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Politik: Deutschland in zehn Jahren: Grietje Bettin: Die vielfältige Gesellschaft

Ich wünsche mir, dass in zehn Jahren die Unterscheidung in "alte" und "neue" Bundesländer verschwunden ist. Dass es für die Schulabgänger egal ist, ob sie einen Ausbildungsplatz in Flensburg, Greifswald, Frankfurt oder Leipzig bekommen.

Ich wünsche mir, dass in zehn Jahren die Unterscheidung in "alte" und "neue" Bundesländer verschwunden ist. Dass es für die Schulabgänger egal ist, ob sie einen Ausbildungsplatz in Flensburg, Greifswald, Frankfurt oder Leipzig bekommen. Dass die Mauer in unseren Köpfen, die in meiner Generation schon langsam bröckelt, gefallen ist. Das wird aber nur gelingen, wenn wir nicht einfach eine "Wir-sind-doch-alle-gleich-Soße" über West- und Ost-Deutsche schütten, die nur zu oft eine reine "West-Soße" ist. Wir müssen noch viel tun, um in Ost und West gleiche Lebensbedingungen zu schaffen. Hier ist in den Anfangsjahren der Einheit viel verpasst worden. Wir müssen auch die unterschiedlichen Lebenserfahrungen akzeptieren und aufhören, das Zusammenwachsen als ein einseitiges Anpassen der Ostdeutschen an die westdeutsche Lebenswelt zu verstehen. Ein wirkliches Zusammenwachsen kann nur funktionieren, wenn wir uns als vielfältige Gesellschaft verstehen, in der die Norddeutschen anders sind, als die Süddeutschen und die Ostdeutschen anders als die Westdeutschen. Nur wenn wir dies akzeptieren, schaffen wir den zweiten Schritt des Einigungsprozesses: die europäische Einigung.

Meine Fraktion wird zum zehnten Jahrestag der deutschen Einheit nach Polen reisen und dort mit dem polnischen Außenminister Bartoszewski zusammentreffen. Wir zeigen damit, dass das, was vor zehn Jahren begonnen hat, mehr ist, als das Zusammentreffen von "alten" und "neuen" Bundesländern. In zehn Jahren werden wir daher hoffentlich nicht nur die Einheit feiern, sondern das Zusammenwachsen der Kulturen Europas.

Grietje Bettin (25) ist B, estagsabgeordnete der

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