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Sport: Mit dem Boot auf dem Rücken nach L.A. Kanu-Königin Birgit Fischer fährt mit einem neuentwickelten faltbaren Kajak ins Trainingslager

Von Klaus Weise Französischer Charme ist schon wohltuend – das stellte auch Birgit Fischer fest, als die Brandenburgerin am Mittwochabend in der Botschaft der „Grande Nation“ vorm Berliner Brandenburger Tor von Claude Martin als „berühmteste Sportlerin Deutschlands“ begrüßt wurde. Eigentlich würden ja meist nur Diplomaten in Länderrepräsentanzen Champagner trinken, aber diesmal – so Martin – seien Sportler an der Reihe.

Von Klaus Weise Französischer Charme ist schon wohltuend – das stellte auch Birgit Fischer fest, als die Brandenburgerin am Mittwochabend in der Botschaft der „Grande Nation“ vorm Berliner Brandenburger Tor von Claude Martin als „berühmteste Sportlerin Deutschlands“ begrüßt wurde. Eigentlich würden ja meist nur Diplomaten in Länderrepräsentanzen Champagner trinken, aber diesmal – so Martin – seien Sportler an der Reihe. Der Anlass war angemessen, denn es ging um einen „Meilenstein in der Geschichte des Kajaksports“. Und wer würde so etwas besser personifizieren als die 42-jährige achtmalige Olympiasiegerin, die sich mit ihrer Goldmedaille von Athen sogar auf den Thron der deutschen „Sportlerin des Jahres 2004“ paddelte? Zumal die Ausnahmesportlerin diesen Meilenstein sogar höchstselbst ins Rollen brachte. In der Botschaft nämlich wurde ein Joint Venture-Projekt präsentiert, das eng mit Fischers Namen verbunden ist. Vor Jahresfrist hatte die „Grande Dame“ des Paddelsports auf der Düsseldorfer Bootsmesse im Gespräch mit Bruno Maitre von der Firma Nautiraid darüber nachgesonnen, wie denn die permanenten Transportprobleme für Kanuten mit ihren sperrigen Sportgeräten zu beheben sind. Trainingslager in attraktiven Länder wie Australien oder den USA, schön und gut. Aber was tun, wenn die Wochen vorher zu verschiffenden Boote nicht oder beschädigt ankommen? Von den hohen Transportkosten ganz zu schweigen. Man müsste was Faltbares haben, was man am Mann oder der Frau tragen kann, sinnierte Fischer und fragte Konstrukteur Maitre, der fast schwärmerisch von der „geradlinig ihre Ziele verfolgenden Athletin“ sprach, ob er so etwas bauen könne. Ein Jahr später ist daraus der – so Maitre – besagte Meilenstein und eine Weltneuheit geworden. Ein Rennfaltkajak ist des Rätsels Lösung – zerlegbar und 13,5 kg schwer. So wird aus einem 5,20 Meter langen Paddelboot ein kleiner Rucksack, den man auf dem Rücken tragen und überall hin mitnehmen kann. Entwicklungshilfe hat die Berliner Firma „Kanu-Connection“ geleistet, die ihren Laden in Kreuzberg hat und von den ehemaligen und aktuellen Weltklasse-Paddlern Frank Fischer (Birgits Bruder), Andre Wohllebe und Stefan Ulm betrieben wird. Sie werden auch die weltweit einzigen Vertreiber des Faltkajaks sein, das um die 1700 Euro kosten und ab Sonnabend auf der Düsseldorfer Bootsmesse erstmals für die breite Öffentlichkeit zu sehen sein wird. „Wir gehen davon aus, dass der Bedarf erheblich sein wird, denn das Transportproblem haben ja schließlich alle“, sagt Frank Fischer. Seine Schwester ist die prominenteste Testperson des schnellen Wassergefährts. Drei Prototypen musste Maitre bauen, ehe dem Perfektionismus der Paddel-Königin Genüge getan war. Am 1. Februar fährt sie nun für zwei Wochen ins Trainingscamp nach Los Angeles – mit dem Boot im Rucksack auf dem Rücken. „Eine Rückkehr an die Stätten der Spiele von 1984“, sagt sie. Und lacht sofort, „Rückkehr ist gut“. Denn Olympia 1984 musste sie als hohe Favoritin wegen des Ostblock-Boykotts sausen lassen. Sonst wäre die Zahl ihrer olympischen Goldenen vermutlich schon zweistellig. „Ich muss endlich anfangen, richtig loszulegen“, sagt sie. Denn nach Athen hat sie ziemlich „locker gelassen“ und viele öffentliche Auftritte statt Trainingseinheiten absolviert. Dennoch macht sie einen absolut fitten Eindruck, übers Gewicht klagt sie nicht, wie beim Comeback 2003. In L.A. will sie „Kilometer schrubben, um mir die Grundlage für die nationalen Qualifikationen im Mai in Duisburg zu schaffen“. Unter die Top 6 muss sie paddeln, um in den WM-Kader Aufnahme zu finden. Auf den USA-Trip freut sich die 42-jährige, „mit dem neuen Boot bin ich so flexibel wie noch nie“. Das Gestell des Hightech-Geräts, das als Aufdruck die Bezeichnung „Nautiraid & Birgit Fischer“ trägt, ist aus Aluminium und die Bootsoberfläche besteht aus Nautilon. Die Brandenburgerin aus Bollmannsruh am Beetzsee lobt den Rennfaltkajak, der „wunderbar gleitet, Superfahreigenschaften hat und dennoch sehr stabil ist“. Für das Training sei das Boot schlichtweg eine „phantastische Erfindung“. Eine, die Spaß macht – wohl mindestens noch bis Peking 2008. „Das ist eine wunderbare Vision, aber mehr will ich im Moment nicht dazu sagen.“ Im Moment – das klingt gut.

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