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© Thilo Rückeis

Wirtschaft: Telekom will sich mit Rivalen einigen

Konzern öffnet sein Turbonetz VDSL - nach jahrelangem Streit. Den Preis für die Vermietung an Konkurrenten will das Unternehmen auf der Cebit bekannt geben.

Die Deutsche Telekom strebt im jahrelangen Streit um ihr Hochgeschwindigkeitsnetz VDSL eine schnelle Einigung mit den Wettbewerbern an. In den 50 Städten, in denen der Konzern das Turbonetz bereits gebaut hat, ist er dabei, sich mit seinen Konkurrenten auf technische Details sowie einen Preis für die Nutzung des neuen Netzes zu einigen. In rund einem Dutzend Städte, in denen die schnellen Glasfaserleitungen noch nicht liegen, verhandelt die Telekom über einen gemeinsamen Ausbau.

Eine Lösung für die 50 Städte ist bereits Anfang März möglich: Auf der Computermesse Cebit will der Marktführer Preise nennen, zu denen er den Konkurrenten sein Turbonetz vermietet. „Wir haben zwar noch keine Einigung mit unseren Wettbewerbern erzielt“, sagte Festnetzchef Timotheus Höttges dem „Handelsblatt“. „Wir haben uns in den Gesprächen aber soweit angenähert, dass wir hoffen, dass die Wettbewerber unseren Preis auch akzeptieren werden.“

Auch in der Branche herrscht Zuversicht. Neben bilateralen Gesprächen mit einzelnen Anbietern verhandelt die Telekom auch mit dem Branchenverband VATM. Der bestätigt: „Es gibt Bewegung in den Gesprächen.“ Die bezögen sich allerdings vor allem auf technische Fragen, etwa wer welche Leerrohre oder welchen Platz in den Kabelkästen nutzen darf. Über konkrete Preise sei noch nicht gesprochen worden.

Um das Hochgeschwindigkeitsnetz tobt seit über drei Jahren ein Streit (siehe Kasten). Die Telekom will eine Regulierung vermeiden, um Pioniergewinne für ihre hohen Investitionen einfahren zu können. Aus Berlin kam grünes Licht, die Bundesnetzagentur hat die Telekom aufgefordert, sich mit den Wettbewerbern über eine Nutzung zu einigen. Sollte allerdings ein Konkurrent nicht mit dem Preis einverstanden sein, den die Telekom auf der Cebit vorstellen will, würde der Regulierer einschreiten.

Die Bundesnetzagentur ist aber nicht nur für die Telekom, sondern auch für viele Wettbewerber ein rotes Tuch. „Eine Einigung untereinander ist immer konstruktiver als eine Lösung, die der Regulierer erzwingt“, sagt ein Vodafone-Sprecher. Der Mobilfunker ist mit seiner Tochter Arcor der größte Wettbewerber der Telekom im Festnetz.

In den Gebieten, in denen das schnelle Netz noch nicht gebaut ist, setzt die Telekom auf Kooperationen. Nach Informationen des „Handelsblatts“ verhandelt die Telekom derzeit mit dem niedersächsischen Wettbewerber Ewetel über eine Zusammenarbeit in neun Städten, darunter Bremerhaven, Cuxhaven, Emden und Cloppenburg. Mit dem regionalen Anbieter Mnet sprechen die Bonner über ein gemeinsames Vorgehen in Augsburg. Die Telekom, Mnet und Ewetel wollten sich nicht zu dem Thema äußern.

Mit Vodafone gibt es bereits Modellversuche in Heilbronn und Würzburg. In Würzburg baut die Telekom VDSL gemeinsam mit Vodafone aus, in Heilbronn verbuddelt Vodafone die Leitungen und vermietet sie an die Telekom. In Schleswig-Holstein hat die Landesregierung Anfang des Jahres die Telekom und fünf Wettbewerber an einen Tisch gebracht, um gemeinsam ein Konzept für den Ausbau zu erarbeiten. Experten erwarten, dass Kooperationen zunehmen. Für eine einzelne Firma ist der flächendeckende Glasfaserausbau zu teuer: Die Unternehmensberatung McKinsey geht von mindestens 40 Milliarden Euro Investitionen aus. Zudem drängt die Zeit: Auch die Kabelkonzerne bieten Internetanschlüsse an und mausern sich zu ernsten Konkurrenten. S. Louven/K. Stratmann (HB)

S. Louven, K. Stratmann (HB)

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