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Landeshauptstadt: Nur die Klos sind geblieben

Die Kita Sonnenschein im Zentrum Ost wird 30 Jahre alt – ein Grund zu feiern

Die Kita Sonnenschein im Zentrum Ost wird 30 Jahre alt – ein Grund zu feiern Die Wandschmierereien hätte es an einem DDR-Kindergarten wohl nicht gegeben. Ansonsten sieht der schmucklose, flache Plattenbau aus, als sei die Zeit in den 70er Jahren stehen geblieben. Doch hinter der lädierten Fassade tobt das Leben. Schließlich feiert die Kita Sonnenschein heute ihren 30. Geburtstag. Am 1. April 1975 überreichte Stadtschulrat Walter Diecke der damaligen Kindergartenleiterin Heidi Kockoert symbolisch den Schlüssel zur 50. Potsdamer Kita. Die hieß zu der Zeit noch nicht Sonnenschein, sondern „Rosa Thälmann“ und war auch keine Kindertagesstätte sondern eine -kombination. „Kiko“ hieß die Abkürzung für Kindergarten und Krippe unter einem Dach. 260 Kinder besuchten damals die Einrichtung – 24 bis 27 in einer Gruppe mit einer Kindergärtnerin. Heute sind die Gruppen bei 190 Jungen und Mädchen insgesamt nur noch halb so groß. Die Eltern einiger dieser Kinder gingen früher selbst einmal in die Kita Sonnenschein. Sie wuchsen mit den gemeinsamen Töpfchen- und Toilettensitzungen auf. Und mit dem typischen DDR-Krippengeruch: Überall roch es nach dem Desinfektionsmittel 3D. „Es gab eine Desinfektionspflicht, das Mittel war so scharf, dass einem die Hände gebrannt haben“, erinnert sich Petra Adolph. Seit 1995 ist die 51-Jährige Leiterin der Kita Sonnenschein. Mit scharfen Mitteln desinfiziert werde das Haus nun nicht mehr, aber die „Topfzeiten“ gäbe es immer noch. Bei den Kindern scheinen die auch recht beliebt zu sein. Als nach der Wende die Bäder saniert wurden, fragte der kleine Sebastian besorgt: „Du, aber die Klöe bleiben doch hier, wa?“ Die Toiletten sind geblieben, ansonsten hat sich seit der Wiedervereinigung einiges verändert. Zuerst seien die Mitarbeiterinnen verunsichert gewesen weil ihre Ausbildung plötzlich nicht mehr anerkannt war. Jede Erzieherin musste einen 120-Stunden-Lehrgang absolvieren, um weiter in dem Beruf arbeiten zu dürfen. Schlimmer sei allerdings die Angst vor der Kündigung gewesen, denn von den über 100 Potsdamer Kitas schloss gut die Hälfte. Froh gemacht habe sie dagegen, dass der einengende sozialistische Bildungsplan weggefallen war. „Wir haben dann einfach probiert und geguckt, welche pädagogische Richtung wir einschlagen“, sagt Adolph. Wichtig sei ihr, dass die Kinder gut auf das Schulleben vorbereitet würden und Toleranz lernten. Das dürfte in ihrer Kita kein Problem sein: „Wir sind ein richtiger Multikulti-Kindergarten.“ Aus Angola und Kenia, aus Russland und dem Kosovo kommen die Kinder der Kita Sonnenschein. Für die 13 Mädchen und Jungen aus Persien, Algerien und der Türkei wird sogar muslimisch gekocht. Heute gibt es aber für alle selbst gebackenen Kuchen - auch für die Eltern und die ehemaligen Kinder und Mitarbeiter, die zur Feier kommen. Ein richtig bunter Geburtstag soll es werden mit einer Kindermodenschau, einer Aufführung des Ballettstudios Erxleben und einem echten Feuerwehrauto im Garten. Juliane Wedemeyer

Juliane Wedemeyer

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