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Landeshauptstadt: Gesetzestreue erheben Ansprüche auf Synagoge am Platz der Einheit Gemeinde feierte 5-jähriges Bestehen: Sponsoren für Thora gesucht

Von Nicola Klusemann Es ist das Jahr 5764. Vor fünf Jahren am 29.

Von Nicola Klusemann Es ist das Jahr 5764. Vor fünf Jahren am 29. Tewet 5759 nach jüdischem Kalender gründete sich in Potsdam die Gesetzestreue jüdische Landesgemeinde Brandenburg. Das Gründungsdatum sei identisch mit Januar 1999, erklärte der Vorsitzende der Gemeinde Schimon-Alexander Nebrat in seiner Festrede. Rund 80 Gemeindemitglieder fanden sich am Donnerstagabend im Rathaus Babelsberg ein, um bei Klezmermusik, koscheren Speisen und Wein aus Israel das Jubiläum zu begehen. Vor dem Kulturhaus parkte an diesem Abend ein Mannschaftswagen der Polizei. Den habe die Gemeinde als Schutz angefordert. Leider fürchte man immer wieder Übergriffe. In der gesetzestreuen Landesgemeinde finden sich ausschließlich Juden aus der ehemaligen Sowjetunion. Russisch ist daher die Umgangssprache. „Wir kamen in das Land zurück, das unsere Urgroßväter und Großväter als ihre Heimat anerkannten – nach Deutschland“, sagte Nebrat. Auch in der Hoffnung, dass das deutsche Volk an einer Wiedergutmachung und an einem Wiederaufbau des vernichteten jüdischen Lebens interessiert sei. Die Gesetzestreuen verstehen sich als Rechtsnachfolger der unter den Nationalsozialisten verbotenen Jüdischen Gemeinde zu Potsdam im Halberstädter Verband. Der Preußische Landesverband gesetzestreuer Synagogengemeinden zählte in der Mark Brandenburg bis zum Verbot 120 Mitgliedsgemeinden. „Allein in Potsdam und Babelsberg unterhielten die Orthodoxen zehn Gemeindehäuser –auch die Synagoge am Platz der Einheit gehörte zu einer orthodoxen Gemeinde und damit den Gesetzestreuen“, betonte der Vorsitzende. Die jetzt fünfjährige Gesetzestreue jüdische Landesgemeinde versteht sich selbst als Körperschaft öffentlichen Rechts, ist aber als solche noch nicht anerkannt. Vielmehr hat die Landesgemeinde immer noch den Status eines Vereins und fühlt sich gegenüber der Jüdischen Gemeinde Potsdam im Nachteil. Darum haben die Gesetzestreuen geklagt und vor dem Verwaltungsgericht Recht bekommen. Eine finanzielle Zuwendung sei daraus bislang aber noch nicht erwachsen, so Schimon Nebrat. Im Gegenteil: Brandenburgs Kulturministerium hat die Entscheidung des Gerichts angefochten. Und weil das Ministerium trotz mehrfacher mündlicher Zusagen, sich für die Wiederherstellung jüdischen Lebens einzusetzen, Förderanträge der Gesetzestreuen Landesgemeinde zum Beispiel für ein Religionszentrum negativ beschied, warf der Vorsitzende der Behörde „antisemitische Politik“ vor. Wenn man, so die Ansicht von Nebrat, jüdisches Leben in Brandenburg wolle, müsse man es auch in seiner Vielfältigkeit unterstützen und nicht eine Gemeinde vorziehen. Bisher trage sich seine Gemeinde über Mitgliedsbeiträge und Hilfen vom Arbeitsamt Potsdam, Sozialamt, Sozialministerium und Europäischen Sozialfonds. Dringend gebraucht werde eine eigene Thora, für die jetzt Sponsoren gesucht werden: Anschaffungspreis zwischen 5000 und 10000 US-Dollar. Außerdem hätten die Gesetzestreuen gerne einen eigenen Friedhof – der in der Puschkinallee sei im orthodoxen Sinne nicht koscher – sowie einen Raum für religiöse Feste. Bislang würden Sabbat und Feiertage heimlich begangen. „Wie damals in der Sowjetunion – das ist beschämend“, sagte der Gemeindevorsitzende Nebrat.

Nicola Klusemann

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