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Aus dem GERICHTSSAAL: Selbsternannter Geldvermehrer?

Zweifel an der Schuldfähigkeit des Angeklagten/Gutachter wird eingeschaltet

Aus dem GERICHTSSAALZweifel an der Schuldfähigkeit des Angeklagten/Gutachter wird eingeschaltet Ferdinand F. gebärdet sich vor Gericht wie wild. Sprach der Mann aus Kamerun während sämtlicher Vernehmungen bei Polizei und Staatsanwaltschaft nur englisch, will er nun partout auf Französisch parlieren. Kein Problem für die Dolmetscherin. Sie beherrscht beide Sprachen. Doch der angeklagte Betrüger legt es offenbar darauf an, sie – und nicht nur sie – aus der Fassung zu bringen. Gestikulierend und blitzschnell redend gibt Ferdinand F. seiner Empörung Ausdruck. „Ich will wissen, wessen ich beschuldigt werde. Deshalb muss ich die Vorwürfe umfassend kennen“, beharrt der Familienvater. „Die Anklageschrift ist ihnen rechtzeitig zugegangen“, entgegnet die Sitzungsvertreterin der Staatsanwaltschaft. „Stellen Sie sich absichtlich dumm?“ Amtsrichterin Förg präsentiert einen Kompromiss. Rechtsanwalt Steffen Sauer möge mit seinem Mandanten für fünf Minuten auf den Flur gehen und die ihm zur Last gelegten Taten noch einmal durchgehen. Danach versteht und spricht Ferdinand F. wundersamerweise wieder englisch – und reagiert empört auf die Beschuldigungen. Laut Anklage soll Ferdinand F. am 6. Januar 2004 einem Bekannten erklärt haben, er könne mittels magischen Papiers und einer chemischen Substanz Geld vermehren. Der Mann soll ihm daraufhin 150 Fünfzig-Euro-Scheine anvertraut haben. Laut Anklage wickelte Ferdinand F. die Scheine in das Papier, benetzte sie mit einer ominösen Flüssigkeit, erklärte danach dem Geprellten, das Geld sei leider durch einen Fehler in der Mixtur unbrauchbar geworden. In Wahrheit habe er sich die Summe in die eigene Tasche gesteckt. Zwei Tage später soll der Angeklagte in seiner Wohnung Am Schlaatz einem anderen Mann 20 000 Euro abgeschwatzt und den gleichen Hokuspokus veranstaltet haben. „Die Leute haben mir das Geld aufgedrängt“, versichert Ferdinand F., berichtetet dann von einem „Meister“ in einem gelben Sportwagen, der Geld machen könne, von konspirativen Treffen in Potsdamer Hotels, wo man Einzelheiten besprochen habe. Und er sei von diesen Leuten mehrfach bedroht worden. Das Gericht hegt Zweifel an der Schuldfähigkeit des Angeklagten. Es setzt das Verfahren aus und schaltet einen Gutachter ein. Hoga

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