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Daniel Marzona (1969-2024)

© imago/Jakob Hoff

Ein Feingeist : Zum Tod des Berliner Galeristen Daniel Marzona

Mit seinem Vater Egidio plante Daniel Marzona aktuell die Eröffnung des „Archivs der Avantgarden“ in Dresden. Nun ist er mit 55 Jahren verstorben.

Ein Feingeist und ein Galerist, der einen durch seine Ausstellungen wie durch die eigene Sammlung führte: Mit Daniel Marzona verliert Berlin eine herausragende Persönlichkeit der Kunstszene. Mit gerade einmal 55 Jahren ist Marzona am 22. April an den Folgen eines Schlaganfalls in Italien gestorben. Mitten in den Vorbereitungen zur Eröffnung des „Archivs der Avantgarden – Egidio Marzona “, das Anfang Mai im Blockhaus in Dresden eröffnet wird.

Eine der ersten Reaktionen auf Marzonas Tod kam dann auch von den Staatlichen Kunstsammlungen Dresden. „Ich habe Daniel als kenntnisreichen Gesprächspartner und Kunstexperten sehr geschätzt und empfinde große Trauer“, schreibt Marion Ackermann als Generaldirektorin der Museen in ihrem Statement. Die vergangenen Jahre war der engagierte Galerist unermüdlich mit der Sammlung seines Vaters befasst, die Egidio Marzona seit den 1960er Jahren zusammengetragen hat: Kunst, Objekte und Dokumente, die das Wirken der Avantgarde im 20. Jahrhundert eindrucksvoll nachzeichnen.

Eine tiefe Liebe zur minimalistischen Kunst

Solche intellektuellen Schätze waren passgenau für Daniel Marzona. Als Autor, Galerist und Kurator hat er sich inhaltlich zutiefst profund mit zeitgenössischer Kunst auseinandergesetzt. In seinen Räumen, die er 2014 in Kreuzberg eröffnete, waren Ausstellungen von Bernd Lohaus, Nina Canell oder Olaf Holzapfel zu sehen. Immer nahm sich Marzona die Zeit, seine Begeisterung für die oft minimalistische Kunst in Worte zu fassen. Dabei blieb er leise, zurückhaltend, vermittelte die Werke für seine Verhältnisse aber doch enthusiastisch.

Der 1969 in Bielefeld Geborene hatte Kunstgeschichte und Philosophie an der Ruhr-Universität Bochum studiert, danach war er von 2001 bis 2004 als Kurator am P.S.1 Contemporary Art Institute in New York tätig. 2004 gründete er zusammen mit Elena Carlini den Verlag Navado Press, in dem zahlreiche Editionen erschienen.

Gerade kuratierte er eine Schau in Berlin

Daniel Marzona schrieb auch selbst kenntnisreich über Kunst, im Taschen Verlag erschien 2009 ein kleines, dichtes Buch zur Minimal Art. Bis er die eigenen Räume auf der Friedrichstraße eröffnete, leitete er die Berliner Dependance der legendären Düsseldorfer Konrad Fischer Galerie – auch ein Ort der konzeptuellen Positionen. Dass Marzona vor über einem Jahr den Galeriebetrieb aufgab, ging so geräuschlos vonstatten, dass man es kaum mitbekam. Es war ein Abschied aus dem kommerziellen Betrieb, nicht aber von der Kunst, die ihm so viel bedeutet hat. Es ab temporäre Projekte und Auftritte: Gerade noch in der Berliner Galerie Kajetan, wo Marzona die Ausstellung „Me Myself and I“ kuratiert hat. Mit Lieblingskünstlern und -künstlerinnen wie Olaf Holzapfel oder Johannes Wald und der Frage nach den unterschiedlichen „Perspektiven auf das Ich“.

Es war auch eine seiner zentralen Fragen. Als Sohn des Galeristen und Verlegers Egidio Marzona, dessen Sammlung zur Avantgarde des 20. Jahrhunderts als größte und bedeutendste ihrer Art weltweit gilt, hatte er einen anspruchsvollen geistigen Sparringspartner im Austausch über die Kunst der Gegenwart. Dass er sich vom Erbe seines Vaters mit eigenen Projekten abgegrenzt und eine autonome Biografie schuf, war sicher eine Voraussetzung, um schließlich tief in die Vorbereitungen der Schenkung an die Staatlichen Kunstsammlungen Dresden einzutauchen. Daniel Marzona war im Beirat des Archivs tätig und noch vor wenigen Tagen inhaltlich mit der Präsentation beschäftigt. Nun wird die Eröffnung in der kommenden Woche von seinem Tod und der Trauer in Berlin wie Dresden überschattet.  

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