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Vor Gericht (Symbolbild).

© dpa

„Das war so schnell, da hätte keiner reagieren können“: 31-Jähriger bei Familienstreit in Berlin getötet – Prozess gegen den Angeklagten beginnt

Mitte Juni wurde ein 31-jähriger Mann in Wedding erstochen. Am ersten Prozesstag schwieg der Angeklagte.

Polizisten sahen eine Prügelei auf der Straße und wollten schlichten, alles schien unter Kontrolle. Doch plötzlich tauchte von hinten ein Angreifer auf und attackierte einen der Kontrahenten. Vor den Augen der Einsatzkräfte kam es in der Badstraße in Wedding zu einem tödlichen Messerangriff.

„Das war so schnell, da hätte keiner reagieren können“, sagte ein Beamter am Dienstag vor dem Berliner Landgericht. Dort hat knapp sieben Monate nach dem Tod des 31 Jahre alten Opfers der Prozess gegen den mutmaßlichen Mörder begonnen. Mit großer Wucht soll der 38-jährige Täter, er heißt Mahmoud K., mehrmals auf das Opfer eingestochen haben – laut Anklage heimtückisch.

Ein Familienstreit um die Einwilligung in eine Scheidung, der sich über einige Wochen aufgeheizt hatte, soll zu dem Angriff geführt haben. Die Familien des Angeklagten und des Opfers seien eng miteinander verbunden, man sei verwandt oder verschwägert, hieß es am Rande der Verhandlung. Der Angeklagte schwieg am ersten Prozesstag.

Die Tat ereignete sich am 19. Juni 2021 um 20.35 Uhr. Der 31-jährige Mahmoud H., das Opfer, der gerade ein von seiner Frau zubereitetes Essen zu seinen Schwiegereltern bringen wollte, soll auf der Badstraße zufällig zwei Männer aus der Familie K. gesehen haben, zwei Brüder des späteren Angreifers.

Polizisten wurden auf die Szene aufmerksam

Er soll auf sie zugegangen sein, eine Rangelei sei entstanden, dann sei H. zwischen parkenden Autos zurückgewichen. Zufällig wurden Polizisten einer Einsatzhundertschaft, die nach einem Einsatz in anderer Sache auf dem Weg zu ihrer Unterkunft waren, auf die Szene aufmerksam und stoppten.

Die Brüder von K. liefen weg, wurden allerdings gefasst. Als der 31-jährige H. auf der belebten Badstraße als mutmaßliches Opfer der Schlägerei von Beamten befragt wurde, näherte sich unbemerkt von hinten der Angreifer: Mahmoud K.. Er soll die Prügelei zwischen den Männern von einem Café aus bemerkt und sich zum Eingreifen entschlossen haben.

„Von hinten links huschte etwas an mir vorbei“, schilderte ein Polizist als Zeuge vor Gericht. Dass der Angreifer ein Messer in der Hand hielt, habe er erst später bemerkt, so der Beamte. „Nach meinem Eindruck war der Angreifer völlig im Tunnel und wollte weiter auf das Opfer einwirken.“ Die Attacke habe sich nicht angedeutet. „So etwas ist mir noch nie passiert“, sagte der Polizist. Das Opfer verstarb wenig später im Krankenhaus.

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Nach seiner Festnahme soll Mahmoud K. – ein in Libanon geborener Mann mit ungeklärter Staatsangehörigkeit – gegenüber Polizisten erklärt haben, H. habe ihn und die Familie wiederholt beleidigt und bedroht. Als er die Auseinandersetzung mit seinen Brüdern sah, habe er gedacht, H. würde tatsächlich gegen seine Familie vorgehen.

Er habe ihn mit dem Messer durch einen Stich in Schulter oder Arm verletzen, aber nicht töten wollen. Aus Versehen habe er den Hals getroffen, soll K. erklärt haben. Der Prozess wird am 11. Januar fortgesetzt. 

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