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Italien: Die Brücke von Messina

Berlusconi plant ein symbolisches Monumentalprojekt: eine Hängebrücke über die Meerenge von Messina.

Rom - Die Show ist ausgefallen. Silvio Berlusconi, der nach dem Mailänder Attentat eine Zwangspause einlegen musste, sagte den Termin ab. Wäre da nicht der Mann mit der Domminiatur gewesen, hätte sich Berlusconi am 23. Dezember in das nasskalte süditalienische Wetter gestellt und den „Grundstein“ gelegt für ein Monumentalbauwerk. Der italienische Regierungschef selbst hatte es als ein Symbol für sein erfolgreiches Regieren bezeichnet. Andere erkennen darin lediglich pharaonischen Größenwahn. Es geht um eine gigantische Hängebrücke über die Meerenge von Messina.

Dort, wo Odysseus zwischen die Ungeheuer Skylla und Charybdis geriet, sollen Autos von 2017 an zwischen dem sizilianischen und dem kalabrischen Ufer hin- und herfahren können: in luftigen sechzig Metern Höhe. Geplant ist eine Hängebrücke, wie sie nur von Konstruktionen in Japan an Länge übertroffen wird. Mehr als 382 Meter sollen ihre beiden Pfeiler in den Himmel ragen; Stahlseile aus jeweils 45 000 Strängen sollen eine sechsspurige Autobahn und zwei Eisenbahngleise halten. Kosten soll sie 6,3 Milliarden Euro, Tendenz steigend.

Dass die Show nun ausfiel, nutzten Kritiker, um die Aufmerksamkeit der Öffentlichkeit auf weniger spektakuläre Tatsachen zu lenken. Zwei Mal könne man das erdbebengeschädigte L’Aquila mit der Summe wieder aufbauen. Außerdem wäre die „Grundsteinlegung für die Brücke“ sowieso keine gewesen, sondern nur der erste Spatenstich zur Umleitung einer Bahnstrecke, die irgendwann den Platz für die Brückenfundamente freimachen soll. Diese Umleitung ihrerseits ist als Bauprojekt noch nicht genehmigt, die Arbeiten sind also streng genommen illegal.

Der Umweltverband WWF sieht neben der Propaganda noch einen anderen Grund dafür, warum Berlusconi eine „Grundsteinlegung“ vorspiegeln wollte: Er wolle eine Art Rechtsakt setzen, der als Eröffnung der Brückenbaustelle interpretiert werden könnte. Damit hätte er dem federführenden Baukonzern, Impregilo, schon einmal die 390 Millionen Euro zugeschanzt, die der italienische Staat dem Konzern schulden würde – für den Fall, dass die umstrittene Brücke am Ende nie gebaut wird. Paul Kreiner

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