zum Hauptinhalt

DasWAR“S: Ein Beutel? Oder zwei Beutel?

Warum für Peter Könnicke Titus Dickson der Sieger der Woche ist

Die Woche kennt nur einen Sieger. Titus Dickson. Zum dritten Mal hat Titus auf der Grünen Woche den Meistertitel im Kartoffelschälen errungen. Wir wären schlechte Lokaljournalisten, würden wir uns nicht mit der flink schnippelnden Küchenhilfe aus dem Wildenbrucher Gasthaus „Zur Linde“ freuen. Doch die Nachricht bedeutete mehr: Sie forderte uns am späten Donnerstag zu investigativem Journalismus heraus.

Zu recht bemängelte ein Kollege, dass der Hinweis, Titus habe in drei Minuten 2,23 Kilogramm Kartoffeln geschält, wenig anschaulich ist. Schließlich vergleichen wir ständig die Größe eines Gewerbegebietes mit der Anzahl von 18 Fußballfeldern oder lesen in medizinischen Zeitschriften, dass der Mensch über ein dicht verzweigtes Netz von 2500 Kilometern Arterien, Venen und Kapillaren verfügt, was immerhin die Strecke von Paris nach Moskau ist. Das sind Vergleiche! Aber welche launige Hausfrau lässt sich davon beeindrucken, wenn man sie mit der vorbildlichen aber schwer nachvollziehbaren Größe von 2,23 Kilogramm konfrontiert. Also grübelten wir, wie viel Kartoffeln 2,23 Kilogramm sind. Ein Beutel? Ein großer Beutel? Ich nannte es wahrlich verantwortungsbewussten Journalismus, als sich ein Kollege auf den Weg zu Kaiser“s machte, um Kartoffeln zu wiegen. Ich persönlich hätte gut damit leben können, als er bei seiner Rückkehr berichtete, dass 2,23 Kilo etwa 12 bis 14 faustgroße Kartoffeln sind. Der für den Titus-Artikel verantwortliche Redakteur sah das anders. Wir könnten schließlich nicht mit Sicherheit sagen, ob es bei dem Schälwettbewerb tatsächlich faustgroße Kartoffeln waren. Dem Kollegen aus der Stadtredaktion war zudem wichtig zu wissen, ob es Bio-Knollen und heimische Produkte waren. Die Politikredaktion erinnerte mit dem Verweis auf den Merkel“schen Brutto-Netto-Dreher an die Bedeutung solcher Unterscheidungen und fragte, ob die Kartoffeln vor oder nach dem Schälen gewogen wurden. Ich erinnerte daran, dass Raimund Harmstorf in „Der Seewolf“ eine Kartoffel mit der bloßen Hand zerquetscht hat. Das brachte mir zwar den Vorwurf ein, dass dies bloß ein Film sei, aber immerhin wurden wir uns einig, dass es egal ist, ob faustgroße oder kleinere Kartoffeln zu Püree verarbeitet werden.

Erschienen ist von unseren Recherchen letztlich nichts, weil wir noch am späten Abend erfuhren, dass Titus“ Konkurrenz das Wettbewerbsergebnis anzweifelte, da die Kartoffelschäler hier schmaler seien als beispielsweise in Niedersachsen. Wir entschieden uns für die harten Fakten: Im Ost-West-Vergleich schneidet Brandenburg am besten ab!

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false