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Kultur: Von großen und kleinen Räumen

Arbeiten von Elvy Lütgen und Ute Paulmann in der Galerie „M“ des Brandenburgischen Verbandes Bildender Künstler

Arbeiten von Elvy Lütgen und Ute Paulmann in der Galerie „M“ des Brandenburgischen Verbandes Bildender Künstler Stadt – Land – Fluss. So heißt das Spiel, um mittels Papier, Stift und einem Buchstaben durch die Welt zu reisen. „Stadt – Raum – Kopf“ ist die aktuelle Ausstellung in der Galerie „M“ des BVBK überschrieben. Und wieder einmal zeigen Mitglieder des Brandenburgischen Verbandes Bildender Künstlerinnen und Künstler ihre Arbeiten. Diesmal haben Elvy Lütgen und Ute Paulmann den Zuschlag für eine Doppelschau auf der praktikablen Galeriefläche im Hinterhof erhalten. Für beide ist es eine Premiere in Potsdam. Die Zusammenstellung ihrer Arbeiten in einer Ausstellung der Galerie „M“ und damit in einem Raum wirkt wenig einfühlsam. Hier die Tusche-Aquarell-Zeichnungen und Linolschnitte von Ute Paulmann, die sich mit kräftigen, teils kontrastreich eingesetzten Farben der gegenständlichen Richtung sehr verpflichtet zeigen. Dort die malerischen Öl-Bilder architektonischer Motive und kleine Raum-Modelle von Elvy Lütgen; meist sind sie auf einen Farbton oder einen deutlichen Kontrast gestimmt und suchen eine weit gehende Abstraktion des Dargestellten zu erreichen. Auf verschiedenen Wegen verliefen die Biografien der beiden Malerinnen. Für längere Zeit studierte die 1947 geborene Elvy Lütgen seit den 70er Jahren Malerei in Hamburg und Berlin und ist von 1988 an frei schaffend tätig. Seit den frühen 80ern stellte sie zwischen Berlin und Berkeley/USA, von Karlsruhe, Kronach bis in das schwedische Källby aus. Auch Ute Paulmann, 1959 in Ludwigsburg geboren, strebte erst Philosophie und schließlich der Literatur zu. Ihr Fazit: die Fragen wuchsen, der Geldbeutel schrumpfte bedenklich zusammen. Doch das Zeichnen blieb ihr über gut 20 Jahre stete Beschäftigung. Und so lächelnd unbeschwert wie sich Paulmanns ausliegende Selbstbiographie liest, so unbeschwert und naiv geben sich ihre Bilder. Für ihr „Gehäuse“ druckte sie Orangen, Spargel und andere Früchte mit Linol und in leuchtenden Farben, um dann zwischen die Drucke kleine Szenen zu zeichnen. In Farbe und Motiven ähnlich ihr Druck „o.T.“, der in mancher Küche als Appetitanreger dienen könnte. Und auch die in Tusche und Aquarell gezeichneten „Acht Variationen zu einem Thema von Guiseppe Arcimboldo“ sind teils durchaus kulinarisch zu goutieren, ob der „Fischkopf“ aus Meergetier oder die „Beere“ aus eben Brom- und anderen Beeren. Paulmanns Arbeiten sind unangestrengt und versprechen Heiterkeit. Beides halten sie auch. Im künstlerischen Gestus sind die Ölbilder Lütgens anspruchsvoller. Auf „Sony“ schwebt im interessant angeschnittenen Gebäude an Berlins Potsdamer Platz das große weiße Segel dynamisch vor tiefem Blau. Weniger gelungen sind zwei Ansichten auf Berlins „Kammermusiksaal“, die von den perspektivischen Finessen des Gebäudes leben. Dass es Lütgen um die flächige, abstrakte Formen suchende Darstellung des Gesehenen geht, zeigen zehn kleinere Ansichten auf verschiedene Gebäude. Am besten gelungen ist ihr dies aber bei dem größeren Format „Potsdamer Platz“. Eine blaue Gebäudeecke stößt wie ein Schiffsbug aus der Tiefe des Raumes vor, ihre Dynamik wird von waagerechten, gelben Geschossebenen unterstrichen. Mit dem abgemessenen Spiel der Linien und Flächen stimmt das kühle Blau des Bildes gut zusammen. Nicht ohne Reiz, aber im Blick auf die Bilder unbeholfen wirken die drei architektonischen Modelle der Galerie, die in Andeutungen hier einen Eingang mit Kuppel, dort mehrere Geschosse aus Plexiglas zeigen. Disparat wirkt die Ausstellung vor allem wegen der Zusammenstellung zweier Ausdrucksweisen auf kleinem Raum. Vielleicht wären weniger Arbeiten von Vorteil, vielleicht Einzelausstellungen? „Wir sind eine Produzentengalerie“, betont ein BVBK-Mitglied. Um ganz allgemein anzufügen: „Wer sich mehrmals um eine Ausstellung bewirbt; irgendwann wird er eben genommen“. Auf die Qualität der gezeigten Arbeiten, gar auf die Hängung hätten die ortsansässigen Mitglieder keinen Einfluss. Das kann Vor-, jedoch auch Nachteile mit sich bringen, wie man beim BVBK offenbar weiß. Diesmal jedoch scheint die Rechnung aufzugehen, den Malerinnen selbst Auswahl und Hängung überlassen zu haben. Der Besucher darf nur nicht zu hohe Ansprüche stellen. Götz J. Pfeiffer Bis 20. Februar in der Galerie „M“ , Mittelstr. 39. Mi-Fr 12-17 Uhr, Sa-So 13-18 Uhr.

Götz J. Pfeiffer

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