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Wirtschaft: Wettbewerb: "Wühltische mit Ramsch sind Vergangenheit"

Hubertus Pellengahr ist Sprecher des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels (HDE). Braucht der Handel noch den Schlussverkauf?

Hubertus Pellengahr ist Sprecher des Hauptverbandes des Deutschen Einzelhandels (HDE).

Braucht der Handel noch den Schlussverkauf?

Ja, unbedingt. Der Schlussverkauf ist ein wichtiges Event in einer ansonsten nachfragearmen Zeit. Besonders dem Textileinzelhandel gibt er die Chance, die Lager leer zu räumen. Nach dem Schlussverkauf kommt die neue Saisonware.

Aber viele Unternehmen kaufen extra für den Schlussverkauf Ware ein . .

Wir können nicht ausschließen, dass das gelegentlich noch passiert. Aber die Wühltische mit den Ramschwaren gehören der Vergangenheit an. Die Kunden möchten heute im Schlussverkauf qualitativ hochwertige Markenware zu günstigen Preisen.

Verbraucherschützer klagen über Mondpreise, die vor dem Schlussverkauf gezielt erhöht werden, um dann später mit möglichst großen Preissenkungen werben zu können.

Mondpreise gibt es bei uns im Schlussverkauf nicht. Die Kunden sind doch nicht so dumm, dass sie eine solche Täuschung nicht bemerken würden. Die Verbraucher sehen sich die Angebote vorher an und kennen die Preise. Außerdem kann man anhand der Preisschilder verfolgen, wie teuer die Sachen vorher waren. Reduzierte Ware muss im Schlussverkauf übrigens noch einmal im Preis gesenkt werden.

Verdient der Handel an der Schlussverkaufsware?

Nein. Wir werden dieses Jahr im WSV Abschläge von 30 bis 50 Prozent haben, und am Ende sind bei Einzelteilen sogar Rabatte um 70 Prozent möglich. Bei diesen Konditionen verdient der Handel nichts mehr. Bestenfalls kommen wir auf plusminus Null.

Sollte nicht jeder Händler selbst bestimmen dürfen, wann er seinen Schlussverkauf veranstaltet, etwa nach dem Vorbild der C & A-Rabattaktion vom Jahresanfang?

Nein. Das Wesen des Schlussverkaufs ist ja gerade, dass alle Händler zur selben Zeit reduzieren. Das mobilisiert die Kunden. Die Schlussverkaufs-Montage sind die umsatzstärksten des Jahres. Davon profitieren auch Läden, die selbst nicht am Schlussverkauf teilnehmen, wie Buchhandlungen. Von dem Geld, das man im Schlussverkauf spart, kann man sich ein Buch oder eine CD kaufen oder schon ein Kleidungsstück aus der neuen Saison - zu regulären Preisen.

Die EU-Kommission arbeitet an einer neuen Verordnung zum Wettbewerbsrecht. Ist bald Schluss mit dem Schlussverkauf?

Das hoffen wir nicht. Natürlich sehen auch wir die Notwendigkeit, im Europäischen Binnenmarkt die Wettbewerbsregeln zu harmonisieren. Aber auch andere europäische Länder kennen Schlussverkäufe. Wie die EU-Verordnung letztlich aussehen wird, kann man jetzt noch nicht sagen. Außerdem arbeiten wir in Deutschland ja auch an einer umfassenden Reform des Gesetzes gegen den unlauteren Wettbewerb. Wir plädieren dafür, den Händlern mehr Flexibilität und Kreativität zu erlauben, aber möchten gleichzeitig am Schlussverkauf festhalten. In dieser Legislaturperiode wird sich jedoch noch gar nichts tun. Weder in Brüssel noch bei uns in Deutschland.

Braucht der Handel noch den Schlussverkauf?

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