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Landeshauptstadt: Weihnachten auf Böhmisch

Die Babelsberger sind sich einig: Ihr Markt zum Fest ist schöner als der in Potsdam

Die Babelsberger sind sich einig: Ihr Markt zum Fest ist schöner als der in Potsdam Von Erhart Hohenstein Babelsberg. Eine „heimeligen Atmosphäre“ bescheinigte Potsdams Kulturbeigeordnete Gabriele Fischer dem zweitägigen Böhmischen Weihnachtsmarkt, der gestern Abend auf dem Weberplatz zu Ende ging. In der Tat: Unter den alten, illuminierten Bäumen hasten die Besucher nicht auf Schnäppchenjagd durch die Budenreihen, sie gehen gemächlich und schauen sich die Angebote an. Die sind ein wenig anders als auf dem Hauptmarkt in der Brandenburger Straße: Da stellt die Kirchengemeinde Babelsberg Bücher zur Erbauung vor, wird an das Elend in der Dritten Welt erinnert, öffnet die Friedrichskirche ihre Türen zum Gospelkonzert. Die Espengrund-Schüler sammeln Unterschriften für den Erhalt ihres bedrohten Gymnasiums. In der Tombola sind keine Autos zu gewinnen, doch jedermann zieht mit der von Clown Locci (Wolfgang Lasch) im Weihnachtsmannkostüm überreichten Zierkerze oder dem Topflappen zufrieden davon. Das „Böhmische“ an dem von der Händlergemeinschaft Babelsberg veranstalteten Markt verkörpern die Handwerker, Händler und Musiker, die aus dem Nachbarland an jenen Ort gekommen sind, der ab 1751 als Nowawes für böhmische Weber errichtet wurde. Da facht David Brbanez das Schmiedefeuer an und gibt auf dem Amboss Eisen künstlerische Form. Neben dem Kunstschmiedemeister aus Znoimo bieten Kerzenzieher, Glaskugelmaler, Holzspielzeughersteller ihre Erzeugnisse an. Auch wenn sie auf historischen Instrumenten Renaissance- und nicht Blasmusik bieten – die vierköpfige „Musica Canora“ kommt ebenfalls aus Böhmen, aus Chomutov. Die in anderen deutschen Regionen ebenso bekannten Musikanten sind von der Atmosphäre auf dem Platz angetan. Dass sie hier an einem von ihren Landsleuten begründeten Ort spielen, wussten sie allerdings bisher nicht. „Das ist für uns eine Überraschung“, staunte Bandleiter Antonin Vavra. Ansonsten bot der Weihnachtsmarkt, was ein solcher Markt eben bietet: Verkaufsstände, ein wenig Mittelalter, Kinderkarussells, ein etwas über das Übliche hinausgehende Imbissangebot mit vielen Getränkespezialitäten, die „garantiert echte“ Thüringer Rostbratwurst und Spreewälder Gurke. „Im vorigen Jahr hatten wir knapp 20 000 Besucher, diese Zahl wird diesmal deutlich übertroffen“, zeigte sich Eberhard Heieck, dessen Agentur den Markt organisierte, sehr zufrieden. Ebenso zufrieden ziehen die Babelsberger in der Gewissheit nach Hause, dass ihr Weihnachtsmarkt mal wieder viel schöner war als der in Potsdam.

Erhart Hohenstein

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