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Zerstörungen in Charkiw.

© imago/Le Pictorium/IMAGO/Nicolas Cleuet / Le Pictorium

Ukraine-Invasion Tag 819: Wie KI ukrainischen Soldaten hilft, wieder einsatzbereit zu sein

Tote bei Angriffen auf Charkiw, Putin reist nach Belarus. Der Nachrichtenüberblick am Abend.

In einer Nacht im Oktober 2023 verlor Valera Kucherenko bei einem Granatenangriff beide Hände. Eigentlich hatte der Soldat seine Dienstzeit in der ukrainischen Armee da längst abgeleistet, doch die russische Invasion in die Ukraine brachte ihn zurück an die Front.

Kucherenko ist nur einer von unzähligen ukrainischen Soldaten, die in dem Krieg Gliedmaßen verloren haben. Dass er durch den Vorfall seine Arbeit beim Militär nicht beenden musste, liegt daran, dass er mit zwei bionischen Händen ausgestattet wurde.

Die sogenannte „Esper Hand“ ist das erste Produkt von „Esper Bionics“, einem ukrainisch-amerikanischen Unternehmen, das sich auf Prothesen der nächsten Generation konzentriert. Der US-Sender CNN hat mit dem Unternehmenschef gesprochen und ukrainische Veteranen getroffen (Quelle hier). Demzufolge sollen 70 ukrainische Soldaten Prothesen des Unternehmens bekommen haben. Der Bedarf aber übersteige das Angebot, heißt es. Dutzende seien auf der Warteliste. Da die Kämpfe in der Ukraine andauern, werde die Zahl wohl noch steigen. Die „Esper Hand“ soll sechs verschiedene Motoren – einen für jeden Finger und zwei für den Daumen haben. Dadurch könne jeder Finger einzeln bewegt werden.

In einer Klinik in Minneapolis lernen ukrainische Veteranen, wie sie mit den Prothesen umgehen müssen. Die Klinik wird von Yakov Gradinar, dem Chefarzt der „Protez Foundation“, geleitet. Gradinar ist ukrainischer Orthopädietechniker, der „Protez“ ein paar Monate nach Kriegsbeginn mitbegründete. „Protez“ bedeutet auf Ukrainisch „Prothese“. „Die Ukraine brauchte Prothesen, und ich bin Orthopädietechniker. Ich kann helfen.“

Die „Protez Foundation“ und „Esper Bionics“ haben sich zusammengetan, um den Ukrainern zu helfen. „Esper Bionics“ verkauft die „Esper Hand“ (die normalerweise für rund 20.000 US-Dollar verkauft wird) zu Herstellungskosten an „Protez“. Die wiederum stattet die Ukrainer dann kostenlos damit aus. Mit künstlicher Intelligenz sollen die Prothesen noch besser und intelligenter werden. „Wir sprechen oft über Negativität in Zusammenhang mit KI, aber wir sprechen nicht darüber, dass sich die Technologie anpassen kann“, sagt Gradinar.

Die wichtigsten Nachrichten des Tages im Überblick:

  • US-Präsident Joe Bidens Haltung gegenüber den Waffenlieferungen an die Ukraine ist klar: US-Waffen dürfen nur innerhalb der ukrainischen Grenzen eingesetzt werden, um sich gegen Russland zu verteidigen. Doch sein Außenminister Anthony Blinken möchte Biden nun wohl zu einem Umdenken bewegen, berichtet die „New York Times“. Mehr dazu lesen Sie hier.
  • In Moskau ist der Vizechef des russischen Generalstabs, Wadim Schamarin, laut Staatsmedien wegen Korruptionsverdachts festgenommen worden. Ein Militärgericht in der russischen Hauptstadt ordnete zunächst für zwei Monate Untersuchungshaft gegen den Generalleutnant an, weil er Bestechungsgelder in besonders großem Umfang angenommen haben soll.
  • Russland droht mit Angriffen auf britische Ziele, falls die Ukraine mit britischen Waffen russisches Territorium beschießen sollte. In einem solchen Szenario könnten britische Ziele „auf Territorium der Ukraine und über deren Grenzen hinaus“ ins Visier genommen werden, sagt Außenministeriumssprecherin Maria Sacharowa vor Journalisten. 
  • Bei russischen Luftangriffen auf die ostukrainische Stadt Charkiw sind nach Angaben der Behörden am Donnerstag mindestens fünf Menschen getötet worden. „Fünf Menschen wurden getötet und neun verletzt“, erklärte der Bürgermeister von Charkiw, Igor Terechow, in Onlinemedien. Zuvor hatte er mindestens einen Toten und sechs Verletzte gemeldet. Mehr dazu in unserem Newsblog.
  • Das russische Verteidigungsministerium meldet die Einnahme des Dorfes Andrijiwka in der Region Donezk. Eine Stellungnahme der Ukraine lag zunächst nicht vor. Im September 2023 hatte die Ukraine das bei Bachmut gelegene Andrijiwka nach eigenen Angaben von russischen Truppen zurückerobert, im Januar 2024 wurden von dort wieder neue Kämpfe gemeldet.
  • Russland muss laut US-Finanzministerin Janet Yellen verstehen, dass die finanzielle Unterstützung der Ukraine nicht abreißen wird. Nach 2025 könne dies auch mit einer stärkeren Nutzung der Erträge aus eingefrorenen russischen Vermögenswerten geschehen, sagt Yellen vor dem G7-Finanzministertreffen in Italien. Dies könnte eine bedeutende Quelle zur Finanzierung der Ukraine werden.
  • Nach Angaben der russischen Menschenrechtsgruppe OVD-Info droht YouTube in Russland mit der Sperrung eines OVD-Videokanals mit kritischen Inhalten zum Krieg in der Ukraine. Laut OVD-Info hat die Gruppe Anfang Mai eine E-Mail von dem zu Google gehörenden YouTube erhalten. Darin hieß es demnach, die russische Kommunikationsaufsichtsbehörde Roskomnadsor habe auf dem Kanal Inhalte gefunden, die gegen ein Gesetz verstießen. Sollten die Inhalte nicht gelöscht werden, könne sich Google zu einer Blockierung gezwungen sehen.
  • Russlands Präsident Wladimir Putin reist nach Angaben aus dem Kreml am Donnerstagabend zu einem zweitägigen offiziellen Besuch nach Belarus zu seinem engsten Verbündeten, Machthaber Alexander Lukaschenko. Bei den Gesprächen gehe es neben der Entwicklung der bilateralen Beziehungen auch um Schlüsselfragen der internationalen Politik, heißt es in der Mitteilung dazu.
  • Norwegen will die Einreisebestimmungen für russische Staatsbürger weiter verschärfen. Ab 29. Mai werden Russinnen und Russen, die zu touristischen und anderen nicht unbedingt notwendigen Zwecken reisen, bei der Einreise nach Norwegen über die Außengrenze ausgewiesen, wie es in einer Mitteilung hieß.

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