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Politik: Wechsel im Weißen Haus: Ein Abschied, der keiner sein soll

"Ich habe das Weiße Haus verlassen, aber ich bin noch da." Unmissverständlich machte Bill Clinton bei seinem Abschied aus Washington am Wochenende klar, dass die USA mit diesem Ex-Präsidenten weiter rechnen müssen.

"Ich habe das Weiße Haus verlassen, aber ich bin noch da." Unmissverständlich machte Bill Clinton bei seinem Abschied aus Washington am Wochenende klar, dass die USA mit diesem Ex-Präsidenten weiter rechnen müssen. Die Weichen für eine künftige aktive Rolle sind gestellt. Einen Rückzug aus der Politik kann sich der 54-Jährige offenbar nicht vorstellen. Die Gefahr eines juristischen Nachspiels der Lewinsky-Affäre hat er kurz vor seinem Abtritt noch gebannt. "Er wird noch ein paar Tage lang Abschied nehmen", spekuliert der Politologe Allan Lichtman. "Und sich dann auf die politische Bühne zurückkatapultieren."

In seinen letzten Stunden als scheidender US-Präsident erließ Clinton noch eine Serie von Dekreten, die sein Nachfolger Bush flugs stornierte, und Hunderte Gnadenakte, darunter für seinen wegen Drogenhandels vorbestraften Bruder Roger. "Er hat seit Tagen nicht geschlafen", hieß es aus seiner engsten Umgebung. Erst als sich die Parade mit Bushs Limousine in Washington in Bewegung setzte, konnte das US-Fernsehen zeigen, wie sein Flugzeug gen New York abhob.

Die größte Sensation hatte Clinton dem Publikum jedoch schon am Freitag bereitet: Mit Sonderermittler Robert Ray einigte er sich auf einen Kompromiss, der die noch gegen ihn laufenden Ermittlungen wegen Meineids und Justizbehinderung beendete. Der scheidende Präsident räumte ein, bei seiner Aussage über seine Sexaffäre mit der Ex-Praktikantin Monica Lewinsky im Belästigungsverfahren der Staatsangestellten Paula Jones falsche Angaben gemacht zu haben. Er akzeptierte eine fünfjährige Suspendierung seiner Anwaltszulassung und verzichtete darauf, rund acht Millionen Dollar aufgelaufene Anwaltskosten zu den Skandalen seiner Amtszeit dem Steuerzahler aufzubürden.

Angesichts seiner Schulden muss Clinton künftig viel Geld verdienen. Die naheliegendsten Einkommensquellen sind Buchverträge und Vortragshonorare. Spekuliert wurde zudem über einen Job in der Privatwirtschaft - zum Beispiel in der Investmentfirma seines Freundes Vernon Jordan oder im Filmstudio von Regisseur Steven Spielberg. Vielleicht betätigt er sich aber einfach nur als Salonherr im Haus seiner Frau Hillary, der neuen Senatorin des Bundesstaates New York.

Henriette Löwisch

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