zum Hauptinhalt

Kultur: Gebaute Musik

Zum Einstein-Jahr-Beginn: Vortrag und Ausstellung im Einstein-Forum

Zum Einstein-Jahr-Beginn: Vortrag und Ausstellung im Einstein-Forum Die Sitzplätze im Vortragsraum des Einsein-Forum am Neuen Markt reichten kaum aus. Das Interesse war an diesem Abend besonders groß, auch bei so manchen Nicht-Fachleuten. Einstein war das übergreifende Thema der Veranstaltung. Sie war eine der ersten, die in diesem Jahr zum Gedenken an den Physiker stattfand, dessen grundlegende Abhandlung über die Relativitätstheorie 100 Jahre alt wird. Der Todestag Einsteins jährt sich zum 50. Mal. Zweigeteilt war der Abend. Zunächst hielt der Jenaer Kunsthistoriker Ulrich Müller einen Vortrag über „Einstein und die künstlerische Avantgarde“, dann wurde die Ausstellung mit Fotos über das Einstein-Haus in Caputh von Erika Britzke, eine jahrzehntelange intime Kennerin des Grundstückes im Schwielowsee-Dorf, eröffnet. Die Originalfotos der Schwarz-Weiß-Reprografien stammen aus dem Einstein-Archiv in Jerusalem. Auf den Bildern ist die Familie des Wissenschaftlers zu sehen wie auch der Besuch von Prominenten in Caputh, auch idyllische Plätze der Schwielowseelandschaft fotografierte man immer wieder gern, außerdem verschiedene Sichten auf das Äußere und Innere des Gebäudes, das das Einstein-Forum heute verwaltet. Ein großer Teil der Bilder hat Konrad Wachsmann, der Architekt des Einstein-Hauses, fotografiert. Einige Architekturbilder, so Erika Britzke in ihrem leidenschaftlichen, doch etwas ungeordneten Vortrag, habe bei der Sanierung des Caputher Sommerhauses „Pate“ gestanden. Dadurch konnte man beispielsweise auch herausfinden , wie die Einzäunung des Grundstückes ausgesehen habe. Im Mai deises Jahres wird das Haus wieder eröffnet. „Einstein wäre auch mit einer einfachen Laube zufrieden gewesen“, sagte die Rednerin. Aber da war ja noch die Ehefrau, die sehr wohl eindeutige Wünsche für den Bau äußerte. Konrad Wachsmann, 27 Jahre war er damals alt, erhielt in den zwanziger Jahren den Auftrag, das Haus zu bauen- Unbestritten ist, dass Wachsmann zur Revolutionsgarde der neuen Architektur gemeinsam mit Hans Poelzig, Walter Gropius, Mies van der Rohe oder Kenzo Tange gehörte. Konrad Wachsmann spielte jedoch im präzis gehaltenen Vortrag von Ulrich Müller keine Rolle. Jedoch Einstein, am Beispiel des niederländischen Architekten Theo van Doesburg. Dieser war Herausgeber der 1917 von ihm gegründeten Kunstzeitschrift „De Stijl“. Er setzte sich mit der Relativitätstheorie des Physikers auseinander. Damit wirkte er überaus anregend auf Künstlerkollegen. Einsteins Ansicht war, dass der Künstler dem Kunstwerk eine Zeitdemension geben sollte. Der Niederländer propagierte die Synthese von Raum und Zeit. Dichtung und Musik waren in der klassischen Kunsttheorie nur in der Zeit angesiedelt, im Raum nur die bildenden Künste, also auch die Architektur. Dies länger aufrecht zu erhalten, nannte er einen Rückfall in einen unschöpferischen, stagnierenden Akademismus. Theo van Doesburg setzte sich für eine antikubistische Bauweise ein. Gern experimentierte er mit ihr. Die Kuben, so der Künstler, müssen in Bewegung geraten, wenn Raum und Zeit eine Einheit bilden sollen. Er bevorzugte in seinen eigenen Bauentwürfen ein offenes Raumkonzept. Dadurch sollte die architektonische Masse etwas Schwebendes erhalten: Gebaute Musik. Erika Britzke sagte nach dem Vortrag Müllers, Wachsmann habe von den Theorien Van Doesburgs natürlich gewusst und sich auch dazu geäußert. Sicherlich, aber man hätte von ihr dann auch erfahren wollen, was der Erbauer des Einstein-Hauses dazu sagte. Dies wäre eine schöne Ergänzung gewesen.Klaus Büstrin

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false