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Die Degewo-Mitarbeiter fordern mindestens einen Inflationsausgleich.

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„Alles wird teurer, die Beschäftigten auch“: Verdi ruft Berliner Hausmeister zu Warnstreik auf

Weil Tarifverhandlungen „eskaliert“ seien, ruft Verdi 800 Beschäftigte, die für städtische Wohnunternehmen in Berlin arbeiten, zu einem ganztägigen Warnstreik auf.

Vor ein paar Tagen gab es schon einen kurzen Warnstreik mit 120 Mitarbeitern der Fletwerk GmbH, einem Dienstleistungsunternehmen für die Wohnungsbaugesellschaft Gewobag. Nun will die Gewerkschaft Verdi die nächste Stufe in der Tarifauseinandersetzung zünden. Für Donnerstag sind 800 Beschäftigte von Fletwerk und der Service-Tochterunternehmen von Degewo und Gewobag zum ganztägigen Warnstreik aufgerufen.

Verdi verhandelt seit einiger Zeit Haustarifverträge in den landeseigenen Wohnungsgesellschaften und Facilityunternehmen. Bei den Tochterunternehmen Gewobag MB und Degewo Gebäudeservice sind nach Gewerkschaftsangaben Hausmeister, Grünpfleger, Handwerker, Buchhalter und Mitarbeiter der Servicehotline beschäftigt, „sie alle haben eins gemeinsam: schon vor Monatsende ist das Geld alle“. Verdi verlangt ein deutliches Plus, bei den 400 Fletwerk-Mitarbeitern geht es um 18 Prozent mehr Lohn.

Laut Verdi sind die jeweiligen Tarifrunden „eskaliert“, die Verhandlungen seien ergebnislos unterbrochen worden. „Wir nehmen nicht nur die Unternehmen, sondern auch die Politik in die Verantwortung und erwarten, dass endlich auch die Beschäftigten mitgedacht werden, wenn es darum geht, Unternehmen wegen des Mietenstopps Millionen zukommen zu lassen“, sagt Verdi-Fachbereichsleiter Benjamin Roscher.

Die Gewobag fährt seit Jahren einen Kurs, dass alles billiger werden muss.

Carla Dietrich, Verdi

Fletwerk bietet nach Verdi-Angaben zwei bis 2,3 Prozent mehr Geld sowie eine Einmalzahlung von 800 Euro, bei einer Laufzeit bis 31. August 2023. Das ist Verdi viel zu wenig. „Die Gewobag fährt seit Jahren einen Kurs, dass alles billiger werden muss. Das müssen die Beschäftigten am Ende ausbaden“, sagt Verdi-Verhandlungsführerin Carla Dietrich. Fletwerk als Auftragnehmer sei mit den aufgerufenen Preisen kaum in der Lage ordentliche Löhne zu zahlen.

Tarifrunde läuft schon seit Sommer 2022

Die Tarifrunde für rund 380 Beschäftigte bei der Degewo Gebäudeservice (DGS) laufe schon seit Sommer 2022. Nach sechs Streiktagen habe die Arbeitgeberseite zunächst eingelenkt und ihr Angebot erhöht: 500 Euro Einmalzahlung für Dezember, fünf Prozent mehr Lohn ab sofort und weitere drei Prozent zum 1. Juli 2023, bei einer Laufzeit bis Ende 2024. Verdi verlangt dagegen mindestens einen Inflationsausgleich.

Für die Beschäftigten der Gewobag MB, die laut Verdi bis zu 34 Prozent weniger verdienen als die Kollegen in der Muttergesellschaft, abfordert die Gewerkschaft eine Eingliederung in den Flächentarifvertrag der Wohnungswirtschaft. Das betreffe aber nur zwölf Beschäftigte. Die zusätzlichen Kosten für die Gewobag beliefen sich auf 150.000 Euro.

Wir bitten Mieterinnen und Mieter um Solidarität. Wir lassen uns nicht gegeneinander ausspielen.

Verdi-Fachbereichsleiter Benjamin Roscher

„Wir bitten Mieterinnen und Mieter um Solidarität und Unterstützung, denn wir lassen uns nicht gegeneinander ausspielen“, so Roscher. Um 10 Uhr soll eine Kundgebung am Kottbusser Tor in Kreuzberg beginnen.

„Im Dezember wurde den Beschäftigten der DGS neben acht Prozent Lohnsteigerung insgesamt 1000 Euro an Einmalzahlungen angeboten“, erklärt die Degewo auf Anfrage. Zum 1. Januar dieses Jahres sei zudem die Arbeitszeit um zwei Stunden die Woche reduziert worden, bei vollem Lohnausgleich. Dies sei ein Wunsch der Beschäftigten gewesen.

„Als soziale Vermieterin müssen wir neben guten Arbeitsbedingungen aber auch den über 100.000 Mieterinnen und Mietern, viele mit kleinen Einkommen, leistbare Dienstleistungen anbieten. Gerade in schwierigen Zeiten liegt der Degewo auch dies besonders am Herzen.“ Es gelte die Regel: „Steigende Löhne heißt steigende Mieten.“ 

Die Gewobag erklärt, sie wolle sich zu Lohnverhandlungen bei Dienstleistern nicht äußern.

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