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Kultur: Ein tiefes Staunen

Zum 75. Geburtstag von Marianne Foerster

Der Geburtstag wird im jeden Jahr mit Glockenklang eingeläutet, seit nunmehr 75 Jahren. Marianne Foerster wurde nämlich am ersten Tag des Jahres 1931 geboren. Damals lebte und arbeitete ihr Vater, der bedeutende Gärtner, Staudenzüchter und Schriftsteller, Karl Foerster, bereits auf dem großen Areal Am Raubfang in Bornim. 1927 heiratete er die Sopranistin Eva Hildebrandt, die in dieser Zeit erste künstlerische Erfolge für sich verbuchen konnte. Sie gab aber ihren Beruf auf. Die Arbeit ihres Mannes wurde für sie lebensbestimmend.

Marianne Foerster wuchs in einer besonderen geistigen Atmosphäre auf, die prägend war. Musik, Literatur, Philosophie waren im Hause Foerster stets zugegen. Und natürlich Pflanzen und Gärten. Zum Konfirmationstag Mariannes 1947 schrieb ihr Vater unter anderen: „Je älter man wird, desto neuer wird uns alles, – desto weniger selbstverständlich. Das tiefste Staunen entzündet sich an der Schönheit, der allgegenwärtigen, der Dein Vater sein Leben gewidmet hat.“ Die Tochter wird in die Fußstapfen ihres Vaters treten. Sie erlebte frühzeitig Zufriedenheit und Genuss aus der Gartenarbeit, aus den Verwandlungen im Jahreslauf, die auch aus dem Betrachten und Berühren erwachsen, nicht zuletzt Mühen und manche Entbehrung.

Marianne erlernte nach dem Schulbesuch den Beruf einer Gärtnerin im Betrieb ihres Vaters. Kurz nach der Lehre machte sie sich auf die Wanderschaft, um ein wenig über den Bornimer Gartenzaun hinaus zu blicken. 1954 ging sie nach Schweden, dann nach Belgien. Dreißig Jahre blieb sie in Brüssel. Für den renommierten Gartenarchitekten René Pechére wurde Marianne Foerster eine unentbehrliche Mitarbeiterin.

1990 sollte sich ihr Wohn- und Wirkungsort wieder ändern. Die neuen gesellschaftlichen Bedingungen im Osten Deutschlands waren auch für die Foerster-Tochter Inspiration, nach Bornim zurück zu kehren, das über all die Jahre ihr dennoch immer Heimat blieb.

Die Mutter hütete Haus und Garten, die man längst unter Denkmalschutz stellte. Der Betrieb, der zur DDR-Zeit volkseigen wurde, erhielt nunmehr eine neue Struktur. Doch vor allem galt es, die berühmte Gartenanlage Foersters rings um das Wohnhaus mit Senk- und Steingarten sowie Frühlingsweg zu erhalten und zu pflegen. Anlässlich der Bundesgartenschau, die in Potsdam im Jahre 2001 stattfand, wurde das Garten- und Kulturdenkmal auf Veranlassung der Denkmalpflege grundsaniert. Marianne Foerster wurde die engagierte und kompetente Hüterin dieser Arbeit. Das Erbe ihres Vaters zu erhalten, war und ist ihr stets eine Herzensangelegenheit. Dazu gehören die Wiederveröffentlichung unter anderen der beliebten Bücher „Ferien vom Ach“ und „Warnung und Ermutigung“. Vor wenigen Jahren erhielt sie für ihre Verdienste aus der Hand des Bundespräsidenten das Bundesverdienstkreuz.

In der Deutschen Verlags Anstalt München erschien im vergangenen Jahr Marianne Foersters lesens- und sehenswertes erstes Buch mit zahlreichen Fotografien von Gary Rogers. Der Titel: „Der Garten meines Vaters Karl Foerster“. Sie erzählt darin unterhaltsam und sachgerecht von ihren gärtnerischen Erfahrungen und Erlebnissen im Wechsel der Jahreszeiten im Bornimer Garten, im „Vatergarten“, wie selbst sagt.

Im Gästebuch entdeckte sie unlängst folgende Eintragung: „Es ist jetzt nicht mehr der Garten Deines Vaters, es ist jetzt Dein Garten. Du bist verantwortlich für Alles, für das Schöne, was die Menschen lieben, aber auch für die Fehler.“ Es lässt sich nicht übersehen, der Foerster-Garten trägt, wenn man genau hinsieht, auch die Handschrift Mariannes. Mögen der Gärtnerin noch viele Jahre beschieden sein, darin segensreich zu wirken. Günter Brüning

Günter Brüning

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