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Dem Parasit bleiben nur zwei Tage zur Infektion eines Menschen, sonst stirbt er mit der Mücke.

© dpa/James Gathany

Innehalten in der Mücke: Der Malaria-Erreger geht Infektionen langsam an

Ein Rechenmodell zeigt, dass der Malaria-Parasit eher seinen eigenen Tod riskiert, als sich zu früh auf einen Menschen übertragen zu lassen.

Laut der WHO infizieren sich jährlich rund 250 Millionen Menschen mit Malaria, gut 600.000 sterben. Per Mückenstich wird der Parasit, der sich in Anopheles-Mücken einnistet, indirekt von Mensch zu Mensch übertragen. Bisher gingen Wissenschaftler davon aus, dass der Parasit versucht, den Körper seines sechsbeinigen Hauptwirts möglichst schnell wieder zu verlassen, um die Wahrscheinlichkeit zu erhöhen, in einen menschlichen Zwischenwirt einzudringen.

Mithilfe eines mathematischen Modells konnten Forschende des in Berlin ansässigen Max-Planck-Instituts für Infektionsbiologie (MPI-IB) nun zeigen, dass der Malaria-Parasit deutlich länger als bisher angenommen im Moskitokörper verweilt. Im Schnitt zwölf Tage lang ernährt sich der Parasit im Darm der Mücke von den menschlichen Blutmahlzeiten seines Wirts. Erst dann gelangt er in den Speichel der Mücke und wird damit übertragbar.

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Tage verweilt der Malaria-Erreger im Darm der Mücke

Dass sich der Parasit angesichts der nur 14-tägigen Lebensdauer der Mücke so viel Zeit lasse, erklären die Forschenden mit einem „evolutionären Kompromiss aus fit werden für die Infektion und die Moskitos rechtzeitig verlassen“. Denn je länger ein Parasit im Insekt bleibt, desto besser genährt ist er und desto wahrscheinlicher ist es, dass er einen Menschen erfolgreich infiziert. Auch wenn damit das Risiko steigt, dass der Parasit mit der Mücke stirbt, teilen die Forschenden mit.

Neue Variable im Evolutionsmodell

Weil im Labor nur wenige reale Übertragungszyklen gemessen werden können, muss zur Erforschung der langfristigen Evolution des Parasiten auf Rechenmodelle zurückgegriffen werden. Die bisher geläufigen Formeln, die eine schnellstmöglichen Wiederaustritt aus dem Hauptwirt prognostizierten, bauen auf Daten zur Larvenentwicklung, dem Stichverhalten, der Fortpflanzung und dem Alter der Moskitos auf. Die Forschenden des MPI-IB ergänzten nun Informationen zum Stoffwechsel.

„Bisherige Modelle haben den Moskito oft wie eine Spritze behandelt, die den Malariaerreger auf den Menschen überträgt. Unsere Studie zeigt aber, dass die Interaktionen zwischen Moskitos und Parasiten in Übertragungsmodellen berücksichtigt werden müssen“, erklären die Forschenden den von ihnen gewählten Ansatz.

Zum Verständnis des Parasiten und dem Kampf gegen seine Verbreitung sei das ein wichtiger Schritt. Denn gerade angesichts der Erderwärmung sei damit zu rechnen, dass sich der in tropischen und subtropischen Gefilden beheimatete Malaria-Parasit wieder stärker ausbreite. Auch Umweltkatastrophen wie Überschwemmungen würden zu drastischen Anstiegen der Infektionszahlen beitragen.

Ein Hoffnungsschimmer ist aber nicht nur das bessere Verständnis des Parasiten durch die Forschung. Erst im Oktober empfahl die WHO einen neuen Malaria-Impfstoff für Kinder – die das höchste Malaria-Sterberisiko aufweisen.

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