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© dpa

Malerei: Modigliani-Ausstellung: Echt, fragwürdig, gefälscht

Verwirrung über die Bonner Modigliani-Ausstellung: Fachleute streiten um die Echtheit vieler Exponate und sehen die Besucher getäuscht.

Es gibt Künstler, die möchte fast jeder Kurator einmal ausgestellt haben. Amedeo Modigliani zählt zu diesen Ikonen – und leider auch zu jenen Malern, an denen man sich schnell die Finger verbrennt. Christoph Vitali, ehemals Chef im Münchner Haus der Kunst und temporärer Kurator in der Bundeskunsthalle, scheint dieses Leid soeben zu widerfahren. Genau wie seinem Vorgesetzten Robert Fleck, der den Posten als Intendant der Bundeskunsthalle erst im Januar angetreten hat. Dennoch muss er nun Stellung beziehen zu den Vorwürfen, die die „Süddeutsche Zeitung“ in einem Artikel über die aktuelle Modigliani-Schau in Bonn erhoben hat.

Von zahlreichen „fragwürdigen Bildern“ ist die Rede, die aber nicht gekennzeichnet seien. So werde der Besucher getäuscht, weil er von ihrer Echtheit ausgehen müsse. Ein anderer Vorwurf betrifft das auf 1918 datierte Gemälde „Junge Frau mit braunem Haar (Elvira)“. Das Werk sei offenkundig nur in die Ausstellung gegeben worden, um es museal aufzuwerten, damit es teurer verkauft werden könne: Tatsächlich erschienen kurz nach der Eröffnung der Ausstellung im April mehrere Annoncen in überregionalen Zeitungen, die das Bild diskret anboten. Weil es sich auch in diesem Fall um eine Fälschung handeln soll, wurde inzwischen Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Am Freitag abend teilte die Bonner Staatsanwaltschaft gegenüber ddp mit, sie leite keine Ermittlungen ein.

Intendant Robert Fleck stieß mit seinem Amtsantritt mitten in den Vorbereitungen der Schau dazu. Er kündigte den Vertrag mit Modiglianis Nachlassverwalter Christian Parisot, dessen Ruf nicht ganz tadellos ist. „Wir haben jede Leihgabe geprüft und abgelehnt, wo wir Zweifel hatten. Am Ende haben wir mehr Bilder abgelehnt als angenommen“, sagt Fleck. Es sei schließlich bekannt, dass das Modigliani-Oeuvre weit mehr umfasse, als der beliebte Maler je geschaffen habe: Die smarten Nackten wurden schon zu seinen Lebzeiten kopiert.

Dass man die übrigen von der „Süddeutschen Zeitung“ erwähnten Bilder nicht als fragwürdig kennzeichne, hat laut Fleck einen simplen Grund: Es gebe Fachleute, die sie für Originale hielten und andere, die ihnen die Echtheit absprächen. „Das sind zwei Lager, die sich bekriegen. Wir zweifeln nicht und würden uns juristisch angreifbar machen, wenn wir unter eine Leihgabe schreiben, dass dieses Bild fragwürdig ist.“

Ärgerlich findet er allerdings das dreiste Verkaufsangebot. Es aus Protest einfach abhängen? Da, meint Fleck, seien die komplexen Leihverträge vor. „Einen solchen Passus gibt es einfach nicht. Ich denke aber schon, dass wir daraus lernen und so etwas in die nächsten Verträge mit aufnehmen.“Christiane Meixner

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