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Potsdam-Mittelmark: Mit 180 Sachen Schumi auf der Spur

Der Zauchwitzer Guido Steinmann fährt Tourenwagenrennen / Mit seinem Lada 2105 wurde er Sieger des Lada-Racing-Cups 2004

Der Zauchwitzer Guido Steinmann fährt Tourenwagenrennen / Mit seinem Lada 2105 wurde er Sieger des Lada-Racing-Cups 2004 Beelitz · Zauchwitz - Bis 1992 war ein Lada das Familienauto bei den Steinmanns aus dem Beelitzer Ortsteil Zauchwitz. Was zu DDR-Zeiten noch als recht luxuriöses, viertaktiges Gefährt galt, musste bald – wie fast überall – einem neuen Auto „aus dem Westen“ weichen. Fünf Jahre später stand wieder ein Lada in der Garage der Steinmanns – und mit dem fährt Sohn Guido seitdem Rennen. Hockenheim, Nürburg- oder Lausitzring: Die großen deutschen Pisten und so manche im Ausland kennt der Tourenwagen-Pilot wie aus der Westentasche. Im Trabant-Lada-Racing-Cup (TLRC) wandelt der heute 31-Jährige mit seinem russischen Rennboliden auf Schumis Spuren. „Bis zu 180 Stundenkilometer bringt der auf gerader Strecke“, berichtet Steinmann und klopft stolz auf die Motorhaube des giftig grünen Lada 2105. Der junge Mann ist zurzeit mehr Schrauber als Fahrer, gerade erst hat er die Leichtmetall-Felgen an den Wagen montiert. „Eigentlich müsste ich jeden Tag an dem Auto bauen“, berichtet er und zieht sich den Blaumann zurecht. Allerdings nehme der Job momentan diese Zeit in Anspruch. Steinmann arbeitet in der Metallbaufirma seines Vaters mit, die sich direkt auf dem Hof befindet. Doch das Verständnis ist garantiert: Beide sind erklärte Rennsport-Fans. Hobby und Beruf liegen dichter beieinander als man denkt, denn vom „Schlosser“ zum nötigen Wissen für Reparaturarbeiten an dem Auto aus den Awtowas-Werken ist der Schritt nicht so groß. Auch Wilfried Steinmann sei vor der Wende hin und wieder Rennen gefahren. Der Jahresurlaub wurde immer am Sachsenring bei den ostdeutschen Tourenwagenmeisterschaften verbracht. Dieses Erbe trat Guido Steinmann 1996 an: Aus Potsdam wurde der Lada beschafft und in Holland machte der damals 25-Jährige seine Rennfahrer-Lizenz. Seitdem geht es mehrmals im Jahr zum TLRC auf die verschiedensten Rennpisten. Der Cup wurde 1993 aus der Taufe gehoben, ist seitdem Bestandteil größerer Veranstaltungen – für sich allein eine Strecke zu mieten sei zu teuer. So gehört der TLRC mittlerweile fest zum Programm des Porsche-GTP-Rennens. „Anfangs haben die schon etwas komisch geguckt, wenn wir zum Beispiel unsere Autos auf die Seite geworfen haben, um das Getriebe zu wechseln“, lacht der Lada-Fahrer. Aber mittlerweile habe man in Porsche-Kreisen auch die Lada- und Trabant-Piloten akzeptiert. Ohnehin gehe es am Rande solcher Meisterschaften familiär zu: Nach dem Tempoduell sitzen die Teams bei Bratwurst und Bier zusammen. Wenn die Beelitzer übers Wochenende zum Rennen fahren – neben Steinmann gehören noch fünf bis sechs weitere Fahrer aus der Umgebung mitsamt Freunden und Familie dazu – dürfen neben den Autos auch der Grill und Zelte nicht im Gepäck fehlen. Zu Steinmanns Renn-Team gehören die Familie Siewert, die in Beelitz eine Total-Tankstelle betreibt. Unterstützung erhält der Beelitzer auch von der Trebbiner Familie Buder und dem Autohaus Schachtschneider. Doch was macht den Reiz eines Wettkampfes zwischen Autos aus Zwickau und Togliatti aus – Ostalgie weit jenseits der 100-StundenkilometerMarke? Steinmann begründet es mit den recht geringen Kosten. „An den Wagen kann man fast alles selbst machen.“ Einzige technische Vorgabe des Cups: Die Motoren dürfen einen Hubraum von 1,3 Liter nicht überschreiten, ansonsten darf getüftelt werden, was das Portemonnaie hergibt. „Es gibt Leute, die bezahlen schon mal 5000 Euro für einen Motor“, sagt Steinmann. Immer schwieriger werde es, Ersatzteile zu beschaffen. Sogar aus Russland musste er schon welche kommen lassen. Was er selbst am Motor verändert hat, daraus macht er ein Geheimnis. In der slawischen Mythologie ist Lada eine Göttin der Schönheit und Liebe. So hat Steinmann die Karosse mit Bedacht getunt: Der Wagen ist tiefer gelegt und eine Schürze schmückt die Frontpartie. „Das Bild muss gewahrt bleiben“, sagt er. Den rauen Charme der Autos aus der Provinz Samara – Guido Steinmann hat ihn schätzen gelernt. Seit seinem Eintritt in die Rennfahrer-Zunft reihen sich die Pokale in der Schrankwand. Seine persönliche Bestleistung erbrachte er im vorigen Jahr: Nach mehreren Rennen, die über den Sommer veranstaltet wurden, erreichte er den ersten Platz in der Gesamtwertung.

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