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Gil Ofarim hat am Dienstag ein Geständnis abgelegt.

© dpa/Hendrik Schmidt

Update

„Hat Judenhass Vorschub geleistet“: Gil Ofarim wird nach Geständnis massiv kritisiert

Im Prozess wegen Verleumdung und falscher Verdächtigung legt der jüdische Musiker ein Geständnis ab. Der Zentralrat der Juden kritisiert, Ofarim habe „großen Schaden“ angerichtet.

| Update:

Der jüdische Musiker Gil Ofarim hat in seinem Prozess wegen Verleumdung und falscher Verdächtigung überraschend ein Geständnis abgelegt.

„Die Vorwürfe treffen zu“, sagte der Musiker am Dienstag vor dem Landgericht Leipzig. Zu dem Hotelmanager, der als Nebenkläger auftritt, sagte er: „Ich möchte mich bei Ihnen entschuldigen.“ Das Verfahren gegen Ofarim wurde daraufhin eingestellt.

Ofarim muss 10.000 Euro zahlen

Der 41-Jährige muss einen Geldbetrag in Höhe von 10.000 Euro zahlen, sagte am Dienstag der Vorsitzende Richter am Landgericht Leipzig. 

Damit hat Gil Ofarim all denen, die tatsächlich von Antisemitismus betroffen sind, großen Schaden zugefügt.

Zentralrat der Juden

Den Betrag soll der Musiker an die Jüdische Gemeinde zu Leipzig und den Trägerverein des Hauses der Wannseekonferenz zahlen. Wenn das Geld innerhalb eines halben Jahres dort eingeht, ist das Verfahren endgültig eingestellt. 

Der deutsche Rockmusiker Gil Ofarim betritt den Saal des Landgerichts in Leipzig mit einem seiner Anwälte.

© picture alliance/dpa

Zentralrat der Juden verurteilt Ofarims Verhalten

Der Zentralrat der Juden hat das Verhalten Ofarims im angeblichen Antisemitismus-Eklat verurteilt. „Zwei Jahre lang hat Gil Ofarim Mitarbeiter eines Leipziger Hotels des Antisemitismus beschuldigt. Nun hat er gestanden, dass er gelogen hat. Damit hat Gil Ofarim all denen, die tatsächlich von Antisemitismus betroffen sind, großen Schaden zugefügt“, teilte der Zentralrat am Dienstag mit.

Ofarim habe neben der Öffentlichkeit auch die jüdische Gemeinde belogen, erklärte der Zentralrat.

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Es sei richtig, bei einem Antisemitismusvorwurf auf der Seite des Betroffenen zu stehen, ihm beizustehen und die Antisemitismuserfahrung zunächst nicht infrage zu stellen. Umgekehrt dürfe so ein Vorwurf aber niemals grundlos erhoben werden. „Und das ist hier leider passiert.“

Antisemitismusbeauftragter: Ofarim „hat Judenhass Vorschub geleistet“

Auch der Antisemitismusbeauftragte der Bundesregierung, Felix Klein, kritisierte den jüdischen Musiker nach dessen jüngstem Geständnis.

Gil Ofarim hat mit seinem Verhalten Judenhass Vorschub geleistet.

Felix Klein, Antisemitismusbeauftragter Bundesregierung

„Gil Ofarim hat bei Gericht eingeräumt, einem Hotelmitarbeiter zu Unrecht Judenfeindlichkeit unterstellt zu haben“, sagte Klein dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND). „Fast zwei Jahre lang hat er diesen falschen Vorwurf aufrechterhalten und damit zugelassen, dass ein Mann grundlos beschuldigt wurde und darunter leiden musste.“

Klein fügte hinzu: „Gil Ofarim hat mit seinem Verhalten Judenhass Vorschub geleistet und der Bekämpfung von Antisemitismus in Deutschland schweren Schaden zugefügt.“

Ofarim hatte Antisemitismus-Vorwürfe gegen Hotel erhoben

In einem am 5. Oktober 2021 in sozialen Netzwerken verbreiteten Video gab der Musiker an, er sei von einem Mitarbeiter des Hotels „Westin“ beim Einchecken aufgefordert worden, eine Halskette mit Davidstern abzulegen. Das Video schlug damals hohe Wellen.

In seinem Geständnis und seiner Entschuldigung sagte Ofarim am Dienstag: „Ich habe das Video gelöscht.“ Der als Nebenkläger auftretende Hotelmanager akzeptierte noch im Gerichtssaal die Entschuldigung. Zudem soll ein Schmerzensgeld für den Betroffenen vereinbart worden sein.

Gericht in Leipzig: Alle Zweifel beseitigt

Zur Begründung der Verfahrenseinstellung führte die Strafkammer aus, dass es in dem Prozess vor allem um die zuverlässige Feststellung des Sachverhalts gegangen sei. Dieser stehe aufgrund von Zeugenaussagen und Gutachten sowie des Geständnisses von Ofarim nun zweifelsfrei fest.

Damit seien alle Zweifel und Spekulationen endgültig beseitigt. Durch Ofarims Entschuldigung sei der Hotelmanager zudem wirkungsvoller rehabilitiert worden, als es durch ein Urteil möglich gewesen wäre. (dpa, Tsp., AFP, epd)

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