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Tausende Zuschauer verfolgten auf der Fanmeile am Brandenburger Tor in Berlin das WM-Fußballspiel zwischen Deutschland und Argentinien im Jahr 2006.

© dpa/Marcel Mettelsiefen

„Eine besonders große Herausforderung für die Polizei“: So bereiten sich die Sicherheitsbehörden auf die Fußball-EM in Berlin vor

In 30 Tagen startet die Fußball-EM in Deutschland. Senat und Polizei haben am Mittwoch ihr Sicherheitskonzept für Berlin vorgestellt. Fest steht: Die EM wird ein Großeinsatz.

Von Christoph Papenhausen

Innensenatorin Iris Spranger (SPD) und Polizeipräsidentin Barbara Slowik haben am Mittwochvormittag das Berliner Sicherheitskonzept für die bevorstehende Fußball-Europameisterschaft vorgestellt. Während bei Fans die Vorfreude auf das Turnier steigt, bereitet sich die Polizei auf einen Großeinsatz vor. 

2,5 Millionen internationale Gäste werde im Laufe der EM in Berlin erwartet. Die Sicherheit all dieser Menschen zu gewährleisten, ist keine leichte Aufgabe. Das weiß auch Slowik. „Die kommende Turnierzeit ist strategisch und taktisch eine besonders große Herausforderung für die Polizei“, sagt sie. Daher habe man sich zwei Jahre lang vorbereitet und weitgehende Urlaubssperren verhängt.

Besonders konzentriere sich die Polizei während der EM auf Hotspots wie etwa das Olympiastadion oder der Bereich rund um die Fanmeile am Brandenburger Tor. Hier gehe es vor allem darum, die Fans störungsfrei durch die Stadt zu führen, sichere An- und Abreisewege zu garantieren und zu starke Auslastungen zu verhindern. Die genaue Anzahl der dabei eingesetzten Polizeibeamten wollte Slowik allerdings nicht mitteilen.

Keine konkrete Terrorgefahr

Zu möglichen Terroranschlägen sagte Slowik: „Großveranstaltungen werden regelmäßig genutzt, um Raum für terroristische Propaganda und Hetze zu schaffen.“ Derzeit herrsche eine abstrakt hohe, aber keine konkrete Gefahr. Auch der Anfang des Monats veröffentliche Aufruf der Terrormiliz ISPK, unter anderem Anschläge in Berlin zu verüben, ändere nichts an dieser Einschätzung. „Im Laufe 2024 gab es mehrfach vergleichbare Aufrufe, bei denen zu Anschlägen auf Fußballstadien aufgerufen wurde“, sagte Slowik. Man nehme die Veröffentlichungen ernst, prüfe ihre Inhalte und stehe in regelmäßigem Austausch mit dem BKA.

Auch auf mögliche Sexualdelikte, Taschen- und Trickdiebstähle oder Fan-Gewalt durch Hooligans bereitet sich die Polizei nach Angaben von Slowik vor. „Wenn es erforderlich ist, werden wir alle rechtlichen Möglichkeiten konsequent ausschöpfen“, sagte sie. Durch die Verschärfung des Berliner Polizeigesetztes im vergangenen Jahr sei es möglich, Personen, die schwere Straftaten begehen, für bis zu fünf, bei Terrorgefahr sogar sieben Tage in Unterbindungsgewahrsam zu nehmen.

Darüber hinaus setzte man auf Beamte, die mit der Hooliganszene vertraut seien, und sogenannte Super-Recognizer. Sie seien in der Lage, sich Gesichter besonders gut einzuprägen und könnten dabei helfen, gewaltbereite Fans zu erkennen, erklärte Slowik. Außerdem prüfe die Polizei Aufenthaltsverbote für bestimmte Personen.

83,7 Millionen Euro Kosten

Um die Sicherheit zu gewährleisten habe das Land Berlin 9,9 Millionen Euro zur Verfügung gestellt, sagte Spranger. Davon hätte unter anderem die Polizei Gerät zur Drohnenabwehr, mobile Straßenbarrieren und transportable Stoppsysteme angeschafft, mit denen Fluchtfahren bei Fahrzeugkontrollen verhindert werden sollen. Auch die Feuerwehr habe von dem Geld profitiert, erklärte Per Kleist von der Berliner Feuerwehr. „Wir konnten wichtige Fähigkeitslücken schließen“, sagt er.

Außer neuer Medizintechnik verfüge man nun über einen sogenannten Abrollbehälter zur Dekontamination von verletzten Personen. Der komme zum Einsatz, wenn Personen mit chemischen, biologischen, radiologischen oder nuklearen Gefahrenstoffen in Berührung gekommen sind. Auch auf solche Szenarien habe man sich vorbereiten müssen, sagte Kleist.

Die Kosten für die EM beliefen sich derzeit auf 83,7 Millionen Euro. Die Summe sei unabhängig von nötigen Einsparungen im Landeshaushalt und umstrittenen Planungen für Kürzungen bei Polizei und Feuerwehr, sagte Spranger. Zunächst sei mit Kosten von 60 Millionen Euro gerechnet worden. Aufgrund von Inflation und nötig gewordenen Anpassungen sei die Summer allerdings stark angewachsen. Spranger sieht darin kein Problem. Sie geht davon aus, dass die EM die Summe um „ein Mehrfaches refinanziert“.

Kulturelles Begleitprogramm

Kultursenator Joe Chialo (CDU) wies darauf hin, dass Sicherheit während der EM nicht allein durch die Polizei aufrechterhalten werde. „Sicherheit wird auch durch die Menschen in der Stadt, durch unsere Gesellschaft ermöglicht“, sagte er. Ihm sei es daher wichtig, auch auf das kulturelle Begleitprogramm hinzuweisen. An spielfreien Tagen seien rund um das Brandenburger Tor zahlreiche Veranstaltungen wie ein Open-Air-Kino oder Konzerte geplant. Das genaue Programm werde erst am nächsten Dienstag veröffentlich, sagte Chialo.

Passend dazu wurde das Brandenburger Tor am Mittwoch in Fußballoptik eingerahmt. Zu sehen ist nun ein riesiges Fußballtor – 64 mal 26 Meter groß und versehen mit einem 5 Meter tiefen Fundament, wie die Tourismusgesellschaft Visit Berlin mitteilte. Dazu werden seit Tagen 24 000 Quadratmeter Kunstrasen verlegt. „Das wird das Bild der Euro 24 sein“, kündigten die Veranstalter des EM-Begleitprogramms von Senat und Kulturprojekten an.

Die EM beginnt am 14. Juni und endet am 14. Juli mit dem Endspiel in Berlin. Außerdem finden drei Vorrundenspiele (15. Juni, 21. Juni, 25. Juni), ein Achtelfinale (29. Juni) und ein Viertelfinale (6. Juli) in Berlin statt. (mit dpa)

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