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Landeshauptstadt: Familien-Clan der Haarkünstler

Potsdams ältester Friseursalon feiert 70-jähriges Bestehen / Den Kirchhoffs liegt das Frisieren im Blut

Potsdams ältester Friseursalon feiert 70-jähriges Bestehen / Den Kirchhoffs liegt das Frisieren im Blut Brandenburger Vorstadt - Ein großer lichter Raum, elegant in Braun und Schwarz gehalten, interessant angeordnete Spiegel, Wohlfühlatmosphäre – das ist die verjüngte Ausgabe von Potsdams ältestem Friseursalon. Als ihn Olaf Kirchhoff 1991 übernahm, begann er schon bald mit dem Umbau der traditionsreichen Räume, ließ aus drei ineinander geschachtelten einen machen und die Decke wieder auf die ursprüngliche Zimmerhöhe des Gründerzeithauses anheben. Am 1. April vor 70 Jahren haben die Kirchhoffs an der Ecke der jetzigen Zeppelin- und Feuerbachstraße ihren Friseursalon eröffnet. Die Familientradition im Handwerk der Haarkünstler reicht jedoch noch weiter zurück. Bereits 1927 erhielt Wilhelm Kirchhoff seinen Meisterbrief als Friseur, Ehefrau Luise erwarb ihren 1934. Erst waren sie in der Kastanienallee tätig, zogen dann aber an die Ecke, in der jetzt Enkel Olaf Regie führt. Frisieren liegt den Kirchhoffs offenbar im Blut, denn alle drei Kinder von Wilhelm und Luise eiferten den Eltern nach, eröffneten eigene Salons in Stahnsdorf und Groß Glienicke, Tochter Ursula übernahm schließlich das Potsdamer Geschäft und gab es nach der Wende an ihren Sohn weiter. Der wiederum hat seinen Neffen Marco Reetz unter seine Fittiche genommen und überwacht gerade dessen Meisterausbildung. Insgesamt arbeiten derzeit elf Fachkräfte im Salon Kirchhoff, darunter vier Lehrlinge, die sich aber auch von Anfang an bemühen, ihr Bestes zu geben. Eine ganze Wand voller Preise und vorderer Plätze bei Leistungsausscheiden, sogar eine Goldmedaille bei den Landesmeisterschaften zeugen davon. Auch Olaf Kirchhoff hat sich bei Lehrlingsmeisterschaften die Sporen verdient und es bei den Landesmeisterschaften 1987 und 1988 in der Sonderklasse auf den zweiten Platz geschafft. Als Privatmeister sei das gegen die PGH-Konkurrenz ein nicht zu verachtender Erfolg gewesen, meint er rückblickend. Modebewusst ist der Salonchef auch heute noch. Er berät die Potsdamer Innung als Modewart und weiß natürlich, was die neue Saison bringen wird. Die Haarmode der holden Weiblichkeit wird femininer – so die internationale Vorgabe. Beim Färben wird nicht mehr so kräftig aufgelegt, das Haar bleibt einfarbig und wird nur durch Lichtreflexe aufgehellt. Doch die Zeit der Dogmen ist längst vorbei. Letztlich ist erlaubt, was gefällt, auch bei der Haarlänge. Und noch in einem anderen Punkt haben sich die Zeiten geändert. Frau geht heute nicht mehr so oft wie in der DDR zum Friseur, damals seien viele Kundinnen regelmäßig gekommen und die Termine auf Wochen vergeben gewesen. Heute komme man seltener, erwarte aber bei gestiegenen Preisen auch erhöhte Qualität. „Wir machen auf Wunsch umfassende Typberatung“, erklärt Kirchhoff. Eine Frisur soll heutzutage natürlich liegen und einfach selbst in Form gebracht werden können. Er spricht viel von Rund-um-Wohlfühlen, bietet auch Kosmetik an, wirbt mit dem Slogan: „Wir nehmen uns Zeit für Sie“ und fährt damit nach eigener Aussage gut. Dabei geht der Sinn für besondere Ereignisse nicht verloren. Morgen sind Kunden und Gäste herzlich zu einer Jahrhundertshow eingeladen, auf die sich Lehrlinge wie Meister vorbereiten. 23 Models werden Frisuren ab 1920 zeigen und natürlich auch die Highlights der Frühjahrs- und Sommermode vorführen. Zum 70. Geburtstag wird ab 11 Uhr eingeladen, die Frisurenshow kann dann am Nachmittag bewundert werden. dif

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