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Panorama: Gefahr in vielen Alpentunnels

MÜNCHEN .Mit der Sicherheit zahlreicher Straßentunnels in den Alpen sieht es nach einer Untersuchung des ADAC nicht gut aus: Fast die Hälfte von 20 sorgfältig inspizierten Tunnels in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Frankreich wurde als "bedenklich" oder "mangelhaft" beurteilt.

MÜNCHEN .Mit der Sicherheit zahlreicher Straßentunnels in den Alpen sieht es nach einer Untersuchung des ADAC nicht gut aus: Fast die Hälfte von 20 sorgfältig inspizierten Tunnels in Deutschland, Österreich, der Schweiz und Frankreich wurde als "bedenklich" oder "mangelhaft" beurteilt.

Die schlechteste Note bekam der Felbertauerntunnel in Österreich, der nach der Brandkatastrophe im Tauerntunnel als wichtige Ausweichroute für den Nord-Süd-Verkehr im Alpenland dienen muß: Bei ihm, wie auch bei einigen anderen Tunnels, fehlen Fluchtwege; zudem ist die Brandlüftung veraltet, sodaß keine Luft abgesaugt werden kann.Auch der bestbenotete Tunnel liegt in Österreich: Der Plabutsch-Tunnel (A 9 bei Graz) erhielt zusammen mit vier anderen Röhren die Note "gut"; ein "sehr gut" konnte nicht vergeben werden.

Die Möglichkeiten eines Sicherheitstests von langen Straßentunnels wurden beim größten deutschen Automobilclub bereits seit rund einem Jahr diskutiert; aufgrund des Unglücks im Montblanc-Tunnel erfolgte im Laufe des Mai 1999 der Test von 20 der längsten und wichtigsten Straßentunnels.Er wurde zusammen mit Experten der DMT (Deutsche Montan Technologie) durchgeführt.Auf der Grundlage der strengsten verfügbaren Sicherheitsverordnungen wurde eine Checkliste mit zehn Punkten erarbeitet; am wichtigsten für die Sicherheit wurden aufgrund der beiden jüngsten Katastrophen die Punkte Brandfall, Brandlüftung und Fluchtmöglichkeiten gewichtet.Abgesehen von drei relativ kurzen Tunnels in städtischen Bereichen (Elbtunnel Hamburg, Michaelstunnel in Baden-Baden, Fourvière-Tunnel in Lyon) liegen alle Röhren in den Alpen und sind insbesondere für Urlaubsfahrten wichtig.

Aufgrund des Unglücks im Tauerntunnel - er wurde vor zwei Wochen inspiziert und erhielt die Note "bedenklich" - wurden die Erhebungen quasi über Nacht ausgewertet und Empfehlungen erarbeitet.Riskant sind Tunnels nach Ansicht der Experten stets dann, wenn es nur eine Röhre mit Gegenverkehr gibt.Fehlende Fluchtwege erhöhen das Risiko.Keine oder zu wenige Pannenbuchten sowie eine veraltete Brandlüftung führten ebenfalls zu einer schlechten Bewertung.

Die Note "mangelhaft" erhielten der Große St.-Bernhard-Tunnel (CH, 5,9 km lang), der Fourvière-Tunnel (F, 1,9 km) sowie der 5,3 km lange Felbertauerntunnel."Bedenklich" ist der Sicherheitsstandard im San Bernardino-Tunnel (CH, 6,6 km), Tauerntunnel und Katschbergtunnel (A, 5,4 km) sowie im Roppener Tunnel (A, Inntal-Autobahn, 5,1 km) und dem Gleinalm-Tunnel (A, 8,3 km).Wichtigste Forderung der ADAC-Experten: Gefahrgut-Transporte sollten nur zu verkehrsschwachen Zeiten und mit Begleitfahrzeugen erfolgen.Gesetzlich sollte ein Mindestabstand von 50 Metern (PKW) und 100 Metern (LKW) zum Vordermann vorgeschrieben werden.Und keine Ampelanlagen in einem Tunnel - die Katastrophe im Tauerntunnel hatte hierin eine ihrer Ursachen.

ULF BÖHRINGER

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