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© dpa-Zentralbild

Polizeikleidung: Mein Hut, der hat acht Ecken

Die Polizei macht blau: An diesem Montag werden an die ersten Beamten die neuen Uniformen ausgeliefert. Die ersten Polizisten, die mit der neuen Dienstbekleidung ausgestattet werden, sind am Alexanderplatz und der Friedrichsstraße im Einsatz.

Drei Stunden im Regen – und die ursprünglich schwarz uniformierten Berliner Polizisten verloren in den ersten Nachkriegsjahren die Farbe, standen irgendwann mit weißen Jacken da. Der Stoff entfärbte sich damals schnell. Und die Hosenbeine hießen „Ofenrohre“, weil Bügelfalten fehlten. „Gemessen daran, ist die neue blaue Dienstkleidung der Berliner Polizei erste Klasse,“ sagt Polizeihistoriker Harold Selowski. Strapazierfähiger Stoff, kräftige mittelblaue Färbung und mit so vielen Taschen versehen, wie sie Berliner Polizisten bisher noch nie hatten.

Ab heute macht die Polizei blau. Die neuen Uniformen werden an die Abschnitte verteilt. Zwei Jahre soll es dauern, bis der Austausch von der grün gewandeten Polizei zur neuen blauen komplett vollzogen ist. „Und das“, sagt Selowski, „bringt dann ein bisschen preußische Tradition zurück.“ Die „Königliche Schutzmannschaft“, wie die Polizei einst hieß, war von 1851 bis 1918 gleichfalls in Blau unterwegs. Ein solcher alter Schutzbeamter steht heute in einem Glaskasten vor der Polizeihistorischen Sammlung im Präsidium am Platz der Luftbrücke. Auf dem Kopf die Pickelhaube, über dem Schirm seit 1898 der von Wilhelm II. ausgegebene Spruch: „In Treue fest.“

Helmartige Kopfbedeckungen gibt es bei der Polizei seit dem frühen 19. Jahrhundert . Nur ihr Äußeres wechselte wie bei den Uniformen. Mal kam die Polizei militärisch daher, mal eher zivil. Extrem den Bürgern angepasst war die Ordnungsmacht nach der Märzrevolution 1848. Da trugen die Beamten schwarze Zylinder. Und nach dem Ersten Weltkrieg wollte man ebenfalls weg vom Soldatischen. Man führte den Tschako ein. Ein Mix zwischen Helm und Mütze aus Pappmaterial, das mit Leder überzogen war.

Der Tschako sah eindrucksvoll aus, schützte aber schlecht. Dennoch trugen ihn die Berliner Polizisten bis zum 4. November 1968. An diesem Tag wollte die Staatsanwaltschaft Apo-Anwalt Horst Mahler wegen seiner Teilnahme an gewaltsamen Demonstrationen ein Berufsverbot erteilen. Verhandelt wurde vor dem Landgericht in Charlottenburg. Es gab wütende Proteste, 130 Polizisten wurden im Steinhagel verletzt, viele am Kopf. Seit dieser „Schlacht am Tegeler Weg“ tragen Berlins Beamten Schutzhelme – und ansonsten ihre Dienstmützen.

„Bei den Mützen gab es kaum modischen Wandel,“ erzählt Harold Selowski, der in Berlins Polizeischule politische Bildung lehrt. Über dem Schirm die Kordel und das Emblem mit den nationalen Farben, einst preußisch schwarz-weiß, jetzt schwarz-rot-gold. Und darüber der erstmals in der Weimarer Republik verwendete Polizeistern mit dem Berliner Bärenwappen. Bisher waren alle Mützen rund, doch mit der künftigen Uniform kommt der Wandel: Die Neuen haben acht Ecken.

Farblich veränderte sich die Berliner Polizei seit dem 19. Jahrhundert wie ein Chamäleon. Mal kam sie grün daher, mal blau, mal feldgrau. In der NS-Zeit hatte sie braune Ärmelaufschläge, in der DDR rote Schlipse und anfangs dunkelblaue Uniformen. In West-Berlin waren Hosen und Jacken nach dem Krieg bis 1974 grau-blau. Danach wurde alles umgekrempelt. Die Beamten bekamen dunkelgrüne Jacken, beige Hosen. Entworfen von Couturier Heinz Oestergaard, der auch Stars wie Zarah Leander und Maria Schell einkleidete.

Davon müssen sie sich jetzt trennen. Künftig tritt die bundesdeutsche Polizei einheitlich in Blau auf. Premiere ist heute im Abschnitt 32 in der Keibelstraße am Alexanderplatz. Danach zieht sich zuallererst die gesamte Direktion 3 in Mitte um. Ein Extra haben die Berliner Polizisten aber ihren Kollegen in anderen Bundesländern voraus: Die achteckigen Mützen sind eine hauptstädtische Spezialität.

Die Geschichte der Uniformen ist in der Polizeihistorischen Sammlung im Präsidium am Platz der Luftbrücke dokumentiert. Geöffnet: Mo bis Mi 9-15 Uhr, Tel.: 46649 94762.

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