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Potsdam-Mittelmark: Kein Anschluss vermittelbar

Stücken und Fresdorf wollen nicht ans WAZV-Netz

Stücken und Fresdorf wollen nicht ans WAZV-Netz Michendorf/Nuthetal - Anschluss oder Kleinkläranlage? Eine Entscheidung des Wasser- und Abwasserzweckverbandes (WAZV) Mittelgraben zur Forderung der Michendorfer Ortsteile Stücken und Fresdorf nach einer dezentralen Abwasserentsorgung wurde erst einmal vertagt. Auf der Verbandsversammlung in der Vorwoche übergaben Vertreter des Ortsbeirates und der Arbeitsgemeinschaft „Abwasser“ aus Stücken eine Liste mit Unterschriften jener Bürger, die sich gegen den Anschluss an das Zentralnetz des WAZV ausgesprochen hatten. Erst einmal, so hieß es seitens der Verbandsversammlung, müsse die Wirtschaftlichkeit aller Entwässerungsarten untersucht werden. 91 Prozent der Stückener fordern eine dezentrale Lösung, sie wollen entweder ihre Sammelgruben behalten oder sich Kleinkläranlagen anschaffen. Ähnlich sieht es im Nachbarort Fresdorf aus. Beide Dörfer haben mittlerweile Bürgerinitiativen gegründet, Umfragen gemacht, Rechnungen aufgestellt und Stellungnahmen verschickt (PNN berichteten). Im Auftrag der Mittelmärkischen Wasser und Abwasser GmbH (MWA) hatte Ingenieur Matthias Köpke seinerseits eine Umfrage in den Orten gemacht und die Entwässerungsmöglichkeiten ausgelotet. Jetzt präsentierte er die Ergebnisse. Im Gebiet des WAZV Mittelgraben sei mittlerweile ein Anschlussgrad von 88 Prozent erreicht, eröffnete er sein Referat. Im Generalentwässerungsplan, der in diesem Jahr fortgeschrieben werden soll, heißt es, dass bis 2007 weitere 1344 Einwohner an das Abwassernetz angeschlossen werden sollen, darunter auch die Bürger von Stücken und Fresdorf. 700000 Euro würde der Anschluss im ersten, und 620000 Euro im zweiten Ort kosten. In beiden Dörfern, so habe seine Umfrage ergeben, würden knapp die Hälfte der Einwohner Kleinkläranlagen bevorzugen. Doch sei dies längst nicht in jedem Fall genehmigungsfähig. Köpke sprach gerade für Stücken von ungünstigen Bodenverhältnissen. Lediglich 52 Prozent der Grundstückseigner hätten dort die Möglichkeit, sich eine Kläranlage in den Garten zu stellen. Der Ingenieur führte an, dass seitens der Unteren Wasserbehörde des Landkreises die Einhaltung von Richtlinien jetzt stärker kontrolliert werde. Fresdorfs Ortsbürgermeister Karl-Heinz Schmidt bemängelte, dass der Ingenieur bei der Untersuchung der Möglichkeiten von Kläranlagen keine Mikrofiltrationsanlagen in Betracht gezogen habe. Diese seien wesentlich umweltfreundlicher als herkömmliche Kläranlagen und damit auch so gut wie immer genehmigungsfähig. Ferner sei ihm aufgefallen, dass der Ingenieur bei seinen Berechnungen von 290 Fresdorfern ausging, die angeschlossen werden sollen. „Es sind aber nur 281“, korrigierte der Ortschef. Auch die Fluktuation von Einwohnern – von Köpke angeführt – sei keine Ausrede. „In Fresdorf schwankt die Bevölkerung nicht. Und wenn schon diese Zahl nicht stimmt, stelle ich alle weiteren in Frage.“ Dies rief auch den Nuthetaler Gemeindevertreter Rudolf Bauer (SPD) auf die Barrikaden: „Ich verlange korrekte Zahlen, sonst werde ich hier nicht zustimmen!“ Die Stückener kritisierten, dass künftige Berechnungen seitens der MWA auf der in Auftrag gegebenen Umfrage basieren sollen. Ein Drittel der Bürger hatte den Fragebogen nicht zurück geschickt, „nicht aus Desinteresse, sondern aus Entrüstung“, so Bürger Ingo Baums. Wie er sagte, sollten dort Angaben zu den Nachbarn gemacht werden, so ob diese eine eigene Wasserpumpe haben, was von der MWA nicht gern gesehen wird. „Da fühlten sich viele in die politische Vergangenheit zurück versetzt.“ Verbandsversammlung und MWA haben nun angeboten, noch einmal eine Bürgerversammlung einzuberufen und gemeinsam zu diskutieren. „Hier wird nichts gegen den Bürgerwillen entschieden“, unterstrich Verammlungschefin Sybille Hofmann (PDS). Thomas Lähns

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