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Wirtschaft: "Alles andere erlischt mit sofortiger Wirkung"

DRESDEN (rah/uwe).Draußen schien die Wintersonne über den ersten sauberen Schnee des Jahres.

DRESDEN (rah/uwe).Draußen schien die Wintersonne über den ersten sauberen Schnee des Jahres.Drinnen aber ging es hoch her.Die sächsischen Metallarbeitgeber hatten sich im vornehmen Dresdner Hilton-Hotel zusammengefunden.Menschen, die gleichermaßen stolz auf ihr ausgleichendes Gemüt und auf ihren Geschäftssinn sind: An diesem Freitag haben sie ersteres zugunsten der Ökonomie zurückgestellt: einstimmig.Und Frieden wird es erstmal - jedenfalls, was den Umgang mit der Gewerkschaft angeht - nicht geben.

Die Verbandsmitglieder, die der IG Metall längst als die "Wahnsinnigen aus dem Sachsenwald" gelten, beschlossen eine Satzungsänderung."In sehr ernster und von Verantwortungsbewußtsein getragener Stimmung", so berichtet der Hauptgeschäftsführer Andreas Winkler, vereinbarten sie, daß sie jederzeit im Einvernehmen mit dem Vorstand die Mitgliedschaft im Verband der Sächsischen Metall- und Elektroindustrie (VSME) niederlegen können.

Ein Trick, zugegeben: Wer seine Mitgliedschaft aufsteckt, bevor ein neuer Tarifkompromiß rechtskräftig beschlossen ist, muß die neuen Löhne nicht bezahlen.Für ihn gelten die Regelungen weiter, die bis zum Austritt getroffen wurden."Alles andere erlischt", erklärte Winkler den kleinen und mittleren Metallarbeitgebern, die "wie ein Mann" zusammengestanden hätten am Freitag.Alles erlischt: die Verpflichtung, die neue Lohnvereinbarung mitzumachen.Aber auch der Schutz des Arbeitgeberverbandes vor den finanziellen und rechtlichen Folgen eines Streiks.Das Unternehmen muß dann für sich alleine stehen, einen eigenen Tarifvertrag mit der Gewerkschaft aushandeln, den eigenen Arbeitskampf bezahlen, wenn es hart auf hart kommt.Nicht, daß die Sachsen keine Vorkehrungen getroffen hätten für den Fall.So kann der Unternehmer die Unternehmensberatung in Anspruch nehmen, die der VSME den Nichtmitgliedern anbietet.

Und doch: Unmittelbar nach der Sitzung steckte ein kleiner Metallunternehmer dem Hauptgeschäftsführer des Verbandes ein Schreiben mit der Kündigung zu."Ich bin schockiert" sagt auch Kai Michalsen, ein Metalkunternehmer aus Oppach in der Oberlausitz, der nach 28 Jahren in Amerika den ersten Tarifkonflikt erlebt.Wenn die IG Metall dem Westen nun einen Tarifabschluß aufzwinge, der die Ostunternehmen kaputtmache, müsse man den harten Weg wohl gehen, sagen die sächsischen Arbeitgeber.

Auch die Thüringer und die Arbeitgeber in Sachsen-Anhalt hätten längst das Sonderkündigungsrecht vereinbart, erzählt Winkler.Und dort gibt es auch schon Unternehmen, die gegangen sind - und nun hoffen, daß es erstmal niemand gemerkt hat.Denn die IG Metall sagt, der nun auch in Sachsen vereinbarte Notausgang widerspreche Recht und Gesetz in der Tarifpolitik und sie werde jeden Verstoß ahnden.Mit Arbeitskampf.

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