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Paracetamol ist als Schmerzmittel verbreitet.

© Patrick Pleul

Mangel an Medikamenten: Die Bundesregierung wird in Vorkasse treten müssen

Es fehlen Arzneimittel aller Art. Doch um die Versorgung weiterhin sicherstellen zu können, wird dieses Land auf Forscher und Pharmafirmen zugehen müssen.

Ein Kommentar von Hannes Heine

Sicher, es kommt viel zusammen. Zunächst sind da die seit der Pandemie gestörten Lieferketten, die sich nie ganz erholt haben. Dann der Krieg in der Ukraine, weswegen massenhaft Medikamente gebraucht werden. Und nun die in diesem Winter grassierenden Infektionen – von Corona über Grippe bis zum RS-Virus.

Und so sind in Praxen, Apotheken und Kliniken bestimmte Arzneien knapp. Wobei, bestimmte? Es sind fast 350 Mittel, wenn man den Ausführungen des Bundesinstituts für Arzneimittel und Medizinprodukte folgt. Fiebersäfte, Blutdruck- und Cholesterinsenker, Schmerzmittel. Besonders hart ist, dass die Arzneimittelflaute auf marode Verkehrsnetze, löchrige IT-Strukturen und fehlendes Baumaterial folgt.

Nach den Schutzmasken-Flügen im Jahr 2020 braucht das Land erneut eine konzertierte Aktion beschaffungspolitischer Art. Vielleicht müssen auch die Rabattverträge der Krankenkassen zugunsten der, zugegeben: oft unpopulären, Pharmahersteller zumindest modifiziert werden. Denn die Zahl der Unternehmen, die hierzulande Präparate herstellen, sinkt.

Höhere Abhängigkeit als von russischem Gas

So begeistert die deutsche Öffentlichkeit über Biontech war, täuscht der Erfolg der Mainzer darüber hinweg, dass die Abhängigkeit von ost- und südasiatischen Pharmaherstellern größer ist als sie vom russischen Gas je war: Circa 80 Prozent aller Medikamente werden in China und Indien hergestellt.

Die Bundesrepublik wird in Vorkasse gehen, also für Investitionen in die Infrastruktur doch Schulden machen müssen. Forschung kostet, geeignete Areale für Fabriken auch.

Gute Wissenschaftler suchen sich aus, wo sie arbeiten wollen, ihnen sollten hiesige Hochschulen entgegenkommen (gerade in der Arzneimittelforschung bewegt sich viel).

Es muss ja nicht gleich der Brandenburger Rundum-Service anlässlich der Tesla-Frabik bei Grünheide sein. Aber die Bundesregierung wird ein anderes Umfeld schaffen müssen, wenn die Pharmaproduktion in Deutschland gestärkt werden soll.

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