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Brandenburg: Fünfjährige überlebte Einbruch ins Eis

Herz des Mädchens schlug 30 Minuten nicht / Ärzte des Berliner Herzzentrums besorgt

Schönefeld/Berlin - Nach einem Unglück auf einem zugefrorenen See am Donnerstag bei Berlin schwebt ein fünfjähriges Mädchen weiter in Lebensgefahr. Die Kleine war am späten Nachmittag zusammen mit einem neunjährigen Mädchen in das nur wenige Zentimeter dünne Eis des Sees gebrochen. Die Neunjährige starb noch am Abend an den Folgen der starken Unterkühlung. Ihre fünf Jahre alte Spielkameradin habe sich verhältnismäßig gut erholt, sagte der ärztliche Direktor des Deutschen Herzzentrums Berlin, Roland Hetzer am Freitag.

Die beiden Kinder waren am späten Nachmittag auf dem Schönefelder See (Dahme-Spreewald) eingebrochen. Ein Bürger hatte das Unglück beobachtet und die Rettungskräfte alarmiert. Dennoch dauerte es knapp 20 Minuten, bis die Mädchen aus dem eiskalten Wasser gezogen werden konnten. Ein 46-jähriger Polizist hatte zuvor versucht, die Kinder mit einer Leiter zu retten, brach dann aber selber ein. Er konnte sich selbst ans Ufer retten. Schließlich gelang es Feuerwehrleuten, die Kinder zu befreien.

Für die Neunjährige war das allerdings zu spät. Sie starb wenig später in einem Berliner Krankenhaus. Auch das Herz des jüngeren Mädchens habe wegen der starken Unterkühlung eine halbe Stunde und länger nicht geschlagen, sagte Hetzer. Ihre Körpertemperatur sei auf 20 Grad Celsius gesunken. Dass sie überlebte, so machte der Klinikchef deutlich, grenzt an ein Wunder. Noch liegt sie im künstlichen Koma.

Das Mädchen war nach dem Unglück am Donnerstag im Hubschrauber wiederbelebt und später im Herzzentrum eineinhalb Stunden lang an der Herz-Lungen-Maschine erwärmt worden, erläuterte der Mediziner. „Die Funktion des Herzens und der übrigen Organe ist inzwischen wieder ausreichend“, sagte er. Wegen eines Lungenversagens, vermutlich infolge des Eintritts von Wasser, und der Unterkühlung, sei das Kind weiter an der Herz-Lungen-Maschine. „Es sieht aber so aus, als könnten wir diese in den nächsten zwei bis drei Tagen entfernen“.

Dennoch sorgen sich die Ärzte um die Zukunft des Mädchens. „Wir haben keine Vorstellung, inwieweit das lange Herz-Kreislauf-Versagen Hirnschäden angerichtet hat“, meinte Hetzer. Allerdings habe die Unterkühlung zugleich eine gewisse Schutzfunktion für die Organe des Mädchens gehabt. Unterkühlungen würden sogar gelegentlich künstlich für die Herzchirurgie eingesetzt.

Dem Polizisten, der beim Versuch, die Mädchen zu retten, ebenfalls im Eis eingebrochen war, geht es gut. Er konnte sich schnell auf eine Eisscholle retten, hieß es bei der Polizei im Landkreis Dahme-Spreewald. Nach einer kurzen ärztlichen Untersuchung habe der 46-jährige Polizeihauptmeister Detlef B. in trockener Kleidung seinen Dienst fortgesetzt.

Die Kinder waren in etwa 25 Meter Entfernung vom Ufer eingebrochen, dies erschwerte die Rettung. Schließlich wurden Feuerwehrleute mit Schlauchbooten über das brüchige Eis geschoben. Bei der Bergung hatten sich die Kinder schon längere Zeit unter Wasser befunden.

Gestern kam die Klasse 4c der „Schule am Altglienicker Wasserturm“ aus Treptow an den See, um ihrer toten Klassenkameradin zu gedenken. Die Schüler legten am Ufer des unter Ortsansässigen „Bauernsee“ genannten Sees Blumen, Teddybären und Fotos nieder.

Die Brandenburger und die Berliner Polizei kündigten gestern an, sich in Zukunft noch stärker in Kindergärten und Grundschulen über die Gefahren des Eises aufzuklären. Die Berliner Wasserschutzpolizei warnte gestern eindringlich vor dem Betreten von Eisflächen.

Durch die Temperaturen der letzten Tage hat sich auf einigen Seen zwar bereits eine dünne Eisschicht gebildet, die aber in keinem Fall auch nur annähernd tragfähig ist. Streifen der Wasserschutzpolizei sind derzeit verstärkt zur Erkundung der Eislage an Seen unterwegs. „Ein gefahrloses Eislaufen ist ausschließlich in Eisstadien möglich“, hieß es gestern.

Die Polizei betonte, dass in Berlin Seen und Flüsse von den Behörden nie offiziell zum Betreten frei gegeben werden. Wer Eisflächen betrete, mache das immer auf eigene Gefahr, warnte ein Beamter. Unter www.polizei.berlin.de bietet die Polizei auch eine kleine Bildergeschichte für kleine Kinder zum Herunterladen an.

Tödliche Unfälle durch brüchiges Eis seien selten, in Berlin konnte sich die Polizei nicht an den letzten Fall erinnern, bei dem ein Kind betroffen war. Im Winter 2001 waren mehrfach Kinder und Jugendliche eingebrochen, konnten aber alle glücklich gerettet werden. 2003 war auf dem Müggelsee ein 59 Jahre alter Eisangler ins Wasser gestürzt, er konnte damals nur tot geborgen werden.

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