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Wirtschaft: Premiere geht im März an die Börse

Bezahlsender will Schulden abbauen und Investitionen finanzieren/Analysten optimistisch

München - Nach einem Wachstumsschub im abgelaufenen Geschäftsjahr will der Abo-Sender Premiere im März an die Börse gehen. Diesen Beschluss hätten Gesellschafter und Vorstand gefasst, teilte Premiere am Montag in München mit. Im Rahmen des Börsengangs will der Bezahlsender eine Kapitalerhöhung durchführen. Premiere-Abonnenten sollen bei der Zeichnung von Aktien bevorzugt werden. Analysten beurteilten die Chancen von Premiere positiv.

Premiere-Vorstandschef Georg Kofler sagte, in den vergangenen drei Jahren habe Premiere „einen der größten Turnarounds in der europäischen Mediengeschichte geschafft.“ Die Zahl der Abonnenten liege mittlerweile bei 3,25 Millionen, die Kostenstruktur sei gesund. Kofler geht auf dieser Grundlage von steigenden Renditen aus. In den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2004 hatte Premiere Umsatz und operatives Ergebnis im Vergleich zum Vorjahr deutlich gesteigert.

Nach Angaben von Premiere strebt das Unternehmen eine Notierung im Prime Standard der Frankfurter Börse an. Den Börsengang werden elf Kreditinstitute begleiten. Konsortialführer sind Hypo-Vereinsbank (HVB), Credit Suisse First Boston und Morgan Stanley. An Premiere sind der Finanzinvestor Permira mit 55 Prozent, Georg Kofler mit 20,5 Prozent und die Banken HVB und Bayerische Landesbank mit jeweils zehn Prozent beteiligt. Der Wert des Unternehmens wird auf zwei bis 3,5 Milliarden Euro geschätzt. Bankenkreise rechnen mit einem Platzierungsvolumen von rund 600 Millionen Euro, so dass Premiere in den M-Dax aufgenommen werden könnte. Der Preis je Aktie soll dem Vernehmen nach bei „20 Euro plus x“ liegen.

Der Börsengang von Premiere, einem Teil des früheren Kirch-Imperiums, ist die erste große Emission seit der Postbank im Sommer 2004. Von den deutschen Sendern ist bisher nur Pro Sieben Sat 1 börsennotiert – auch diesen Konzern hatte Kofler an die Börse gebracht.

Nach Angaben von Premiere sollen die Details des Börsenangebots in den kommenden Wochen festgelegt werden. Ein wichtiger Teil der Emission soll aus einer Kapitalerhöhung stammen. Durch die Ausgabe neuer Aktien erwartet Premiere einen Erlös von mehreren hundert Millionen Euro. Mit dem Geld will der Sender Schulden abbauen und künftige Investitionen finanzieren.

Premiere will den geplanten Börsengang auch als Mittel zur Kundenbindung nutzen. Abonnenten sollen bei der Zuteilung der Aktien bevorzugt werden und bei großer Nachfrage eine gewisse Mindestmenge an Aktien zum Emissionspreis erhalten. Ein Vorzugsrecht erhalten Premiere-Kunden, die ihr Abonnement bis zum 16. Januar 2005 abgeschlossen haben.

Fondsmanager Harald Schmidt von der Vermögensverwaltungsgesellschaft Pluto erwartet, dass die Premiere-Aktie ein interessantes Investment sein wird. „Das Geschäftsmodell bietet eine gewisse Sicherheit und ist deshalb auch für Privatanleger lohnend“, sagte er. Die Abonnenten-Gebühren seien eine regelmäßige Einnahmequelle, weshalb Premiere mehr Sicherheit biete als Unternehmen mit schwankungsanfälligen Produkten. Die Wachstumsgrenze sieht Schmidt für Premiere noch nicht erreicht. Andere Analysten wiesen darauf hin, dass Premiere einen guten Markennamen habe und dass auch ausländische Digital-TV-Anbieter wie die britische BSkyB an der Börse Erfolg hätten.

Nicole Huss

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