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Eine Frau bedient ein Mobiltelefon.

© dpa/Daniel Karmann

Fake News und Nachrichtenflut: Internetnutzer fühlen sich zunehmend überfordert

Zwei Drittel der Online-News-Konsumenten wurden zuletzt mit Falschmeldungen und Desinformation konfrontiert. Der IT-Branchenverband Bitkom fordert Konsequenzen.

Eine russische Desinformationskampagne versucht derzeit, die Ukraine gezielt durch gefälschte Promi-Zitate in Sozialen Netzwerken zu diskreditieren. Zuletzt wurde dafür der Schauspieler Til Schweiger missbraucht. „Ukrainische Beamte kaufen weiterhin Immobilien in Italien und Frankreich. Das ist alles, was sie über diesen Krieg wissen müssen“, wurde mit einem Bild von ihm via Facebook, TikTok und X verbreitet. „Unbelegt. Für die angebliche Aussage Til Schweigers finden sich keine Belege“, urteilen die Faktenchecker von Corretiv.org.

Für die Internetnutzer wird es zunehmend schwieriger, Wahres von Fakes News zu unterscheiden. Zu diesem Ergebnis kommt eine repräsentative Untersuchung, die der IT-Branchenverband Bitkom am Mittwoch veröffentlicht hat. Demnach stimmen 85 Prozent der befragten Internetnutzer der Aussage zu, dass es insgesamt schwer sei, den Wahrheitsgehalt einzelner Nachrichten-Meldungen zu überprüfen. Genauso viele Internetnutzer fürchten darum um den gesellschaftlichen Zusammenhalt.

Und die Gefahr ist real: Zwei Drittel der Internetnutzer, die sich online über aktuelle Ereignisse und das Zeitgeschehen informieren, haben in den zurückliegenden zwölf Monaten Falschmeldungen wahrgenommen. Über 40 Prozent wurden häufig oder gelegentlich damit konfrontiert. In der Untersuchung wurde allerdings nicht kontrolliert, ob es sich tatsächlich um Falschmeldungen gehandelt hat. Erfragt wurde somit eher die gefühlte Temperatur, wie Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder erläuterte.

Bitkom-Hauptgeschäftsführer Bernhard Rohleder sieht bei den Schulen eine große Verantwortung für die Medienkompetenz.

© imago/photothek

„Fehlerhafte Informationen, die versehentlich in Umlauf gebracht werden, grenzen sich dabei von gezielter Desinformation ab. Die Urheber von Desinformation manipulieren, lügen oder reißen Informationen gezielt aus ihrem Kontext und stellen Sachverhalt dadurch grob verzerrt dar. Sie wollen manipulieren und die Gesellschaft täuschen. Desinformationen sind nicht nur im Vorfeld von Wahlen eine große Gefahr für Demokratie und gesellschaftlichen Zusammenhalt. Sie unterhöhlen auch die Glaubwürdigkeit der Medien und verleiten dazu, vermeintlich einfachen Antworten auf komplexe Fragen zu glauben“, sagte Rohleder.

Es wird immer wichtiger und dringender, die Medienkompetenz in der gesamten Breite der Gesellschaft zu entwickeln. 

Bernhard Rohleder, Hauptgeschäftsführer des IT-Branchenverbandes Bitkom.

Der Natur der Sache entsprechend wurden die meisten Falschmeldungen zu besonders polarisierenden oder aktuellen politischen Themen wahrgenommen. Besonders häufig betrifft es Meldungen zu Migration (51 Prozent), dem russischen Angriffskrieg auf die Ukraine (47 Prozent) und zum Israel-Gaza-Krieg (41 Prozent). „Es wird immer wichtiger und dringender, die Medienkompetenz in der gesamten Breite der Gesellschaft zu entwickeln. Internetnutzerinnen und -nutzer müssen befähigt werden, Informationen kritisch zu bewerten und mögliche Falschinformationen selbst zu erkennen“, sagte Rohleder und sieht hier eine besondere Verantwortung der Schulen.

Interessant dabei ist, dass bei Falschmeldungen via Social Media nur ein Drittel der Befragten die Verantwortung zur Überprüfung bei den Diensten selbst sieht. Genauso viele meinen, jeder Nutzer selbst sei dafür verantwortlich. An den Staat oder unabhängige Einrichtungen – wie zum Beispiel Faktenchecker – wollen hingegen nur 12 Prozent beziehungsweise 16 Prozent der Befragten diese Aufgabe delegieren.

Doch nicht nur gezielt gestreute Falschmeldungen und Desinformationskampagnen werden zunehmend zum Problem. Auch die Fülle an Nachrichten über die unterschiedlichsten Kanäle von klassischen Nachrichtenwebsites über Social Media bis hin zu Messengern verunsichern die Menschen verstärkt.

Der Umfrage zufolge, die unter 1002 Internetnutzern in Deutschland ab 16 Jahren durchgeführt wurde, fühlt sich jeder Zweite sogar häufig überfordert. Von diesen Menschen reduzieren darum fast zwei Drittel ihren Nachrichtenkonsum bewusst.

Gleichwohl gehört der Konsum von Nachrichten über das Internet – nicht nur zu Politik und Wirtschaft, sondern ebenso zu Kultur und Sport – inzwischen fest zum Leben der Menschen. Nur zehn Prozent nutzen keine News-Angebote, selbst die Generation 65 plus informiert sich auf diesem Weg (81 Prozent).

Ganz vorn dabei die Webseiten und Apps von Printmedien und TV/Radio. Bei den Social-Media-Kanälen liegt Instagram bei den Jüngeren vorn, die Älteren sind hier eher bei Facebook zu finden. Menschen ab 50 Jahren lesen dabei lieber Texte, die jüngeren Altersgruppen unter 30 Jahren bevorzugen Bilder mit kurzen Texten.

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