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Schmerzen überall. Unzählige Operationen hat Jewgenij Pluschenko schon über sich ergehen lassen. Wie lange hält er noch durch? Foto: dpa

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Sport: Wenn der Körper streikt Pluschenko gibt bei der Eiskunstlauf-EM auf

Zagreb - Jewgenij Pluschenko pustete tief durch. Es war kein schöner Donnerstag für den Olympiasieger von 2006 und dreimaligen Welt- sowie siebenmaligen Europameister im Eiskunstlauf im Zagreber Dom Sportova.

Zagreb - Jewgenij Pluschenko pustete tief durch. Es war kein schöner Donnerstag für den Olympiasieger von 2006 und dreimaligen Welt- sowie siebenmaligen Europameister im Eiskunstlauf im Zagreber Dom Sportova. Sein Versuch, noch einmal wie im Vorjahr ein Heldenstück aufzuführen, als er nach einer Knieoperation und ohne große Wettkampfpraxis in Sheffield Europameister wurde, schlug schon im Kurzprogramm fehl. Ein verstolperter Dreifachlutz, ein gestürzter Dreifachaxel und ein gar nicht erst probierter Vierfachtoeloop lautete die Bilanz für den russischen Superstar. Seit Wochen von Rückenschmerzen geplagt, meldete sich der Sankt Petersburger anschließend verletzt vom Wettkampf ab. Er mehrte damit die Zweifel, ob er seinen Karriereolymp Sotschi 2014 überhaupt erreichen kann. Dort soll Pluschenko nach dem Willen Russlands und seines Präsidenten Wladimir Putin Gold vor der anstürmenden Jugend holen.

Die aber tanzte ihm schon in Zagreb auf der Nase herum, wo der 22 Jahre alte französische Europameister von 2011, Florent Amodio, nach dem Kurzprogramm die Führung vor dem ein Jahr jüngeren Spanier Javier Fernandez und dem ehemaligen französischen Weltmeister Brian Joubert übernahm. Der Deutsche Meister Peter Liebers fand sich nach einem pannenreichen Programm nur auf Rang 16 wieder. „Das war nicht das große Ding“, sagte er, „etwas anderes als volles Risiko zu gehen, bleibt mir für die Kür am Samstag nicht mehr.“

Mann des Tages aber war der Verlierer des Tages: Erst am vergangenen Freitag hatte sich Pluschenko zum Auftritt in Zagreb entschieden. Davor lag der Meister zwei Wochen flach, gequält von Bandscheibenschmerzen. Zwei Injektionen halfen dem 30-Jährigen wieder auf die Beine. „Ich bin schon zehn Mal operiert worden“, sagte Pluschenko, „mein Körper fühlt sich an wie mit 85.“ Eingriffe an Leiste, Knien und Bandscheibe: Pluschenko ist zum chronischen Patienten geworden bei seinem Leibarzt Hans-Wilhelm Müller-Wohlfahrt in München.

Der Meisterschüler von Trainer Alexej Mischin glaubt aber immer noch, seinen Körper überlisten zu können. „Ich genieße es, Hindernisse zu überspringen, mich selbst zu überwinden und neue Ziele anzusteuern. Ich will im Guiness-Buch der Rekorde verzeichnet sein und bei meinen vierten Olympischen Winterspielen mit einer Medaille ausgezeichnet werden.“ Doch die Welt des schönen Scheins steckt voller tiefer Abgründe. Sie zu überwinden, traut sich Jewgenij Pluschenko noch immer zu. Sagt er zumindest. Ob er auch daran glaubt, daran mag seit Donnerstag gezweifelt werden. Roland Zorn

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