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Justizia.

© Helmut Vogler

Prozess am Berliner Landgericht: Den kleinen Sohn unter Kissen erstickt Mutter steht wegen Totschlags vor Gericht

Vor einem Jahr soll die 30-Jährige ihren einjährigen Sohn getötet haben. Am 15. März wird die Mutter umfassend aussagen.

Die Frau ging an einem Septemberabend zur Polizei und gestand eine unfassbare Tat. „Ich habe meinen Sohn getötet“, erklärte die 30-Jährige. Kurz darauf machten Beamte in der Wohnung der Frau in Tempelhof den grausigen Fund.

Sechs Monate später begann am Freitag der Prozess vor dem Landgericht. Sarah P. habe ihren knapp einjährigen Sohn erstickt, heißt es in der Anklage. In Tötungsabsicht habe sie ihn „mit einer Vielzahl von Kissen und einer Decke vollständig zugedeckt“. Das Kind starb innerhalb weniger Minuten.

Wie versteinert saß Sarah P. auf der Anklagebank. Um den Kopf hatte sie ein schwarzes Tuch gewickelt, über ihr bleiches Gesicht liefen Tränen. Sie soll drei Wochen neben ihrem toten Kind gelebt haben. „Eher vegetiert“, hieß es am Rande des Prozesses. Die Frau sei „psychisch und kräftemäßig am Ende“ gewesen. Sie habe ihren Sohn, der einen oder zwei Tage vor seinem ersten Geburtstag getötet wurde, „abgöttisch geliebt“. Eigentlich habe sie auch sich umbringen wollen.

Seit Anfang September befindet sich Sarah P. in Untersuchungshaft

Bei der Polizei hatte Sarah P. damaligen Angaben zufolge Überforderung als Hintergrund der Tat angegeben. Schon länger soll sie es nicht geschafft haben, einen strukturierten Alltag aufzubauen. Der Vater des Jungen habe sich für das Kind nicht interessiert, hieß es. Eltern habe die Frau nicht mehr. Im vorigen Frühjahr soll sie für kurze Zeit in einer Mutter-Kind-Einrichtung gewesen sein. Auch umgezogen sei sie in der trügerischen Hoffnung, dann ihr Leben in den Griff zu bekommen.

Seit Anfang September vorigen Jahres befindet sich Sarah P. in Untersuchungshaft. Die Anklage der Staatsanwaltschaft lautet auf Totschlag. Es wird mit einem Geständnis der Frau auch im Prozess gerechnet. Der Verteidiger kündigte eine umfassende Aussage seiner Mandantin für den zweiten Verhandlungstag am 15. März an.

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