zum Hauptinhalt
Teilnehmer stehen mit israelischen Fahnen bei einer Kundgebung von Fridays for Israel vor der Humboldt-Universität.

© dpa/Christophe Gateau

„Das ist wahre Freundschaft!“: Demonstration vor Humboldt-Uni in Berlin zeigt Solidarität mit Juden

Mehr als 150 Menschen haben sich am Freitagnachmittag vor der Humboldt-Universität versammelt, um gegen Antisemitismus an Hochschulen zu protestieren. Grund war die Besetzung des Instituts für Sozialwissenschaften.

Von

Als Reaktion auf die Besetzung und anschließenden Räumung des Instituts für Sozialwissenschaften waren am Freitagabend laut Polizei etwa 150 Menschen an einer Kundgebung gegen Antisemitismus vor der Hochschule in Berlin gekommen. Eine Tagesspiegel-Reporterin sprach von etwa 250 Teilnehmenden.

„Wir wollen ein Zeichen setzen und zeigen, dass Jüdinnen und Juden und besonders jüdische Studierende bei uns sicher sein können und wir dafür einstehen“, sagte Clara von Nathusius, Sprecherin der Gruppe Fridays for Israel, die zur Demonstration aufgerufen hatte. Die Veranstaltung war nach etwa einer Stunde beendet.

Die Universitätsleitung habe Menschen, die „gegen Jüdinnen und Juden sind“, Raum gegeben, ihre Meinung frei auszudrücken, sagte eine Sprecherin der Gruppe Fridays for Israel „Wir finden das hochproblematisch.“

© Isabella Klose

Propalästinensische Aktivisten hatten am Mittwoch Räume der Hochschule aus Protest gegen Israel und zur Unterstützung der Palästinenser besetzt. Am Donnerstagabend veranlasste Universitätspräsidentin Julia von Blumenthal die Räumung. Ihren Angaben zufolge geschah das auf Anweisung von Wissenschaftssenatorin Ina Czyborra (SPD) in Übereinstimmung mit dem Regierenden Bürgermeister Kai Wegner (CDU). Nach Polizeiangaben wurde die Identität von 169 Besetzern festgestellt. Es wurden 25 Strafermittlungsverfahren eingeleitet.

Solange Besetzungen in einem demokratischen Rahmen abliefen, habe die Gruppe kein Problem damit, sagte von Nathusius. Bei der Besetzung von HU-Räumen durch propalästinensische Aktivisten allerdings seien unter anderem antisemitische Sprüche gerufen worden. „Man hätte es früher beenden müssen“, kritisierte die 28-Jährige. Die Universitätsleitung habe Menschen, die der Sprecherin zufolge „gegen Jüdinnen und Juden sind“, Raum gegeben, ihre Meinung frei auszudrücken. „Wir finden das hochproblematisch.“

Ein Teilnehmer hält bei einer Kundgebung von Fridays for Israel vor der Humboldt-Universität ein Pappschild hoch, auf dem die Aufschrift steht: „Keine Hamas im Campus“.

© dpa/Christophe Gateau

An der Kundgebung von Fridays for Israel nahmen unter anderen der Rabbiner und Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Chabad Berlin, Yehuda Teichtal, und der Vorsitzende der CDU-Fraktion im Berliner Abgeordnetenhaus, Dirk Stettner, teil.

„Während wir 75 Jahre Grundgesetz feiern, geht ein Trupp Judenhasser ins Universitätsgebäude und es wird auch noch geduldet“, sagte Stettner. Der Senat werde nicht zulassen, dass Antisemiten durch Berlin ziehen. „Wir werden feststellen, wer das ist, und wir werden diese Leute anzeigen. Wir werden versuchen zu unterbinden, dass so etwas wieder passiert.“

Yehuda Teichtal lobte anschließend das Verhalten des Regierenden Bürgermeisters: „Das ist wahre Freundschaft!“ Der Rabbiner dankte den Demonstrierenden und allen, die sich für Demokratie und gegen Antisemitismus engagierten: „Die, die einen Hass gegen Israel haben, haben einen Hass gegen uns alle.“

Yehuda Teichtal, Rabbiner und Vorsitzender der Jüdischen Gemeinde Chabad Berlin, spricht vor der Humboldt-Universität.

© dpa/Christophe Gateau

Israel kämpfe nicht nur für Israel, sondern für die gesamte freie Welt, bekräftigte Melody Sucharewicz, Leiterin der Kampagne für die Solidarität mit den Opfern der Hamas. „Nach dem 7. Oktober war es trendy, Solidarität mit den Opfern zu zeigen. Und dann begann Israel, sich zu verteidigen.“

Martin Matz, innenpolitischer Sprecher der SPD, erklärte mit Blick auf die Besetzungen an der HU, die SPD-Fraktion habe einstimmig die Erwartungshaltung beschlossen, dass das Hausrecht konsequent ausgeübt werde, um illegale Handlungen zu unterbinden. Dennoch: „Ich bin noch nicht ganz zuversichtlich, dass diese Erwartungshaltung uns über die nächsten Wochenenden bringen wird. Das müssen wir als Berliner Senat mit der Polizei durchsetzen.“

Auch der innenpolitische Sprecher der Grünen, Vasili Franco, sprach sich dafür aus, antisemitische Demonstrationen als solche zu benennen und zu beenden. „Hochschulbesetzungen sind nur ein Teil politischen Diskurses, solange sie auf Dialog ausgerichtet sind“, sagte Franco. Das seien die Proteste an der Humboldt-Uni nicht gewesen.

Bereits vor zwei Wochen hatte die Gruppe Fridays for Israel zu einer Demo vor der HU aufgerufen. 150 Menschen kamen, um gegen Israelfeindlichkeit an Berliner Universitäten zu demonstrieren. (mit dpa)

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false