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Potsdam-Mittelmark: Der Altmann-Garten bleibt Eigentümer will das Caputher Kleinod auch in Zukunft für Besucher öffnen Der Inselgärtner und sein Paradies

Peter Altmanns Gestaltungsdrang war ohne Grenzen

Schwielowsee · Caputh - Hat der Altmann-Garten eine Zukunft? Diese Frage stellen sich zurzeit viele Caputher. Nachdem der ehemalige Potsdamer Inselgärtner Peter Altmann am Sonnabend im Alter von 90 Jahren verstarb (PNN berichteten), werden Befürchtungen um den Erhalt seiner privaten Wirkungsstätte in Caputh laut. Der 1700 Quadratmeter große parkähnliche Garten ist beliebtes Ausflugsziel für Einheimische und Besucher des Ortes.

Und das soll er laut Eigentümer Rainer Seidler auch bleiben: „Der Altmann-Garten wird erhalten und ist auch in Zukunft öffentlich zugänglich“, so der Caputher auf PNN-Anfrage. Seine Familie hatte die Villa und den Garten am Krähenberg nach einer Rückübertragung von den ursprünglichen Besitzern gekauft. Der Gartenkünstler Altmann durfte weiter hier wohnen und arbeiten – die Seidlers hatten ihm dieses Recht auf Lebenszeit eingeräumt. Die Frage, wer seine Arbeit fortführen soll, sei längst geklärt: Uwe Peglow, langjähriger Mitarbeiter Altmanns und Co-Autor von dessen Biographie, werde die Organisation und Beratung übernehmen.

Für die Pflege der Anlage sei bereits im August eine Mitarbeiterin als „geringfügig Beschäftigte“ eingestellt worden, nach einem Schlaganfall vor zwei Jahren konnte der Meister selbst kaum noch zupacken. Ein Großteil der Arbeit werde jedoch ehrenamtlich laufen müssen, meint Seidler, der früher selbst als Garten-Landschaftsbauer gearbeitet hat.

Keine leichte Aufgabe, denn „so unterschiedlich wie die Menschen sind auch ihre Gärten“, hatte Peter Altmann selbst einmal gesagt. Und zwischen Buchs- und Kräuterbeeten bis hin zum Herz der Anlage, dem Steingarten, soll auch in Zukunft dessen Arbeit erkennbar sein.

Die Gemeinde Schwielowsee unterstützte den Garten bislang mit jährlichen Zuwendungen zwischen 500 und 700 Euro. Laut Bürgermeisterin Kerstin Hoppe werde man auch weiterhin entsprechend der Haushalts-Möglichkeiten unterstützen. „Unser Appell ist, dass man den Mut und die Kraft hat, den Garten gemeinsam zu erhalten.“ Der Garten sei das private Paradies Altmanns gewesen – und gleichzeitig ein Mekka für Naturfreunde von nah und fern. „Noch bis ins hohe Alter hatte er hier alles selbst gemacht“, würdigte sie und unterstrich das Interesse der Gemeinde.

Zu den Unterstützern zählte bis zum vergangenen Jahr auch der Heimatverein Caputh, sogar eine Arbeitsgruppe hatte sich für den Altmann-Garten gebildet und Spenden gesammelt. Dabei seien immerhin bis zu 1000 Euro im Jahr zusammen gekommen, so der Vorsitzende Heinz Schmal. Das Interesse der Caputher an der Arbeit ihres Mitbürgers Peter Altmann sei immer sehr groß gewesen, „schließlich hatte er auch andere Objekte in der Gemeinde gestaltet“. Heimatverein und Eigentümer hatten sich dann aber miteinander überworfen, ein Kommunikationsproblem, erinnert sich Seidler. „Natürlich sind wir froh, wenn uns Leute helfen wollen.“

Auch weiterhin werde es Tage der offenen Tür in Zusammenarbeit mit der Urania geben – und darüber hinaus arbeiten die Seidlers bereits an einem Internet-Auftritt für den Altmann-Garten. Die Philosophie, Menschen und Pflanzen zusammen zu führen, solle weiter gepflegt werden. Thomas Lähns

Schwielowsee · Caputh - „Am interessantesten und schönsten sind vielleicht die von begabten Romanautoren beschriebenen Gärten in den Büchern. In die wirklichen Gärten begleiten uns unsere Wirklichkeiten, die uns nicht immer erquicken; das Leben mit seinen mannigfaltigen Anforderungen steht vor dir, wenn du in deinem Gartenhäuschen mild vergessen möchtest und als störte dich etwas, entgleitet deinen Lippen ein ,Ach’“.

Der Caputher Gärtner Peter Altmann würde den Überlegungen des Dichters Robert Walser nur bedingt zustimmen. Den Hinweis, man finde nur in der Literatur die schönsten Gartenareale, könnte er mit ein paar treffenden Beispielen widerlegen. Ins „Ach“ dagegen würde er sofort einstimmen, weil er daran denkt, was im Garten noch zu erledigen wäre.

Nun ist Peter Altmann verstorben. Am letzten Tag des vergangenen Jahres schloss er seine Augen für immer. Die farbigen Paradiese, die er für sich und andere schuf, die er pflegte und bewahrte, muss der Gärtner zurücklassen. Im Garten Eden findet er sicherlich neue gärtnerische Aufgaben. Am 19. März wäre er 91 Jahre alt geworden.

Bekannt wurde Peter Altmann zunächst als Gärtner der Freundschaftsinsel im Herzen Potsdams. Von 1953 bis 1980 leitete er den von Karl Foerster konzipierten Schau- und Sichtungsgarten für Blütenstauden, Farne und Gräser mit der ihm eigenen Leidenschaft. „Und du wirst meine Stauden pflegen“, soll der Bornimer Gärtner und Staudenzüchter zu Peter Altmann gesagt haben, als dieser aus „Versehen“ – weil er den Zug nach Marquardt verpasst hatte – bei Karl Foerster landete.

Nach Soldaten- und Kriegszeit wollte der in Berlin Geborene wieder etwas tun was Sinn macht, für sich und für andere Menschen. „Eine bescheidene Barackenwohnung für mich und meine Familie, Integrierung in den Neuanfang kriegsbedingter Einschränkung in der Gärtnerei, Konsummangel und geringe Entlohnung waren bedeutungslos hinsichtlich der Wertschätzung, die Foerster mir entgegentrug und die unser Leben zu fördern begann“, schrieb Altmann in seinem Erinnerungsbuch „Begegnungen im Garten“ über seinen Anfang in Bornim. 27 Jahre war er auf der Freundschaftsinsel tätig. Als er dort zu arbeiten begann, sah man auf dem Areal noch die Kriegsfolgen, die beseitigt werden mussten. Ab 1957 begann Altmann mit der kontinuierlichen Staudensichtung. Die Insel wurde unter seinen Händen wieder zu einem blühenden Paradies. Der Inselgärtner, wie er liebevoll von den Potsdamern genannt wurde, freute sich später über den ihm verliehenen Titel Obergärtnermeister.

1965 zog die Familie nach Caputh. Auf dem Krähenberg fand sie ein neues Domizil, vor allem aber Gartenland. Etwa 600 Quadratmeter. Hier konnte der Gärtner sich sein eigenes Paradies schaffen, ganz nach seinen Plänen. „Meinen Umgestaltungs- und Neugestaltungsdrang konnte ich nie bremsen“, meinte er.

Der Garten auf dem Krähenberg ist ein vielgestaltiger. Neben hervorragenden Fotoaufnahmen brachte er von seinen zahlreichen Reisen auch die bekannten Stauden und anderen Pflanzen mit. Es war stets spannend, ob sie auf märkischem Boden auch gedeihen.

Die meisten Pflanzen fühlten sich bei Peter Altmann wohl und erfreuten nicht nur ihn, sondern auch die zahlreichen Besucher, die seinen Garten besuchten und besuchen werden. Er scharte gern Menschen um sich, denn er wollte seine Freude an der Natur, am Garten insbesondere, unbedingt weitergeben. Ein müdes „Ach“ kam ihm dabei nie über die Lippen.

Günter Brüning

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