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Steinwand auf dem Gelände der Gedenkstätte Bergen-Belsen im Landkreis Celle. Im April 1945 befreiten britische Truppen das Konzentrationslager Bergen-Belsen, in dem über 52.000 Menschen starben.

© dpa/Moritz Frankenberg

Gedenkveranstaltung in Bergen-Belsen: Organisation der Überlebenden fühlt sich übergangen

Die diesjährige Gedenkveranstaltung in Niedersachsen stößt auf Kritik. Eine israelische Überlebendenorganisation bemängelt die terminliche Planung und fühlt sich übergangen.

Angebliche Terminschwierigkeiten haben zu Verwerfungen rund um die Gedenkveranstaltung im ehemaligen KZ Bergen-Belsen geführt, die in diesem Jahr am 5. Mai stattfinden wird. Wie die „taz“ berichtete, wird eine israelische Organisation der Überlebenden von Bergen-Belsen „Irgun S’hearit HaPlita“ den Zeremonien fernbleiben, die an die Befreiung des Lagers vor 79 Jahren erinnern soll. Der Grund: Am 6. Mai findet in Israel der nationale Gedenktag für die Opfer des Holocaust statt.

Der Vorsitzende von „Irgun S’hearit HaPlita“ Arie Olewski kritisiert außerdem, dass sein Verband in diesem Jahr keine offizielle Einladung erhalten habe. Darüber hinaus sei sie nicht bei der Planung der Red­ne­r nicht miteinbezogen worden sei, was sonst jeder Jahr passiere, so Olewski zur „taz“: „Wie können sie erwarten, dass wir kommen, wenn wir am nächsten Tag in Israel sein müssen?“

Die Sprecherin der Gedenkstätte, Stephanie Billib erklärte der „taz“ die Wahl des Termins nüchtern: So fände die Gedenkveranstaltung üblicherweise am ersten Sonntag nach der Befreiung am 15. April statt. Da dieser aber auf das Pessach-Fest fiel und der nächste auf die Hannover-Messe, habe man sich auf den 5. Mai festgelegt. Sonst wären Hotelzimmer teuer oder nur schwer zu bekommen. Die Stiftung, so Billib, könne nicht auf alle nationalen Feiertage Rücksicht nehmen.

Claudia Roth bei der Abschlussveranstaltung der Berlinale im Februar 2024.

© imago/Future Image/Clemens Niehaus

Der „taz“ liegt außerdem ein offener Brief von Ende Februar vor. Darin hatte Arie Olewski angekündigt, seine Organisation werde Kulturstaatsministerin Claudia Roth (Grüne) bei den Gedenkfeierlichkeiten zum 15. April zur „persona non grata“ erklären, sollte sie ihre Beifallsbekundung auf der Berlinale nicht klarstellen oder zurücknehmen. Bei der Abschlussveranstaltung des Filmfestivals hatten mehrere Preisträger sich in einer Weise zum Gaza-Krieg geäußert, die für Kritik sorgte.

Einige Beteiligte erhoben auf der Bühne einseitig Vorwürfe gegen Israel, ohne den Terrorangriff der islamistischen Hamas vom Oktober 2023 zu erwähnen oder die Freilassung der israelischen Geiseln zu fordern. Roth hatte damals in der ersten Reihe gesessen und nicht eingegriffen. Arie Olewski hat, so die „taz“, von der Stiftung inzwischen eine Einladung zu einem klärenden Gespräch erhalten.

Das ehemalige Kriegsgefangenen- und Konzentrationslager Bergen-Belsen wurde am 15. April 1945 durch britische Truppen befreit. Sie fanden Tausende unbestattete Tote und Zehntausende todkranke Menschen auf dem Gelände in der Lüneburger Heide. In dem Lager starben von 1939 bis 1945 mehr als 50.000 Menschen. Unter den Opfern waren auch die 15-jährige Anne Frank und ihre Schwester Margot, die im März 1945 an Typhus starben. (AFP/Tsp)

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