zum Hauptinhalt
Der britische Regisseur Alan Parker erhielt 2002 die Ritterwürde des Vereinigten Königreichs.

© Michael Stephens/PA Wire/dpa

Nachruf auf Alan Parker: Ein Regisseur, der immer zuerst ans Publikum dachte

Alan Parker machte sich einen Namen mit Musikfilmen, aber er verstand sich auch auf das Erzählen von Thrillerstoffen.

Von Andreas Busche

Es gibt ein paar gute Gründe, sich an den britischen Filmemacher Alan Parker zu erinnern. Einer der schönsten reicht bis an den Anfang seiner Karriere zurück, gemeint sind die Sahnetortenmassaker von New York. Parker, der am Freitag in seiner Geburtsstadt London mit 76 Jahren verstarb, sammelte seine ersten Erfahrungen in der Werbung. Die einzige Branche, die ihm damals eine Kamera anvertraut habe, wie er der “New York Times” Anfang der Achtziger verriet.

Sein Spielfilmdebüt gab er 1976 mit einem Novelty-Act, einem Gangsterfilm zur Prohibitionszeit, der mit über 200 Kindern besetzt war. Star von “Bugsy Malone” war schon damals die erst 14-jährige Jodie Foster, eine Entdeckung Martin Scorseses, die im selben Jahr auch in “Taxi Driver” zu sehen war.

Die Minigangster feuern in dem Musical Sahnetorten aus allen Rohren, ein einziger überkandidelter Kindergeburtstag. Die Musik von Songwriter-Legende Paul Williams wurde für den Oscar nominiert.

 Der Erfinder des High-School-Musicals

Zur Musik zog es Parker später immer wieder. 1980 drehte er “Fame – Wege zum Ruhm” über eine Klasse von Außenseitern an einer Musikhochschule, der eine Fernsehserie nach sich zog und später für den Broadway adaptiert wurde.

Fans der Serien “Glee” und “Shake It Up“ oder den “High School Musical”-Filmen können die Anfänge dieses Teenie-Genres bis zu Parker zurückverfolgen. Er besaß ein seltenes Gespür für die Arbeit mit Jugendlichen (für “Fame” entdeckte er den Popstar Irene Cara), wie er zehn Jahre später erneut bewies.

Empfohlener redaktioneller Inhalt

An dieser Stelle finden Sie einen von unseren Redakteuren ausgewählten, externen Inhalt, der den Artikel für Sie mit zusätzlichen Informationen anreichert. Sie können sich hier den externen Inhalt mit einem Klick anzeigen lassen oder wieder ausblenden.

Ich bin damit einverstanden, dass mir der externe Inhalt angezeigt wird. Damit können personenbezogene Daten an Drittplattformen übermittelt werden. Mehr Informationen dazu erhalten Sie in den Datenschutz-Einstellungen. Diese finden Sie ganz unten auf unserer Seite im Footer, sodass Sie Ihre Einstellungen jederzeit verwalten oder widerrufen können.

“The Commitments”, für den Parker auf die Inseln zurückkehrte, wurde 1991 zu dem Überraschungserfolg des Jahres. Ohne Stars drehte er eine Komödie über eine Gruppe Jugendlicher in Dublin, blass wie die berühmte Kerrygold Butter, die es sich in den Kopf gesetzt haben, eine Soulband zu gründen.

Parker war sichtlich beeinflusst von den Arbeiterklassedramen seines Landsmannes Mike Leigh, aber der Film lebte von der Liebe zur Musik von Otis Redding, Aretha Franklin und Wilson Pickett. Der Soundtrack wurde sogar noch erfolgreicher als der Film.

 Auch mal für Kontroversen gut

Alan Parker war ein Arbeiter, kein Autorenfilmer; er stellte seine Filme stets in den Dienst der Geschichte – oder eben der Musik. Die Manierismen seiner kunstbeflissenen Kolleginnen und Kollegen belächelte er gelegentlich, ohne sich über sie zu erheben.

Am deutlichsten ist das vielleicht in seinem ikonischsten Film, dem Pink-Floyd-Opus “The Wall”, zu sehen. Anders als der Brite Richard Lester mit seinen surrealen Beatles-Filmen verschwindet Regisseur Parker regelrecht hinter dem Image der beiden Masterminds Roger Waters und David Gilmour.

[Wenn Sie alle aktuellen Nachrichten live auf Ihr Handy haben wollen, empfehlen wir Ihnen unsere runderneuerte App, die Sie hier für Apple- und Android-Geräte herunterladen können.]

Die Liebe zum großspurigen Erzählen stellte sich manchmal als Fallstrick heraus, der gutmütige Parker war auch für einige Kontroversen gut. “Midnight Express”, die wahre Geschichte eines amerikanischen Studenten, der wegen des Besitzes von Marihuana in einem türkischen Gefängnis landet und dort gefoltert wird, belastete nach der Premiere in Cannes 1978 die diplomatischen Beziehungen zwischen den USA und der Türkei.

Dabei war der Tonfall wohl eher Parkers Drehbuchautor Oliver Stone geschuldet, der sich in Hollywood gerade als Spezialist für eher robuste Zugriffe auf seine Sujets zu etablieren versuchte.

 Madonna brachte Parker kein Glück

Das Rassismus-Drama “Mississippi Burning” von 1988, in dem Willem Dafoe und Gene Hackman als ungleiches FBI-Ermittlerteam nach einem dreifachen Lynchmord in den Süden der USA geschickt werden, wurde schon vor 30 Jahren dafür kritisiert, dass wieder mal zwei Weiße die Meriten der Bürgerrechtsbewegung einsammeln. Beide Filme sollten dennoch die einzigen Oscar-Nominierungen für Parker bleiben.

Die Karriere Alan Parkers begann schon in den neunziger Jahren auszutrudeln, woran Madonna, die keinem Regisseur je Glück gebracht hat, nicht ganz unbeteiligt war. Das Musical „Evita“ von 1996 über den B-Movie-Star – und spätere First Lady Argentiniens – Eva Duarte wurde von der Kritik gnadenlos verrissen. Zuletzt stand er 2003 mit "The Life of David Gale" hinter der Kamera, der auf der Berlinale seine Premiere hatte.

Vor fünf Jahren hatte Parker, der 2002 von der Queen zum Ritter geschlagen wurde, dann endgültig genug. Er kündigte seinen Rücktritt an und wechselte erleichtert zur Malerei. Das Filmgeschäft erklärte er für verrückt. Die schönsten Bilder, hat Alan Parker einmal gesagt, seien ohnehin die, die wir direkt vor unserer Nase finden.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false