazifik mit dem Nötigsten zu versorgen. Denn die Lebensmittel werden immer knapper. Vor Supermärkten bildeten sich lange Schlangen, wie der öffentliche Sender 1ère Nouvelle-Calédonie am Freitag berichtete.

Der internationale Flughafen bleibt weiter geschlossen.

© dpa/DELPHINE MAYEUR

Durch den von Paris zunächst für zwölf Tage verhängten Ausnahmezustand können die Behörden nun unter anderem Demonstrationsverbote erlassen, öffentliche Orte und Webseiten sperren und der Polizei und Justiz erweiterte Befugnisse einräumen.

Der französische Premierminister Gabriel Attal kündigte die Entsendung von 1000 zusätzlichen Einsatzkräften an, die die Kollegen vor Ort unterstützen sollen. Unter anderem trafen Berichten zufolge bereits Mitglieder der französischen Eingreiftruppe der Nationalgendarmerie (GIGN) aus Polynesien ein.

Proteste gegen geplante Verfassungsreform

Bei den Protesten von Befürwortern einer Unabhängigkeit der Inselgruppe, die 1500 Kilometer östlich von Australien liegt, geht es um eine geplante Verfassungsreform der Regierung in Paris. Diese soll Tausenden französischstämmigen Bürgern das Wahlrecht und somit mehr politischen Einfluss einräumen.

Vor allem die Bevölkerungsgruppe der Kanaken – Neukaledoniens Ureinwohner – hofft aber schon lange auf einen eigenen Staat. Der nationale Rat der Kanaken warf Paris vor, die umstrittene Reform voranzutreiben, ohne den Widerstand der großen Mehrheit der indigenen Bevölkerung zu berücksichtigen.

Die frühere französische Kolonie hatte durch das Abkommen von Nouméa 1998 bereits weitgehende Autonomie erlangt. Derzeit versucht Paris, mit den politischen Kräften in dem geopolitisch und militärisch bedeutsamen Territorium ein neues Abkommen zu schließen. (dpa, AFP)

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