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Kultur: Unaufdringlich, doch groß „Zona sul“ mit ihrem Bossa Nova im Nikolaisaal

Sie hat in Paris, London und New York gelebt, doch was Sophie Wegener hier suchte, war nicht das, was sie wirklich finden sollte. Ihre anfängliche Liebe zum Jazz, vielleicht als die einzig-wahre geplant, hat der Sängerin aus München nicht ganz das geben können, was sie wollte.

Sie hat in Paris, London und New York gelebt, doch was Sophie Wegener hier suchte, war nicht das, was sie wirklich finden sollte. Ihre anfängliche Liebe zum Jazz, vielleicht als die einzig-wahre geplant, hat der Sängerin aus München nicht ganz das geben können, was sie wollte. Doch das merkte sie erst, als sie nach Südamerika reiste. Das feuchtheiße Brasilien mit seinem Bossa Nova, diese melancholische Leichtigkeit zwischen Jazz und Samba, wurde ihr zur großen Leidenschaft. Und somit zum Maßstab für alles andere. Sophie Wegener gastierte in der Reihe „Foyer Variationen“ im Nikolaisaal. Und ob es sich mittlerweile herumgesprochen hat, dass diese „Foyer Variationen“ in ihrer stilvollen Bescheidenheit wahre Perlen präsentieren oder ob es allein an Sophie Wegener und ihrer Band „zona sul“ lag, dass dieses Konzert ausverkauft war, konnte nicht geklärt werden, war aber auch egal. Denn solche Gedanken hielten sich nur kurz, da „zona sul“ jegliche Aufmerksamkeit beanspruchte. Nach dem südlichen Stadtteil Rio de Janeiros mit den Vierteln Copacabana und Ipanema hat Sophie Wegener ihre Band benannt. Joao Gilberto und Antonio Carlos Jobim haben mit ihren Kompositionen diese Viertel bekannt gemacht. Musikalische Reiseführer, die weit mehr öffnen als nur Türen und die Sophie Wegener um ihre Erlebnisse bereichert. Erlebnisse, die von ihrer großen Leidenschaft erzählen, die sie manchmal selbst kaum zu fassen scheint. Die Präsenz ihrer Stimme liegt in ihrer Zurückhaltung. Unaufdringlich, verschüchtert fast, näherte sich Sophie Wegener den Liedern, um sie groß zu machen. Die meist portugiesischen Texten sang sie, als wären die Worte etwas Zerbrechliches. Das große Thema Liebe zwischen Erblühen und Scheitern, so wie es „zona sul“ in ihren Bossa Nova packten, schwangen in jedem leidenschaftlichen Anfang schon die ersten grauen Andeutungen des Endes mit. Zwischen den Liedern dann ein kurze Anmerkungen derSängerin. Und hier fand sie, die singend so wunderbar von ihrer Leidenschaft erzählen konnte, nicht immer die richtigen Worte um zu erklären, wie fest der Bossa Nova sie schon im Griff hat. Auch egal, denn der Musik wegen war man hier. Und das die neben der Stimme von Sophie Wegener etwas Besonderes war, dafür sorgten ihre Kollegen. Pedro Tagliani, den Bossa im Blut, an der Gitarre, Tizian Jost am Klavier und Hajo von Hadeln am Schlagzeug brachten einen wieder in das liebgewonnene Dilemma. Wollte man sich zu sehr auf Sophie Wegener konzentrieren, musste man diese Musiker vernachlässigen und umgekehrt. Und so ließ man sich einfach treiben, die vielleicht noch beste Art solch ein Konzert zu genießen. Dirk Becker

Dirk Becker

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