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Sport: Plötzlicher Richtungswechsel

Nach dem 1:2 in Nürnberg ist Herthas Rückstand auf einen Uefa-Pokal-Platz größer als der Vorsprung vor einem Abstiegsrang

Auf einmal schien wieder alles möglich. Die 50. Minute im Spiel zwischen Nürnberg und Hertha BSC lief, als der Berliner Marko Pantelic nach einem feinen Pass von Kevin-Prince Boateng auf Torwart Raphael Schäfer zulief. Pantelic täuschte einmal, zweimal, und: zögerte so lange, bis der Ball in den Beinen des Nürnbergers Pinola hängenblieb. In der Hinserie hätte der serbische Torjäger in dieser Szene wohl das 1:1 erzielt, der Rückrunden-Pantelic dagegen steht symbolisch für Herthas Misere, und in der 59. Minute wurde der Stürmer sogar ausgewechselt. Mit dem 1:2 (0:1) vor 45 649 Zuschauern in Nürnberg haben die Berliner nun schon sieben Bundesligaspiele in Folge nicht gewonnen. Der Abstand auf einen Uefa-Cup-Platz beträgt acht, der auf einen Abstiegsplatz nur noch fünf Punkte. „Wir müssen zusehen, dass wir endlich wieder ein Spiel gewinnen. Wenn wir kein Spiel mehr gewinnen, dann steigen wir ab“, sagte Manager Dieter Hoeneß.

Dass nicht alles anders, aber einiges besser werden könnte, hatte doch eigentlich die Aufstellung versprochen. Denn zum ersten Mal seit dem 20. Spieltag konnten die Berliner wieder Spielmacher Yildiray Bastürk von Beginn an einsetzen, Boateng stand nach seiner Knieverletzung ebenfalls wieder in der Startelf. Es passierte auch gleich etwas – Nürnberg ging in Führung. Einen Eckball in der vierten Minute spielte Iwan Sajenko direkt zu Tomas Galasek, der am Strafraum lauerte. Der Tscheche schoss direkt aufs Tor, an Freund und Feind vorbei zum 1:0 in die linke Ecke. „Der Gegentreffer hat uns völlig aus dem Konzept gebracht“, sagte Herthas Christian Gimenez. Hertha spielte nicht zielstrebig. Im Mittelfeld wurden Bälle leichtfertig vertändelt, die Verteidiger standen nicht nah genug bei ihren Gegenspielern. Der links in der Viererkette eingesetzte Gilberto bewegte sich oft unbeteiligt am Rande des Spielfeldes. „Einige Spieler, die von großen Zielen gesprochen haben, rechtfertigen das nicht durch ihre Leistungen“, sagte Hoeneß. Namen wollte der Manager nicht nennen, aber er hat wohl Pantelic und Gilberto gemeint, die in der Winterpause die Champions-League als Saisonziel formuliert hatten.

Nürnberg spielte im Gegensatz zu Hertha zwingend, die Mannschaft kann sich bei nur noch einem Punkt Rückstand auf den fünften Rang Hoffnung auf eine Uefa-Cup-Teilnahme machen. Wenn das Team von Trainer Hans Meyer am Samstag nach vorn spielte, entstanden meistens Torgelegenheiten. Der starke Pinola brach auf der linken Seite immer wieder durch und schlug den Ball vor Herthas Tor. Einen Schuss von Gresko am Ende der ersten Halbzeit aus 22 Metern konnte der Berliner Torwart Christian Fiedler nicht festhalten, Sofian Chahed musste den Ball ins Toraus schlagen.

Hertha schoss in der ersten Halbzeit zweimal auf das Tor, beide Versuche von Bastürk waren aber ungefährlich. Nur Gimenez hätte den Ball kurz vor der Pause beinahe über die Linie gedrückt – aus kurzer Distanz strich sein Schuss jedoch über die Latte.

Zehn Minuten nach der Chance für Pantelic zu Beginn der zweiten Halbzeit, in der 60. Minute, erhöhte Nürnberg dem Spielverlauf entsprechend auf 2:0. Pal Dardai half dabei unfreiwillig mit, denn eine Hereingabe von Sajenko lenkte er Marco Engelhardt vor die Füße, der Torwart Fiedler mit einem präzisen Flachschuss überwand. „Das habe ich schön vorbereitet“, sagte Dardai später ironisch – und ließ einen ernsten Satz folgen: „Wenn wir nächste Woche nicht gegen Bielfeld gewinnen, dann bekommen wir riesige Probleme.“

Zwar wurde Hertha nach dem 0:2 noch einmal stärker und Gimenez schaffte mit einem sehenswerten Schlenzer das Anschlusstor. Abgesehen von einem weiteren Schuss des Argentiniers Gimenez wurde es vor dem Tor der Nürnberger aber nicht mehr gefährlich. Herthas Niederlage war verdient – ob das 1:2 die Berliner gar noch einmal in Abstiegsnöte drängen kann, wird sich erst in der kommenden Woche zeigen, nach dem Spiel gegen den Tabellenfünfzehnten Bielefeld.

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